Mitternachtsfalke - Auf Den Schwingen Der Liebe
nun erstmals die roten Striemen auf, die seine Wangen zierten. Ihr Magen krampfte sich zusammen und ihr wurde flau. All das war ihre Schuld! Schnell wandte sie sich ab und holte die Weinflasche heran. Zuerst nahm sie selbst einen Schluck, um ihre Nerven zu beruhigen.
„Ich habe Wein für Euch. Ihr müsst etwas trinken.“
Ganz langsam und unter Schmerzen setzte sich Drew auf. Sein Blick wanderte über die Frau vor ihm. Was war nur mit ihm los? Noch nie zuvor hatte er gegen seine Vernunft gehandelt, und nun wusste er auch warum. Seit er dem Mitternachtsfalken das erste Mal ins hübsche Gesicht geblickt hatte, steckte er in Schwierigkeiten. In ernsten Schwierigkeiten. Sein Herz war in Gefahr.
„Du wirst mir helfen müssen, meine Muskeln sind so verkrampft, dass ich nicht einmal die Flasche heben könnte“, murrte er.
„Oh, ja, natürlich. Wie dumm von mir.“
Schnell sprang Julia auf, umrundete ihn und kniete sich hinter seinen Rücken. Mit sanftem Druck massierte sie seinen Rücken bis zum Nacken hinauf.
Obwohl er bei jeder Berührung zusammenzuckte, entrang sich ihm ein kehliges Lachen.
„Süße, du hättest mir auch einfach die Flasche an die Lippen halten können. Aber nur weiter, das tut wirklich gut.“
„Ähm, ja. Das stimmt, aber ich meine, ich dachte, …“, stotterte Julia verlegen.
„Schon gut Schätzchen, ich will dich doch nur aufziehen. Ehrlich gesagt fühle ich mich schon gleich viel besser. Langsam kehrt das Gefühl zurück und ich kann auch schon wieder meinen Kopf drehen.“
Wie zum Beweis legte Drew seinen Kopf zuerst auf seine eine Schulter, dann auf die andere, kreiste die Arme und streckte sich ausgiebig in alle Richtungen. Julia rutschte wieder zu ihm herum und reichte ihm die Flasche sowie eines der Brote, welches sie für ihn mitgebracht hatte.
Vorsichtig hob er die Flasche an und nahm einen großen Schluck.
„Danke. Aber was machst du eigentlich hier? Solltest du nicht bei deinem Vater sitzen und dich mit ihm freuen, dass es euch gelungen ist, den Schmuggler einzufangen?“, fragte er argwöhnisch, wobei er einen großen Bissen von dem Brot nahm.
„Ich habe mich hergeschlichen“, verteidigte sie sich.
„Hergeschlichen? Warum? Was willst du hier? Wolltest du mich leiden sehen? In Fesseln, ebenso wie ich dich gefangen hatte?“
„Nein. Ich wollte mich entschuldigen. Für alles! Dafür, Euer Pferd genommen zu haben, Euch nur mit dem dämlichen Umhang zurückgelassen zu haben und natürlich dafür, heute nicht den Mut aufgebracht zu haben, die Wahrheit zu sagen. Ich will ganz sicher niemanden in Ketten sehen, und erst recht nicht Euch!“
„Dann verhilfst du mir zur Flucht?“
Julia schüttelte den Kopf.
„Nein, Eure Flucht wäre doch ein Beweis für Eure Schuld. Ich habe schon eine Idee, die Euren Namen reinwaschen, und Euch schon bald die Freiheit schenken wird. So lange müsst Ihr einfach aushalten.“
Drew wischte sich die letzten Krümel ab, nahm einen weiteren Schluck Wein, hob den Kopf und sah Julia schließlich tief in die Augen.
„Na gut, aber dann sag mir jetzt endlich die Wahrheit. Ich weiß immer noch nicht, was hier los ist. Ich dachte, du bist in Gefahr!“
„Ich? In Gefahr?“, fragte Julia überrascht, „Nein, aber Ihr seid in Gefahr. Ich hoffe, dass sich Eure Wunde durch die schlimme Behandlung hier nicht wieder entzündet. Lasst mich am besten Eure Schulter sehen.“
Sie kniete sich neben Drew und wartete, bis er sein Hemd ausgezogen hatte. Seine Bewegungen waren steif und er schien Schmerzen zu haben. Auch seine Unterarme wiesen dunkle Striemen auf. Vermutlich hatte er so Gregs Hiebe abgewehrt. Das Licht in der Zelle war schwach und Julia konnte kaum mehr als Umrisse erkennen. Daher ließ sie langsam ihre Hände über seine Schulter gleiten, tastete nach Schwellungen oder ob die Wunde nässte. Da sich alles gut anfühlte, atmete sie erleichtert aus. Ihr Atem strich über Drews Nacken und eine Gänsehaut breitete sich über seinen Körper aus.
„Friert Ihr? Leider habe ich nicht an eine Decke gedacht.“
„Lady, du lenkst ab“, unterbrach er sie und griff entschlossen nach Julias Arm. „Sag mir, was du hier für ein Spiel spielst.“
Julia konnte die Augen nicht von ihm lassen. Drews Blick versengte ihre Haut und seine Berührung jagte heiße Schauer durch ihren Körper. Die Tatsache, dass er kein Hemd trug und ihr dabei so nahe war, verwirrte ihre Sinne. Sie hoffte, er möge sie niemals loslassen.
„Es ist so,“, begann sie zu
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