Mitten ins Herz - Roman
streifte dabei die Stoßstange des vorderen Wagens.
Lula schrie die ganze Zeit: »Wir haben das Etwas , das Sie suchen. Und wir nehmen das Geld. Wir haben uns entschlossen, das Geld zu nehmen!«
DeChooch blickte nicht zu uns her. Er machte kehrt, fuhr davon, und ließ uns in einer Staubwolke zurück.
Lula, Janice und ich sahen ihm hinterher, wie er die Straße entlangbrauste, dann begutachteten wir den CR-V. Er war zusammengedrückt wie eine Quetschkommode.
»Er hat meinen Shake verschüttet, obwohl ich dafür viel Kohle bezahlt habe«, sagte Lula. »Das macht mich echt stinkig.«
»Habe ich das richtig verstanden?«, fragte Vinnie. »DeChooch hat deinen Wagen demoliert und Joyce Barnhardt das Bein gebrochen?«
»Eigentlich ist die Autotür schuld an Joyce’ gebrochenem Bein«, sagte ich. »Als sie von der Karosse abflog, hat sie sich in der Luft überschlagen und ist genau auf Joyce’ Bein gesegelt.«
»Wir hätten gar nichts davon erfahren, wenn der Krankenwagen auf dem Weg zum Krankenhaus sich nicht an uns hätte vorbeiquetschen müssen. Unser Auto sollte gerade abgeschleppt werden, da kam der Krankenwagen, und drinnen war Joyce, festgeschnallt«, sagte Lula.
»Wo steckt DeChooch jetzt?«, wollte Vinnie wissen.
»Auf diese Frage haben wir leider auch keine Antwort«, sagte Lula. »Und da wir im Moment auch nicht über einen fahrbaren Untersatz verfügen, haben wir keine Möglichkeit, es herauszufinden.«
»Was ist mit deinem Auto?«, fragte Vinnie Lula.
»In der Werkstatt. Es wird in seine Einzelteile zerlegt, und es erhält eine Speziallackierung. Es ist erst nächste Woche fertig.«
Er wandte sich an mich. »Und dein Buick? Du fährst doch immer den Buick, wenn es Probleme mit deinem Wagen gibt.«
»Den Buick fährt meine Schwester.«
10
»Hinten steht noch ein Motorrad rum, das kannst du haben«, sagte Vinnie. »Ich habe es als Kautionssicherheit genommen. Der Typ war knapp bei Kasse, deswegen hat er mir das Motorrad dagelassen. Meine Garage steht voll mit Krempel. Da ist für ein Motorrad kein Platz mehr.«
Es gab Kunden, die entrümpelten ihre Häuser, um eine Kaution zu erwerben. Vinnie hatte schon Stereoanlagen, Fernsehgeräte, Nerzmäntel, Computer und Fitnessgeräte angenommen. Einmal hat er Madam Zaretzky eine Kaution gestellt und erhielt ihre Peitsche und ihren dressierten Hund als Pfand.
Unter anderen Umständen hätte ich die Gelegenheit Motorrad zu fahren wahrgenommen. Vor ein paar Jahren, als ich mit einem Mann befreundet gewesen war, der einen Motorradhandel besaß, hatte ich meinen Führerschein gemacht. Ab und zu hatte ich mir Motorräder angesehen, aber mir fehlte immer das Geld, eins zu kaufen. Das einzige Problem war nur, dass Motorräder nicht gerade das geeignete Fahrzeug für Kopfgeldjäger sind.
»Ich will kein Motorrad«, sagte ich. »Was soll ich mit einem Motorrad? Ich kann einen NVGler doch nicht auf einem Motorrad zum Gericht kutschieren.«
»Genau. Und was soll ich erst sagen?«, gab Lula zu bedenken. »Wie soll eine ausgewachsene Frau wie ich auf so einem
Ding Platz nehmen? Und dann erst meine Frisur. Man muss doch einen Helm beim Fahren tragen, der würde meine Frisur glatt ruinieren.«
»Ganz wie ihr wollt«, sagte Vinnie.
Ich seufzte und verdrehte die Augen. »Gehören auch Helme zu dem Motorrad?«
»Die liegen hinten im Zimmer.«
Lula und ich taperten los, um das Motorrad wenigstens mal in Augenschein zu nehmen.
»Das wird die reinste Blamage«, sagte Lula und machte die Tür zum Hintereingang auf. »Das wird die reinste … Moment mal. Was haben wir denn da? Ach du liebes bisschen! Das ist ja gar kein blöder Roller. Das ist ja ein echter Hobel .«
Es war eine Harley Davidson FXDL Dyna Low Rider, schwarz, mit aufgemalten grünen Flammen und speziell angefertigten Auspuffrohren. Lula hatte Recht. Das hier war kein blöder Roller, das hier war ein feuchter Traum.
»Kannst du auf so was fahren?«, fragte Lula.
Ich lachte. »O ja«, sagte ich. »Und ob ich das kann.«
Lula und ich setzten die Helme auf, stiegen auf den Sattel, ich steckte den Schlüssel in den Anlasser, ließ den Motor an, und die Harley unter uns heulte auf. »Houston, we have lift-off«, sagte ich. Dann hatte ich einen kleinen Orgasmus.
Ich fuhr ein paar Mal die Zufahrtsstraße hinter Vinnies Büro auf und ab, um ein Gefühl für die Maschine zu kriegen, danach schlug ich den Weg zu Mary Maggies Apartmenthaus ein. Ich wollte noch mal einen Versuch unternehmen, mit ihr ins
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