Mitternachtsfalke - Auf Den Schwingen Der Liebe
Mitternachtsfalken zu erwischen!“, prahlte er.
„Den Mitternachtsfalken? Ich dachte, der wäre längst tot? Habe ich dir nicht vorgestern bereits das Gold dafür ausgehändigt?“
„Ja, natürlich. Wer hätte denn auch ahnen können, dass man einen Sturz von den Klippen überleben kann. Aber umso erfreulicher ist es, dass wir ihn nun doch noch dingfest machen konnten. Und zudem können wir ihn für das, was er unserer geliebten Julia angetan hat, angemessen bestrafen. Und damit habe ich soeben angefangen“, klärte er seinen Schwiegervater auf.
„Was? Seit wann bestrafen wir denn Verbrecher nach eigenem Gutdünken? Hatte der Mann überhaupt die Möglichkeit sich zu erklären?“, mischte sich Julia ein, der es widerstrebte, von Greg so vollkommen missachtet zu werden.
„Julia, bitte. Das geht Euch nun wirklich nichts …“
„Nein, Greg. Sie hat recht. Bring ihn her, ich will mir den Bastard ansehen!“, unterbrach ihn Nathan.
Julia schlug das Herz bis zum Hals. Würde nun alles auffliegen? Ehe sie sich weitere Gedanken machen konnte, schleiften Gregs Männer den Gefangenen in ihre Mitte und stießen ihn erneut grob zu Boden. Seine Hände waren gefesselt und sein markantes Gesicht wies dort, wo Gregs Gerte ihre Spuren hinterlassen hatte, tiefe, rote Striemen auf. Um nicht sofort auf die Knie zu fallen und Drews Wunden zu untersuchen, biss sich Julia auf die Lippe. Wenn sie ihre Identität als der Falke weiterhin verbergen wollte, durfte sie ihm gegenüber kein Mitgefühl zeigen.
Aber konnte sie das überhaupt? Weiterhin zulassen, dass der Mann, dem ihre Liebe gehörte, fälschlich dieser Sache beschuldigt würde?
Noch während sich ihre Gedanken im Kreis drehten, nahm Nathan den Mann vor sich genauer ins Visier.
„Ist das wahr? Bist du der Mitternachtsfalke?“, verlangte er zu erfahren.
Drew, der nun zum ersten Mal den Blick hob, staunte nicht schlecht, als er neben dem schmierigen Kerl mit der Gerte die Schmugglerin stehen sah. Herausgeputzt in ein vornehmes hellblaues Kleid hätte er sie beinahe nicht erkannt, wenn nicht ihre unvergleichlichen Augen flehentlich auf ihn gerichtet gewesen wären. Anstatt Lord Hayes zu antworten, richtete er sich direkt an Gregory:
„Hat sie Euch das erzählt? Dass ich der Falke bin?“, fragte er mit vor Verachtung triefender Stimme.
Das musste es sein. Um von sich abzulenken, und ihre Schmuggler zu schützen, gab sie also nun ihm die Schuld. Alle Gefühle, die ihn bewogen hatten aus Sorge und vielleicht noch etwas anderem hierherzukommen, waren mit einem Mal verschwunden.
„Das ist doch wohl kaum nötig! Du wurdest erkannt. Meine Männer haben dich mit Ihr gesehen, willst du das etwa leugnen?“, rief Greg.
„Natürlich hat man mich mit ihr gesehen, …“
„Ha! Na also! Julia, Liebes, Ihr müsst Euch das hier nicht länger ansehen. Er wird Euch nie mehr etwas tun, das schwöre ich!“
„Liebes? Wärmt Euch die Dirne etwa das Bett, weil ihr sie in so feinen Zwirn steckt und ihren Lügen glaubt? Ich hätte nicht gedacht, dass …“
„Wie könnt Ihr es wagen!“, donnerte Nathan, der kaum fassen konnte, wie der Gefangene über seine Tochter sprach. Und noch ehe Drew auch nur ein weiteres Wort herausbrachte, hieb ihm Greg die Faust ins Gesicht.
„Das wird dir noch leidtun, du Bastard!“, drohte er und holte schon mit der Gerte aus, als Julia dazwischen ging.
„Bitte!“, rief sie, „Wir sind alle aufgebracht und zu keinem klaren Gedanken fähig. Wir sollten ihn vorerst ins Verlies bringen und uns anschließend gut überlegen, was wir mit ihm tun.“
Greg stieß sie von sich.
„Was soll das Julia! Warum verteidigt Ihr diesen Kerl? Bedenkt doch, was er Euch angetan hat!“
Da hatte er nun endlich den Schweinehund in der Hand und dann kam dieses Frauenzimmer und wollte ihm den Spaß verderben!
„Aber Greg. Er hat mir doch gar nichts getan! Wie Ihr seht, geht es mir gut.“
„Natürlich geht es dir gut!“, keuchte Drew, wobei er einen Schwall Blut vor sich in den Sand spuckte, „Die schöne Schmugglerin kommt davon und schiebt mir die Schuld in die Schuhe!“
Aus seinem Blick sprach lodernde Wut. Julia war ganz blass geworden und wusste keine Antwort, doch anscheinend nahm von ihr sowieso keiner Notiz.
Nathan, mittlerweile ebenso aufgebracht wie Gregory, trat ganz dicht an Drew heran.
„Noch ein solches Wort über meine Tochter und ich knüpf dich gleich hier an diesem Baum auf!“
Drew riss überrascht den Kopf hoch.
„Eure Tochter?
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