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Mitternachtsfalken: Roman

Titel: Mitternachtsfalken: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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erwähnt hatte, warum die Polizei hinter Poul her gewesen war. Und Arne musste aufgefallen sein, dass Harald nicht gefragt hatte.
    »Lass mich wissen, wie du auf Kirstenslot zurechtkommst, und ruf mich an, wenn du irgendwas brauchst.«
    »Danke.«
    »Viel Glück, kleiner Bruder.«
    Als Harald auflegte, stampfte sein Vater ins Büro. »Was bildest du dir eigentlich ein?«
    Harald erhob sich. »Wenn du Geld für das Telefongespräch haben willst, frag Sejr nach meinem Lohn für heute Morgen.«
    »Ich will kein Geld. Ich will wissen, warum du nicht in Sejrs Laden bist.«
    »Weil mich das Schicksal nicht zum Kurzwarenhändler bestimmt hat.«
    »Du hast doch keine Ahnung, wozu du bestimmt bist.«
    »Mag sein.« Harald verließ das Büro.
    Er ging hinaus in die Werkstatt und begann den Boiler seines Dampfmotorrads zu heizen. Während er darauf wartete, dass sich Dampf entwickelte, belud er den Beiwagen mit Torfbriketts. Wie viele er benötigte, um nach Kirstenslot zu kommen, wusste er nicht, also nahm er alle, die er finden konnte. Dann ging er zurück ins Haus, um seinen Koffer zu holen.
    Sein Vater lauerte in der Küche auf ihn. »Wo willst du hin?«
    »Ich will hier weg, das ist erst einmal das Wichtigste.«
    »Ich verbiete dir, dieses Haus zu verlassen.«
    »Du kannst mir eigentlich nichts mehr verbieten, Vater«, erwiderte Harald ruhig. »Du bist nicht mehr bereit, mich zu unterstützen, und du sabotierst nach Kräften meine Berufsausbildung. Ich fürchte, du hast das Recht verspielt, mir zu sagen, was ich zu tun habe.«
    Dem Pastor verschlug es beinahe die Sprache. »Du. du musst mir aber sagen, wohin du gehst!«, stammelte er.
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Wenn du nicht weißt, wo ich bin, kannst du auch meine Pläne nicht durchkreuzen.«
    Der Pastor wirkte tödlich verwundet. Das Mitleid überkam Harald wie ein plötzlicher Schmerz. Er war nicht rachsüchtig, weshalb es ihm keinerlei Vergnügen bereitete, seinen Vater leiden zu sehen. Andererseits fürchtete er, dass er, wenn er jetzt Reue zeigte, die Überzeugungskraft seiner Entscheidung verlieren und sich am Ende doch noch zum Bleiben nötigen lassen könnte. Also wandte er das Gesicht ab und verließ das Haus.
    Er band den Koffer hinten aufs Motorrad und schob es aus der Werkstatt.
    Seine Mutter kam über den Hof gerannt und drückte ihm ein Bündel in die Hand. »Was zu essen«, sagte sie unter Tränen.
    Er verstaute das Bündel im Beiwagen zwischen den Torfbriketts.
    Als er aufsaß, umarmte ihn seine Mutter. »Dein Vater liebt dich, Harald. Begreifst du das?«
    »Ja, Mutter, ich glaube schon.«
    Sie küsste ihn. »Lass mich wissen, ob es dir gut geht. Ruf an oder schick mir mal eine Postkarte.«
    »Mach ich.«
    »Verspricht mir!«
    »Ja, ich verspreche es.«
    Sie ließ ihn los, und er fuhr davon.
    P eter Flemming entkleidete seine Frau. Sie stand passiv vor dem Spiegel, die Statue einer blassen, schönen Frau, in deren Adern warmes Blut floss. Er nahm ihr die Armbanduhr und die Halskette ab und öffnete geduldig die Haken und Ösen ihres Kleides. Seine plumpen Finger machten das sehr geschickt und verrieten Übung. Auf der rechten Seite entdeckte er einen hässlichen Fleck und runzelte missbilligend die Stirn; es sah so aus, als hätte Inge etwas Klebriges angefasst und sich danach die Hand an der Hüfte abgewischt. Sie war normalerweise alles andere als nachlässig in solchen Dingen. Flemming zog ihr vorsichtig das Kleid über den Kopf und achtete darauf, dass nicht auch noch ihr Haar verschmiert wurde.
    Inge war so schön und begehrenswert wie damals, als er sie zum ersten Mal in Unterwäsche gesehen hatte. Doch damals hatte sie gelächelt und ihm liebe Worte gesagt; ihr Ausdruck war voller Begierde gewesen, mit einer Spur banger Erwartung. Heute war ihr Gesicht leer.
    Er warf ihr Kleid in den Korb mit der schmutzigen Wasche und nahm ihr den Büstenhalter ab. Ihre Brüste waren voll und rund, die Spitzen so hell, dass sie kaum zu erkennen waren. Er schluckte und versuchte, nicht mehr hinzusehen. Er bugsierte Inge auf den Hocker vor der Frisierkommode, zog ihr die Schuhe aus, löste ihre Strümpfe und rollte sie hinunter. Er nahm ihr den Hüfthalter ab, half ihr wieder auf und zog ihr den Schlüpfer aus. Als die blonden Locken zwischen ihren Schenkeln zum Vorschein kamen, spürte er wachsendes Verlangen und ekelte sich vor sich selbst.
    Er wusste, dass er mit ihr Geschlechtsverkehr haben konnte, wenn er nur wollte. Inge würde still daliegen und es passiv

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