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Mitternachtsfalken: Roman

Titel: Mitternachtsfalken: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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dann geschah dies völlig unbeabsichtigt. Vielleicht beherrschen deine Leute ihr Handwerk nicht.«
    »Quatsch! Du hast sie mit voller Absicht abgeschüttelt. Ich weiß es, denn ich war dabei.«
    Arne zuckte mit den Schultern. »Das wundert mich gar nicht, Peter. Du warst schon als Kind nicht besonders helle. Wir sind zusammen zur Schule gegangen, weißt du noch? Damals waren wir sogar dicke Freunde.«
    »Bis sie dich nach Jansborg geschickt haben, wo man dir den Respekt vor unseren Gesetzen ausgetrieben hat.«
    »Nein. Wir waren befreundet, bis unsere Familien miteinander in Streit gerieten.«
    »Wegen der Bösartigkeit deines Vaters.«
    »Ich dachte, es ging darum, dass deinem Vater der Respekt vor unseren Steuergesetzen fehlte.«
    Das Verhör verlief anders als geplant. Flemming wechselte das Thema. »Mit wem hast du dich auf Bornholm getroffen?«
    »Mit niemandem.«
    »Du bist tagelang herumgelaufen und hast mit niemandem gesprochen?«
    »Doch. Ich hab mir ein Mädchen geangelt.«
    Das hatte er in den vorangegangenen Verhören nicht erwähnt. Peter hielt die Aussage für unwahr. Vielleicht war das ein Punkt, an dem er Arne in Bedrängnis bringen konnte. »Wie heißt sie?«
    »Annika.«
    »Nachname?«
    »Danach hab ich sie nicht gefragt.«
    »Als du wieder nach Kopenhagen kamst, hast du dich versteckt.«
    »Versteckt? Ich hab einen Freund besucht.«
    »Jens Toskvig – noch ein Spion.«
    »Davon hat er mir nichts erzählt.« Sarkastisch fügte Arne hinzu: »Spione sind Geheimniskrämer, das bringt der Beruf mit sich.«
    Es war zum Verzweifeln. Die Zeit im Knast hatte Arne nicht weich gekocht. Unverdrossen blieb er bei seiner Geschichte, die unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich war. In Peter Flemming wuchs allmählich die Besorgnis, dass er von Arne nie etwas erfahren würde, doch er tröstete sich mit dem Gedanken, dass man immer noch beim Vorgeplänkel war. »Du hattest also keine Ahnung, dass du polizeilich gesucht wurdest?«
    »Nein.«
    »Nicht einmal dann, als dich ein Polizist im Tivoli verfolgt hat?«
    »Das muss jemand anders gewesen sein. Ich bin noch nie von einem Polizisten verfolgt worden.«
    Peters Stimme troff vor Sarkasmus: »Du hast nicht zufällig einen der tausend Steckbriefe mit deinem Gesicht drauf gesehen, die überall in der Stadt aushingen?«
    »Die müssen mir entgangen sein.«
    »Warum hast du dann dein Aussehen verändert?«
    »Hab ich das?«
    »Du hast deinen Schnurrbart abrasiert.«
    »Jemand hat mir gesagt, damit sähe ich aus wie Hitler.«
    »Wer hat dir das gesagt?«
    »Das Mädchen auf Bornholm, Anne.«
    »Du sagtest vorhin, sie heißt Annika.«
    »Ich hab sie Anne genannt, die Kurzform.«
    Tilde Jespersen brachte ein Tablett herein. Der Duft des warmen Brots ließ Peter das Wasser im Munde zusammenlaufen. Arne erging es bestimmt nicht anders. Tilde goss Tee ein und fragte Arne lächelnd: »Hätten Sie auch gern welchen?«
    Er nickte.
    Peter sagte: »Er kriegt keinen.«
    Tilde zuckte die Achseln.
    Die kleine Szene war gestellt. Tilde spielte Arne gegenüber die Freundliche, um sein Vertrauen zu gewinnen.
    Sie holte sich von draußen einen zweiten Stuhl und trank ihren Tee im Sitzen. Peter aß Brot mit Butter und Marmelade und ließ sich dabei Zeit. Arne musste dabeistehen und den beiden zusehen.
    Nach dem Frühstück nahm Peter Flemming die Befragung wieder auf. »In Poul Kirkes Büro habe ich die Skizze von einer militärischen Einrichtung auf Sande gefunden.«
    »Wie empörend«, sagte Arne.
    »Wäre er nicht getötet worden, so hätte er diese Skizzen den Engländern zugespielt.«
    »Er hätte vielleicht eine ganz harmlose Erklärung dafür gehabt, wäre er nicht von einem schießwütigen Idioten umgelegt worden.«
    »Stammen die Zeichnungen von dir?«
    »Garantiert nicht.«
    »Du bist auf Sande zu Hause. Dein Vater ist dort Pastor.«
    »Du bist dort ebenfalls zu Hause. Dein Vater unterhält ein Hotel, in dem sich die Nazis außerhalb ihrer Dienstzeiten mit Aquavit voll laufen lassen.«
    Peter überhörte das. »Als ich dich in der St.-Pauls-Gade gestellt habe, bist du abgehauen. Warum?«
    »Du hattest eine Waffe. Wäre die nicht gewesen, hätte ich dir eins auf deinen hässlichen Schädel gegeben wie damals vor zwölf Jahren hinter dem Postamt.«
    »Hinter dem Postamt habe ich dich niedergeschlagen.«
    »Aber ich kam wieder hoch.« Arne lächelte und wandte sich an Tilde. »Peters Familie und meine sind schon seit Jahren verfeindet. Das ist der eigentliche Grund für meine

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