Mitternachtsfalke - Auf Den Schwingen Der Liebe
durch eine große Eiche versperrt, die den Mittelpunkt des Hofes bildete. Die Brüder Blackworth zerrten etwas hinter sich her - augenscheinlich einen Sack - wobei sie so laut lachten, dass sie beinahe Hariberts Rufe übertönten. Dieser eilte gerade auf die Eingangstür zu, durch die bereits Gregory ins Freie trat.
Olivia und Julia wechselten verständnislose Blicke, denn noch immer hantierten Ashton und Burton hinter der Eiche herum. Angestrengt versuchten die Damen, das Gespräch zwischen Greg und Haribert zu verstehen.
„Was soll das Geschrei!“, verlangte Greg zu wissen.
„Oh, wir haben eine Überraschung für dich! Ein Geschenk, wenn man so will!“, lachte Harry.
Der Gefolgsmann wandte sich zu seinen beiden Kameraden um und zeigte auf das, was sich hinter dem Stamm abspielte, wobei er sich wie ein Diener vor Greg verneigte:
„Wir wünschen dir viel Vergnügen damit!“
Gregory reckte den Hals, um einen Blick auf seine Überraschung zu werfen, doch sein Blick blieb fragend.
„Was soll das? Wer ist das?“
Julia spitzte die Ohren.
„Das ist der Falke! Wie es scheint, hatte der Bastard einen Schutzengel und den Sturz von der Klippe unbeschadet überstanden.“
Sie verstand kein Wort und verrenkte sich beinahe den Hals bei dem Versuch, irgendwie um den Baum herum zu spähen.
„Was sagen sie? Verstehst du etwas?“, fragte sie Olivia aufgebracht.
„Nein, Kindchen. Wer weiß, was die Männer da wieder treiben. Wir sollten hier nicht so neugierig lauschen, das ist wirklich nicht schicklich.“
Was tat Gregory denn nun? Er zog seine Gerte und …
In diesem Moment machten die Männer einen kleinen Schritt nach vorne, zogen dabei den Sack - oder was auch immer es war - mit sich. Verwundert beobachtete sie, wie ihr Verlobter mit seiner Gerte ausholte und diese auf den Sack niedersausen ließ. Julias Kehle entstieg ein spitzer Schrei. Sie trommelte mit den Fäusten gegen die Scheibe, aber keiner der Männer bemerkte es. Daher raffte sie ihren Rock und rannte, so schnell es ihre Samtpantoffeln zuließen aus dem Raum und durch die Halle.
„Aufhören! Sofort aufhören!“, rief sie. In ihrer Eile übersah sie die sich öffnende Tür des Arbeitszimmers und so rannte sie direkt in die Arme ihres Vaters.
„Julia Liebes, was schreist du denn so?“, fragte Nathan irritiert.
„Vater, komm schnell! Er muss sofort aufhören!“, rief sie über die Schulter, wobei sie bereits zur Haustür hinaus rannte und die Eingangsstufen in einem Satz übersprang.
„Gregory!“, rief sie so laut sie konnte. Tatsächlich hielten die Männer inne.
Mit einer Handbewegung schickte Greg ihr Haribert entgegen, bevor er selbst ihr den Rücken kehrte und sich erneut dem Mann vor sich zuwandte.
Haribert versperrte Julia den Weg und streckte den Arm nach ihr aus, um sie so am Weitergehen zu hindern.
„Lady Hayes, Ihr solltet wieder nach drinnen gehen“, versuchte er sie mit befehlsgewohnter Stimme zu bremsen.
„Und Ihr solltet lieber Eure schmutzigen Finger von meinem Arm nehmen. Geht mir sofort aus dem Weg!“ Ohne jedoch seinen Griff zu lockern, erklärte er:
„Was hier gerade geschieht, ist sicherlich nichts für eine zartbesaitete Frau wie Euch. Geht nach drinnen und lasst uns Männer unsere Geschäfte erledigen.“
Wütend versuchte Julia, dem Kerl ihren Arm zu entreißen.
„Gregory!“, rief sie über Hariberts Schulter, „Gregory, ich verlange, sofort mit Euch zu sprechen!“
Mit einem resignierten Seufzen ließ Greg von dem Mann ab.
„Oh, Julia. Wie ich sehe, seid Ihr wieder in besserer Verfassung. Ihr geht ja sogar schon wieder vor die Tür“, flötete er.
Nun kam auch Nathan zu ihnen und Greg legte ihr fürsorglich die Hand auf den Arm. Harry war einen Schritt zurückgetreten, wobei er geschickt den Blick auf den Mann verbarg.
„Was? Hört sofort auf so scheinheilig mit mir zu reden!“ Julia entriss ihm ihren Arm und richtete sich aufgebracht die in Unordnung geratenen Röcke.
„Ich will sofort wissen, was hier eigentlich los ist!“, mischte sich nun Lord Hayes ein.
„Ganz einfach Vater! Gregory peitscht in deinem Hof am helllichten Tag einen Mann aus!“, brachte sie atemlos hervor, wobei sie es ganz bewusst vermied, den Mann, den sie hier so leidenschaftlich verteidigte, anzusehen.
Nathan warf einen Blick auf Gisbournes Männer, ehe er fragte:
„Greg, was ist hier los? Wer ist das?“
„Nathan, es wird dich sicherlich ebenso freuen wie mich, dass es meinen Männern gelungen ist, den
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