Mitten ins Herz - Roman
und mal bei einigen Leuten zu Hause vorbeischauen«, sagte ich. »Hat jemand Lust mitzukommen?«
»Oh, oh«, sagte Lula. »Du bist immer nur dann auf Begleitung scharf, wenn du Angst hast, dass jemand hinter dir her ist.«
»Könnte sein, dass Eddie DeChooch hinter mir her ist.« Wahrscheinlich waren noch andere Personen hinter mir her, aber Eddie DeChooch schien mir der Verrückteste von allen zu sein, der, der mich am ehesten erschießen würde. Obwohl, die alte Dame mit den unheimlichen Augen holte stark auf.
»Mit Eddie DeChooch werden wir schon fertig«, sagte Lula und kramte ihre Handtasche aus der untersten Schreibtischschublade hervor. »Ein armer alter Mann mit Depressiönchen.«
Und einer Waffe.
Zuerst suchten wir Mooners Mitbewohner auf.
»Ist Mooner da?«, fragte ich.
»Nein. Vielleicht ist er bei Dougie. Da ist er oft.«
Als Nächstes gingen wir zu Dougie. Als Mooner angeschossen worden war und bei mir übernachtet hatte, hatte ich ihm Dougies Haustürschlüssel abgenommen. Damit schloss ich jetzt die Tür auf, und Lula und ich streiften einmal durchs Haus. Mir fiel nichts Ungewöhnliches auf. Ich ging zurück in die Küche und schaute im Kühlschrank und im Tiefkühlfach nach.
»Was soll denn das bezwecken?«, fragte Lula.
»Nur so. Zur Überprüfung.«
Danach fuhren wir zu DeChoochs Haus. Das Absperrband der Polizei war weg, und die Haushälfte, die DeChooch gehörte, sah dunkel und unbewohnt aus.
Ich stellte den Wagen ab, und Lula und ich gingen durch alle Räume. Wieder fiel mir nichts Ungewöhnliches auf. Aus
lauter Neugier schaute ich auch hier im Kühlschrank und im Tiefkühlfach nach. Im Tiefkühlfach lag ein Schmorbraten.
»Wie ich sehe, macht dich Schmorbraten an«, stellte Lula fest.
»Dougie hat man einen Schmorbraten aus dem Tiefkühlfach geklaut.«
»Hm.«
»Das könnte er sein. Das könnte der gestohlene Schmorbraten sein.«
»Habe ich dich richtig verstanden? Eddie DeChooch soll in Dougies Haus eingebrochen sein und einen Schmorbraten gestohlen haben?«
Jetzt, wo es ausgesprochen wurde, kam es mir auch ziemlich blöde vor. »Könnte doch sein«, sagte ich.
Wir fuhren noch am Freizeitklub und an der Kirche vorbei, kurvten einmal durch Mary Maggies Tiefgarage, machten einen Schlenker zu Ace Pavers und landeten vor Ronald DeChoochs Haus im Norden von Trenton. Im Verlauf unserer Rundfahrt hatten wir Trenton zum größten Teil und Burg zur Gänze abgegrast.
»Ich habe keinen Bock mehr«, sagte Lula. »Ich habe Hunger auf Brathähnchen. Am liebsten hätte ich die frittierten Schenkel von Cluck in the Bucket, superscharf, superfettig. Dazu Brötchen und Krautsalat und einen von den superdickflüssigen Shakes, bei denen man sich zu Tode saugt, damit sie durch den Strohhalm passen.«
Cluck in the Bucket ist nur ein paar Straßen vom Büro entfernt. Davor, auf einem hohen Mast, der aus dem schotterbelegten Parkplatz emporragt, dreht sich ein überdimensionales, fettes Huhn. Cluck in the Bucket ist ein Schnellimbiss, der ausgezeichnete Brathähnchen anbietet.
Lula und ich kauften uns eine Portion und setzten uns an einen Tisch.
»Also«, sagte Lula, »nur zur Klärung: Eddie DeChooch fährt nach Richmond und holt Zigaretten ab. Während DeChooch in Richmond ist, beißt Louie D. ins Gras, und irgendwas läuft dabei schief. Wir wissen nur nicht was.«
Ich suchte mir ein gebratenes Schenkelstück aus und nickte. Ja.
»Choochy kommt mit den Zigaretten zurück nach Trenton, liefert einige bei Dougie ab und wird beim Versuch, die übrigen Zigaretten nach New York zu schaffen, verhaftet.«
Wieder nickte ich.
»Als Nächstes beißt Loretta Ricci ins Gras, und Chooch läuft vor uns weg.«
»Genau. Dann wird auf einmal Dougie vermisst. Benny und Ziggy suchen Chooch. Chooch sucht nach etwas, aber wieder wissen wir nicht, was es ist. Und: Jemand stiehlt Dougies Schmorbraten.«
»Und jetzt wird auch noch Mooner vermisst«, sagte Lula. »Chooch dachte, Mooner hätte jenes Etwas, und du rufst Chooch an und sagst ihm, du hättest dieses Etwas. Chooch bietet dir dafür Geld an, Mooner will er dir dafür nicht geben.«
»Genau.«
»Das ist die dämlichste Geschichte, die ich je gehört habe«, sagte Lula und biss herzhaft in einen Hähnchenschenkel. Dann hörte sie auf zu reden und zu kauen und riss die Augen weit auf. »Ungh!«, stieß sie hervor. Zuerst winkte sie mit den Armen, dann legte sie die Hände um den Hals.
»Was hast du?«, fragte ich.
Sie packte noch fester
Weitere Kostenlose Bücher