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Mitternachtsfalken: Roman

Titel: Mitternachtsfalken: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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er nach einer Pause.
    »Was für einen?«
    Harald zeigte ihm die Strebe. »Ich würde gern Ihre Werkstatt benutzen, um ein kaputtes Teil von meinem Motorrad zu reparieren.«
    Nielsen sah ihm ins Gesicht. »Du hast vielleicht Nerven, Freundchen.«
    Das weiß ich selber, dachte Harald. »Es ist wirklich wichtig«, bat er. »Wenn Sie mir das erlauben, brauchen Sie mir für den einen Tag Arbeit nichts zu zahlen.«
    »Hmm, ja. vielleicht.« Nielsen zögerte. Er hatte sichtlich keine Lust, Harald in irgendeiner Weise entgegenzukommen, doch am Ende siegte sein Geiz. »Na gut, meinetwegen.«
    Harald ließ sich seine Freude und Erleichterung nicht anmerken.
    ». wenn du mir«, fügte Nielsen hinzu, »zuerst noch diesen Traktor hier reparierst.«
    Harald unterdrückte einen Fluch. Er hatte keine Lust, seine kostbare Zeit an Nielsens Traktor zu verschwenden, wo die Reparatur der Hornet Moth doch viel dringender war. Allerdings ging es nur um einen überhitzten Kühler. »Mach ich«, sagte er.
    Nielsen stapfte davon, um seine schlechte Laune an jemand anderem auszulassen.
    Der Traktor hörte bald auf zu dampfen, und Harald konnte einen
    Blick auf den Motor werfen. Sofort erkannte er, dass am Übergang zu einem Rohr ein Schlauch geplatzt war, sodass das Kühlwasser heraustropfte. Ein Ersatzschlauch war natürlich nirgends zu bekommen, doch hatte der defekte noch etwas Spiel. Harald schnitt das undichte Ende einfach ab und schloss den Schlauch wieder an. Aus der Küche des Bauernhauses holte er sich einen Eimer mit heißem Wasser und füllte den Kühler auf – kaltes Wasser hätte dem überhitzten Motor geschadet. Zum Schluss startete er den Motor, um zu überprüfen, ob die Klampe, mit der der Schlauch befestigt war, hielt. Sie tat es.
    Endlich konnte er in die Werkstatt gehen.
    Er brauchte ein Stück dünnes Stahlblech, um die angeknackste Stelle in der Strebe zu verstärken, und er wusste auch schon, wo er es bekommen konnte. An der Wand der Werkstatt waren übereinander vier einzelne Regalplatten aus Metall angebracht. Harald nahm sämtliche Gegenstände vom obersten Bord und verteilte sie auf die anderen drei. Dann hob er die oberste herunter. Mit Nielsens Metallschere entfernte er die umgebogenen Kanten und schnitt sich vier Streifen heraus.
    Mit diesen wollte er die angebrochene Stelle schienen.
    Er klemmte einen der Streifen in einen Schraubstock und hämmerte eine grobe Rundung hinein, damit er über das ovale Rohr der Strebe passte. Die gleiche Prozedur wiederholte er mit den anderen drei Streifen. Im nächsten Arbeitsgang schweißte er die Metallstreifen über die defekten Partien der V-Strebe.
    Er trat einen Schritt zurück und betrachtete sein Werk. »Hässlich, aber wirkungsvoll«, kommentierte er laut.
    Im Wald, auf dem Weg zurück zum Schloss, hörte er Geräusche aus dem Heerlager: Männer, die einander dies und das zuriefen, Motoren im Leerlauf, wiehernde Pferde. Es war früher Abend, und die Soldaten, die anderswo zu tun gehabt hatten, waren zurückgekehrt. Harald überlegte, wie er es schaffen sollte, wieder unbemerkt in die Kirche zu kommen.
    Er näherte sich dem Kloster von der Rückseite. Am Nordende der Kirche lehnte ein junger Rekrut an der Mauer und rauchte eine Zigarette. Harald nickte ihm zu, und der Soldat sagte auf Dänisch: »Guten
    Tag, ich bin Leo.«
    Harald bemühte sich um ein Lächeln. »Ich bin Harald.«
    »Kann ich dir‘ne Zigarette anbieten?«
    »Danke, ein anderes Mal, aber momentan hab ich‘s eilig.«
    Harald bog um die Ecke zur Langseite der Kirche. Er suchte sich einen Holzklotz, rollte ihn unter ein Fenster, stellte sich darauf und spähte ins Innere. Dann schob er die reparierte Strebe durch die glaslose Öffnung und ließ sie auf die auf der anderen Seite darunter stehende Kiste fallen. Sie hopste über die Kiste und fiel zu Boden.
    Harald zog sich hoch und war dabei, sich durchs Fenster zu winden, als er eine Stimme hörte: »Hallo!«
    Sein Herzschlag stockte. Karen stand, vom Rumpf teilweise verdeckt, am Heck des Flugzeugs und werkelte an dem Flügel mit der beschädigten Spitze herum. Harald hob die Strebe auf und ging zu Karen, um ihr sein Werk zu zeigen.
    Da sagte eine Stimme auf Deutsch: »Ich dachte, der Raum wäre leer!«
    Harald fuhr herum. Der junge deutsche Soldat sah durchs Fenster. Harald starrte ihn entgeistert an und verfluchte insgeheim sein Schicksal. »Es ist ein Abstellraum«, sagte er.
    Leo wand sich durch das Fenster und ließ sich zu Boden fallen. Harald warf

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