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Mitternachtsfalken: Roman

Titel: Mitternachtsfalken: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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ein Verwandter von Arne Olufsen?«
    »Ich bin sein Bruder. Harald.«
    »Benedikt Vessell, aber nenn mich ruhig Ben.« Der Mann war in den Dreißigern. Er grinste freundlich und zeigte dabei seine nikotingelben Zähne. »Ich hab drauf gehofft, jemandem aus Arnes Familie über den Weg zu laufen.« Er kramte ein paar Banknoten aus seiner Hosentasche. »Ich schulde Arne vierzig Kronen.«
    »Weshalb?«
    Der Unteroffizier sah ihn verschlagen an. »Sag‘s nicht weiter, ja?
    Ich führe so ein kleines Wettbuch. Pferderennen, weißt du? Arne hat auf einen Sieger gesetzt.«
    Harald nahm das Geld an, weil er nicht wusste, was er sonst hätte tun sollen. »Danke.«
    »Dann sind wir quitt, ja?«
    Harald verstand nicht ganz, was mit dieser Frage gemeint war. »Natürlich.«
    »Gut.« Wieder dieser verschlagene Blick.
    Vielleicht schuldet er Arne mehr als vierzig Kronen, dachte Harald, wollte es aber nicht auf einen Streit ankommen lassen. »Ich geb‘s meiner Mutter«, sagte er.
    »Herzliches Beileid übrigens, mein Freund. Dein Bruder war ein prima Kerl.«
    Der Unteroffizier war offenbar keiner, der es mit den Vorschriften allzu genau nahm. Eher gehörte er zu der Sorte, die ziemlich oft »Sag‘s nicht weiter!« murmelt. Sein Alter wies ihn als Berufssoldaten aus, doch sein Rang war niedrig. Vielleicht flossen seine Energien in andere, illegale Aktivitäten. Gut möglich, dass er mit Pornografie und geklauten Zigaretten handelte. Vielleicht, dachte Harald, kann er mir bei der Lösung meines Problems helfen. »Ben«, sagte er. »Kann ich dich was fragen?«
    »Alles, was du willst.« Ben zog einen Tabakbeutel aus der Tasche und begann sich eine Zigarette zu rollen.
    »Angenommen, jemand braucht für private Zwecke fünfzehn Meter Stahlseil für eine Tiger Moth. Weißt du, wie man da rankommen könnte?«
    Ben sah ihn aus zusammengekniffenen Augen an. »Nein«, sagte er.
    »Und wenn dieser Jemand, sagen wir, zweihundert Kronen dafür zahlen könnte?«
    Ben steckte seine Zigarette an. »Das hat was mit dem Grund für Arnes Verhaftung zu tun, oder?«
    »Ja.«
    Ben schüttelte den Kopf. »Nein, mein Junge, das geht nicht. Tut mir Leid.«
    »Macht nichts«, sagte Harald leichthin, obwohl er zutiefst enttäuscht war. »Wo finde ich Hendrik Janz?«
    »Zwei Türen weiter. Wenn er nicht auf seiner Stube ist, versucht in der Kantine.«
    Hendrik Janz saß an einem kleinen Schreibtisch und las in einem Buch über Meteorologie. Piloten mussten sich mit dem Wetter auskennen, mussten wissen, wann sie gefahrlos fliegen konnten und wann mit einem Sturm zu rechnen war. »Ich bin Harald Olufsen.«
    Hendrik drückte ihm die Hand. »Verdammte Schande, das mit Arne.«
    »Vielen Dank fürs Zusammenpacken.«
    »Ich war froh, was Nützliches tun zu können.«
    War Hendrik einverstanden mit dem, was Arne getan hatte? Harald brauchte einen Hinweis, bevor er sich deutlicher ausdrückte. »Arne hat getan, was er für richtig hielt. Er meinte, er wäre es seinem Vaterland schuldig.«
    Hendriks Blick verriet sofort höchste Wachsamkeit. »Davon weiß ich nichts«, sagte er. »Für mich war er ein zuverlässiger Kamerad und ein guter Freund.«
    Es ist wirklich zum Verzweifeln, dachte Harald. Auch Hendrik wird mir nicht zu diesem Stahlseil verhelfen. Was kann ich denn jetzt noch tun.?
    »Vielen Dank noch mal«, sagte er. »Auf Wiedersehen.«
    Er kehrte in Arnes Zimmer zurück und holte das Gepäck. Er wusste nicht mehr weiter. Ohne das dringend benötigte Stahlseil konnte er nicht gehen – aber wie kam er dran? Er hatte alles versucht.
    Vielleicht gab es solche Seile noch anderswo – nur eben wo? Er hatte keine Ahnung. Außerdem lief ihm die Zeit davon. Nur noch sechs Tage waren es bis zum Vollmond, und das hieß, dass ihm nur noch vier Tage für die Reparatur des Flugzeugs blieben.
    Mit den beiden Gepäckstücken verließ er das Gebäude und machte sich auf den Weg zum Tor. Er wollte nach Kirstenslot zurückkehren – nur, was sollte er dort? Wie soll ich Karen beibringen, dass ich mit leeren Händen komme, dachte er.
    Als er am Lagerhaus vorbeikam, hörte er, wie jemand seinen Namen rief: »Harald!«
    Ein Lastwagen parkte vor dem Lagerhaus, und Ben, von dem Fahrzeug halb verborgen, winkte Harald zu sich, der rasch bei ihm war.
    »Hier«, sagte Ben und hielt ihm eine dicke Rolle Stahlseil entgegen. »Fünfzehn Meter und ein paar zerquetschte.«
    Harald war außer sich vor Freude. »Vielen Dank!«
    »Nimm schon, um Gottes willen, sie ist schwer.«
    Harald nahm

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