Mitternachtsfalke - Auf Den Schwingen Der Liebe
Blick richtig. Nachdem er an der frischen Luft wieder einen klaren Gedanken hatte fassen können, hatte er beschlossen, dass die Frau Wichtigeres für ihn tun konnte, als seine Fragen zu beantworten. Er musste die Kugel loswerden und seine Wunde ordentlich säubern. Aber da er das einhändig nicht bewältigen konnte, würde sie ihm eben helfen müssen. Danach konnte er sie immer noch zum Reden bringen. Entschlossen, seinen Qualen ein Ende bereiten zu lassen, war er zu seiner schönen Gefangenen zurückgekehrt.
„Wenn du deine Verkleidung suchst, die wirst du nicht finden.“
Drew grinste.
„So ist es sicherer.“
„Was? Warum ist das sicherer?“, fragte Julia, die seinen Gedanken nicht folgen konnte.
„Ich denke, du wirst nicht versuchen unbekleidet zu fliehen.“
Mit hochrotem Kopf starrte Julia ihren Peiniger an. Er hatte recht. Sie würde niemals so aus der Höhle gehen. Da hätte er ihr noch nicht einmal die Beine fesseln müssen. Allein, dass dieser Kerl sie so sehen konnte, war schrecklich.
„Sir, ich schwöre ich werde nicht fliehen. Bitte gebt mir meine Kutte.“
Drew lachte.
„Oh nein, Schätzchen. So gefällst du mir besser. Diese Belohnung habe ich mir verdient. Immerhin habe ich dich vor den anderen Kerlen gerettet. So wie die aussahen, würde es dir bei ihnen sicher noch weniger gefallen.“
Julia erstarrte. Sie erinnerte sich, dass es Gregorys Männer gewesen waren, die den Angriff auf ihre Schmuggler geführt hatten. Und dass sie versucht hatte, ihnen zu entkommen. Dann war ihr Pferd gestrauchelt und er hatte sie auf sein Pferd gezogen. Und dann? Er hatte sie einfach niedergeschlagen! Ihr Kopf pochte noch immer und erinnerte sie schmerzhaft an diese grobe Behandlung. Jetzt war sie hier und diesem beunruhigenden Kerl ausgeliefert. Sie fragte sich, ob seine Worte bedeuten mochten, dass er sich nicht an ihr vergehen würde. Immerhin würde sie ihn wohl kaum abwehren können.
„Bitte, tut mir nichts“, flehte Julia ängstlich. Sie überlegte fieberhaft, ob ihre Chancen besser stünden, wenn sie in Tränen ausbrechen würde.
„Hm, das hängt ganz davon ab, wie du dich verhältst“, bluffte Drew, der sie nur zu gerne in dem Glauben ließ, er sei ein wirklicher Schurke. Dabei würde er sich niemals an einer Frau vergreifen, das hatte er nicht nötig. Und außerdem teilte seine Schmugglerbraut ihr Lager vermutlich mit so vielen schmutzigen Kerlen, dass er nicht das Verlangen verspürte, sich da noch mit einzureihen.
„Ich werde tun, was Ihr verlangt, aber bitte, …“
„So so, na dann …“, raunte Drew, knöpfte sein Hemd Stück für Stück auf und ging auf Julia zu.
„Bitte nicht! Bitte, ich …“
Alle Farbe wich aus ihrem Gesicht. So hatte sie das doch nicht gemeint! Oh Gott, was sollte sie tun? Wie konnte sie sich retten? Hier gab es nichts, was sie als Waffe verwenden konnte, doch sie würde sich ganz sicher nicht kampflos ergeben. Sie war hin und her gerissen zwischen dem Wunsch die Augen fest vor dem, was kommen mochte zu verschließen, und dem Verlangen, den muskulösen Körper vor sich genau zu betrachten. Stück für Stück legte der Mann seinen Oberkörper frei. Insgeheim war Julia angetan von dem Bild, das sich ihr bot. Seine Haut glänzte bronzen und die gestählte Brust versprach Stärke. Schließlich glitt das Hemd zu Boden und Julia riss erschrocken die Augen auf. Oh Gott, was war nur mit ihr los. Anstelle ihren Peiniger anzugreifen oder nach einem Fluchtweg zu suchen, saß sie nur da und starrte ihn an. Es mochte ja durchaus sein, dass ihr noch nie zuvor ein Mann begegnet war, der über eine so rohe, kraftvolle Ausstrahlung verfügte, aber was er mit ihr vorhatte, würde sie dennoch nicht zulassen. Sie war entschlossen, ihre Unschuld mit aller Kraft zu verteidigen.
Drew grinste sie breit an und deutete auf den blutgetränkten Verband, der um seine Schulter verlief.
„Hier Schätzchen. Vorerst genügt es mir, dass du die Kugel rausholst.“
Erleichtert atmete Julia aus. Er hatte nicht vor, sie zu schänden. Trotzdem war sie entrüstet darüber, dass er sie ganz bewusst mit seinem Verhalten getäuscht hatte.
„Und warum sollte ich Euch nicht einfach an der Kugel sterben lassen?“, fragte sie daher frech.
Drew kniete sich neben seine Gefangene und hob ihr Kinn mit seinem Revolver an.
„Ganz einfach: Es würde Tage oder Wochen dauern, bis ich eventuell an dieser Verletzung sterben würde. Und da könnte ich auf den Gedanken kommen, mir meine letzten
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