Mitternachtsfalke - Auf Den Schwingen Der Liebe
ich nicht von Euch. Dass Ihr mit Richter Cox besser bedient seid, wissen wir doch. Aber für Julia gibt es in Cornwall - ach, was rede ich da - in ganz England keinen geeigneteren Ehemann“, erklärte sie so leidenschaftlich, dass ihr entging, wie immer wieder Tee aus ihrer Tasse auf den Teppich schwappte.
Verärgert stapfte Julia mit dem Fuß auf.
„Es reicht! Ich wähle meinen Ehemann selbst aus. Und auch wenn Drew, ich meine Andrew - Lord Maynwarring versucht hat den armen Lord Dauncey zu verschrecken, indem er einfach behauptet hat, er werde mich heiraten, so sage ich euch eines: Wenn ich mich diesmal verlobe, dann mit dem Richtigen!“
Um zu zeigen, dass für sie das Gespräch beendet war, schob sie sich ein Stück Gewürzkuchen in den Mund und betrachtete dabei ausgiebig das Muster des Teppichs.
Nathan, der bei der Wahl von Julias Ehemann bereits einmal einen schweren Fehler begangen hatte, entschied, sich diesmal nicht einzumischen. Er kannte Julia gut genug, um zu erkennen, wann seine Tochter aufgeregt war. Und wenn dieser Maynwarring der Grund dafür war, um so besser. So weit er wusste, waren die Maynwarrings eine sehr angesehene Familie.
„Aber du kannst heute Abend nicht ohne Begleitung auf der Verlobung erscheinen“, protestierte Elizabeth.
„Nein, natürlich nicht. Ich werde einfach Lord Saunders Einladung annehmen“, versprach Julia ohne große Begeisterung.
Die Uhr schlug elf. Julia wurde unruhig. Es blieb ihr nicht mehr viel Zeit. Und gerade in diesem Moment trat ihre Tante am Arm des Richters auf das Podest, welches für die Musiker errichtet worden war. Alle Augen waren auf das Paar gerichtet. In der erwartungsvollen Stille hätte man eine Nadel fallen hören können.
Verstohlen suchte Julia nach Lord Saunders, der sie verlassen hatte, um eine Erfrischung zu holen. Sie konnte ihn nirgends entdecken.
Mit deutlichem Stolz in der Stimme ergriff Richter Cox das Wort und dankte den Gästen für ihr Erscheinen. So unauffällig wie möglich trat sie einen Schritt zurück. Dort verharrte sie mehrere Atemzüge lang, ehe sie wie beiläufig einen weiteren Schritt nach hinten tat. Mit einem unverbindlichen Nicken grüßte sie den Herren, der nun zu ihrer Linken stand, und richtete den Blick zurück auf den Redner.
„… nicht zu hoffen gewagt, mir das Glück …“
Ein kleiner Schritt zurück. Niemand beachtete Julia, sodass sie langsam immer weiter zurückwich. Sie musste die weit geöffnete Flügeltür schon fast erreicht haben, denn ein angenehmer Luftzug fuhr unter ihr Kleid.
Noch ein Schritt und …
„Huch!“, sie drehte sich um und wollte sich entschuldigen. Sie war direkt in jemanden hineingelaufen.
„Wo willst du denn hin Falke?“, raunte Drew, der ihren Arm hielt, wie um zu verhindern, dass sie stürzte. Aber sein Griff verhieß etwas anderes. Die winzige Bewegung seiner Finger auf ihrer Haut hätte es vermocht, einen Waldbrand zu entfachen. Zumindest Julia stand in Flammen.
„Drew. Ich, …, ähm ich wollte nur kurz, …“, stotterte sie.
Ihr lief die Zeit davon und nun sah sich auch noch Drew gegenüber.
„Verwirre ich dich?“, fragte er mit heiserer Stimme. In seinen Augen glomm ein Feuer, welches mit der Hitze im Saal bei Weitem nichts zu tun hatte.
„Natürlich! Ich meine natürlich nicht ! Ich muss mich nur kurz etwas frisch machen. Wenn du mich also entschuldigst.“
Sie entzog ihm ihren Arm und trat in den Flur, ahnte aber schon, ihm damit noch nicht entkommen zu sein.
„Die Art, wie du dich aus dem Ballsaal geschlichen hast, sagt mir, dass du etwas im Schilde führst.“
Ohne auf eine Einladung zu warten, blieb er an Julias Seite, als diese durch die Halle eilte.
„Du täuschst dich. Genieße das Fest und geh zurück in den Saal“, forderte sie ihn nun auf.
Sie hatte jetzt einfach keine Zeit für so etwas.
„Du wirst doch kein heimliches Stelldichein mit deinem Begleiter Saunders haben? Wenn doch, sähe ich mich gezwungen, den Mann zu fordern“, drohte er mit einem Augenzwinkern.
„Natürlich nicht, aber …“
„Nichts aber - süße Julia“, schnitt er ihr das Wort ab.
Mit einem schnellen Blick über die Schulter, der ihm zeigte, dass sie allein in der dämmrigen Halle waren, zog er sie an sich und küsste sie leidenschaftlich.
Der Beifall aus dem Ballsaal wurde zum Applaus für ihre Unterwerfung. Wie gut es tat, in seinen starken Armen zu liegen und seine Lippen auf ihren zu spüren. Sie seufzte und schmiegte sich an ihn. Nur langsam und
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