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Mitternachtsfalken: Roman

Titel: Mitternachtsfalken: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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voller Ölgemälde hingen, herrschte eine legere Atmosphäre, die in auffallendem Kontrast zur steifen Förmlichkeit der Eingangshalle stand.
    Eine junge Frau in schwarzem Kleid und weißer Schürze fragte Harald, was er zu trinken wünsche. »Das Gleiche wie Josef«, antwortete er. Alkohol war im Pfarrhaus tabu. Im Internat war es den Jungen der Abiturklasse gestattet, beim geselligen Beisammensein am Freitagabend ein Glas Bier zu trinken. Einen Cocktail hatte Harald noch nie getrunken, ja er wusste nicht einmal genau, was das überhaupt war.
    Unsicher, wie er sich verhalten sollte, bückte er sich und tätschelte den Hund. Es war ein langer, schlanker Roter Setter mit grau meliertem ingwerfarbenem Fell. In höflicher Anerkennung der Aufmerksamkeit, die Harald ihm schenkte, öffnete er ein Auge und schlug einmal mit dem Schwanz.
    »Das ist Thor«, sagte Karen.
    »Der Gott des Donners«, sagte Harald mit einem Lächeln.
    »Blöder Name, ja. Aber der stammt von Josef.«
    Tik protestierte: »Du wolltest ihn doch Butterblume nennen!«
    »Ich war damals auch erst acht.«
    »Genau wie ich. Außerdem ist der Name gar nicht so blöd. Wenn Thor furzt, klingt es wie ein Donnerschlag.«
    In diesem Augenblick betrat Tiks Vater den Raum, und er sah dem Hund dermaßen ähnlich, dass Harald beinahe gelacht hätte. Herr Duchwitz war ein hoch gewachsener, schlanker Mann, der zu einem eleganten Samtjackett eine schwarze Fliege trug. Sein lockiges rotes Haar war dabei, zu ergrauen.
    Herr Duchwitz begrüßte Harald mit der gleichen müden Höflichkeit, die ihm auch der Hund entgegengebracht hatte. »Sehr erfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen«, sagte er in trägem, gedehntem Tonfall. »Josef erzählt sehr oft von Ihnen.«
    »So, jetzt kennst du die ganze Familie«, sagte Tik.
    »Wie ist es Ihnen im Internat nach jenem Eklat ergangen?«, fragte Herr Duchwitz.
    »Ich bin seltsamerweise gar nicht bestraft worden«, erwiderte Harald. »Früher musste ich mal den Rasen mit meiner Nagelschere schneiden, nur weil ich ›Blödsinn‹ gesagt hatte, als ein Lehrer eine dumme Behauptung aufstellte. Herrn Agger gegenüber war ich viel aggressiver. Aber Heis – das ist unser Direktor – hat mir nur ruhig ins Gewissen geredet und gemeint, ich hätte sehr viel mehr überzeugt, wenn ich am Ende nicht so ausfallend geworden wäre.«
    »Und ging, indem er Sie eben nicht zur Schnecke machte, mit gutem Beispiel voran«, sagte Duchwitz lächelnd, und Harald erkannte, dass er damit Heis‘ Reaktion genau auf den Punkt gebracht hatte.
    »Meiner Meinung nach hat Heis Unrecht«, sagte Karen. »Manchmal muss man einfach auf den Putz hauen, damit die Leute zuhören.«
    Da hat sie sicher Recht, dachte Harald und wünschte, ihm wäre beim Gespräch mit Heis dieses Argument selber eingefallen. Karen war ebenso klug wie schön. Aber er hatte sich vorgenommen, ihrem Vater eine bestimmte Frage zu stellen, und jetzt war genau die richtige Gelegenheit dazu. »Haben Sie keine Angst, dass Ihnen die Nazis was antun könnten, Herr Duchwitz? Wir wissen doch, wie schlimm die Juden in Deutschland und Polen behandelt werden.«
    »Doch, ich habe durchaus meine Befürchtungen«, antwortete Duchwitz. »Aber Dänemark ist nicht Deutschland, und die Deutschen scheinen uns in erster Linie als Dänen und erst in zweiter Linie als Juden zu sehen.«
    »Bisher jedenfalls«, warf Tik ein.
    »Richtig. Aber es stellt sich dann auch gleich die Frage, welche Optionen wir sonst haben. Ich könnte zum Beispiel eine Geschäftsreise nach Schweden machen und dort ein Visum für die Vereinigten Staaten beantragen. Meine ganze Familie ins Ausland zu bringen, dürfte schon erheblich schwieriger sein. Und bedenken Sie, was wir alles zurücklassen müssten: eine Bank, die von meinem Urgroßvater gegründet wurde; das Haus hier, in dem meine Kinder auf die Welt gekommen sind. Und eine Gemäldesammlung, die Teil meines Lebenswerks ist... Zieht man das alles in Betracht, dann kommt man zu dem Schluss, dass es vielleicht das Einfachste ist, still zu halten und zu hoffen, dass alles gut geht.«
    »Schließlich sind wir ja keine kleinen Krämer von der Ecke, Herrgott noch mal!«, sagte Karen hochnäsig. »Ich hasse die Nazis, aber was können die schon gegen eine Familie tun, der die größte Bank des Landes gehört?«
    Harald hielt diese Einstellung für dumm. »Die Nazis können tun und lassen, was ihnen gefällt«, sagte er verächtlich, »und das sollte dir mittlerweile eigentlich klar sein.«
    »Ach

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