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Mitternachtskinder

Mitternachtskinder

Titel: Mitternachtskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Salman Rushdie
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sagen:
Für mich schon,
aber dann hätte ich wie eine Idiotin dagestanden. »Du bist nur ein Mensch.«
    »Dafür kann ich tanzen«, protestierte er. Und das konnte er wirklich. Sehr gut für einen Menschen. Der Trommelschlag trieb seinen Körper hierhin und dorthin, seine Füße zeichneten verschlungene Muster in das niedergetrampelte Gras. »Und ich verfüge auch über Magie, wenn ich später König bin.« Er wirbelte mich herum.
    »Wie kommst du darauf, Menschenmann?«
    »Die Königin hat es mir versprochen, und ich glaube ihr. Sie kann nämlich nicht lügen.« Er lachte laut und wild. Dadurch erkannte ich, wie hingerissen er von der Musik war, wie betört vom Tanz, wie hilflos er uns ausgeliefert war. »Sie ist sehr schön. Sie tut mir weh mit ihrer Schönheit,
cailín

    Das wunderte mich nicht. Die Schönheit der Königin schmerzte jeden, der sie sah. »Magie liegt nicht einfach so herum, Menschenmann.«
    Wieder lachte er auf, als hätte ich etwas Lustiges gesagt. »Natürlich nicht! Sie bewegt sich von einem Körper zum anderen, richtig? Also nehme ich an, dass sie von irgendjemand anderem kommen wird.«
    Ich betrachtete mich selbst als reichlich finsteres Geschöpf, doch diese Aussage klang sogar in meinen Ohren sehr finster. »Von einem anderen magischen Jemand, hm? Man fragt sich allerdings, wo sie einen solchen Jemand finden könnten. Und was dann mit diesem Jemand geschehen würde.«
    »Die Königin ist sehr gerissen.«
    Ich dachte daran, wie lange sie still hinter dem Rücken der alten Königin auf ihr Ziel hingearbeitet hatte, damit die Krone in ihrem – Eleanors – Schoß landen würde, wenn sie der anderen vom Kopf fiel. »O ja, sie ist sehr raffiniert. Aber für mich hört sich das so an, als würde jemand anders für deine Magie sehr leiden müssen.«
    Der Gefährte zog ein ungläubiges Gesicht. »Meine Königin ist nicht grausam.«
    Ich sah ihn nur an. Das glaubte er doch wohl nicht im Ernst. Es sei denn, er war als Kind einmal auf den Kopf gefallen. Aber er nahm die Worte nicht zurück. Also sagte ich: »Nicht jeder kann die Magie an sich binden, selbst wenn es ihm gelingt, sie zu finden.«
    »Halloween,
cailín
. Der Tag der Toten. Dann ist die Magie unbeständiger. Und – sie würde mir nichts schenken, das ich nicht behalten könnte. Sie kennt meine Schwächen. Ich glaube fest daran, dass ich bald einer von euch bin.«
    »Halt!«, fauchte ich und blieb so plötzlich stehen, dass er meinen Arm mit sich weiterzog und mir die Schulter verdrehte. »Ich fürchte, du weißt nicht, was du da sagst.«
    Er ließ meine Hand los und stand mit schlaff herabhängenden Armen vor mir. Die Tänzer um uns herum drehten die Köpfe und betrachteten uns. Murmelnd und flüsternd erhoben sich ihre Stimmen.
    »Ich an deiner Stelle hätte es nicht so eilig, meine Menschlichkeit wegzuwerfen«, erklärte ich und trat weiter von ihm zurück. »Ehe du gesehen hast, was es wirklich bedeutet, zu den Feen zu gehören.«
    Meine Worte stießen auf taube Ohren. Er starrte mich nur an.
    Inmitten der Feen ließ ich den Gefährten der Königin stehen. Bevor ich auch nur halbwegs unsichtbar geworden war, hatte eine große, rothaarige Fee schon nach seiner Hand gegriffen. Bis ich meine körperliche Gestalt ganz aufgegeben hatte und mich auf menschlichen Gedanken und Träumen davonmachte, war der königliche Gefährte bereits wieder in den Tanz hineingezogen worden. Von oben konnte ich ihn nicht mehr von den Feen unterscheiden, und ich hätte auch nicht genau bestimmen können, welches Gefühl da in meiner Brust brannte. Doch ich ließ sie alle zurück und war froh, sie los zu sein: Ich hatte einen Traum zu bescheren.
    Neue Textnachricht
    An:
    James
     
    Habe noch mehr feen gesehen. Die orchestermusik hat sie hergelockt. Sie haben auf den freien stühlen getanzt. Sonst konnte sie niemand sehen, also habe ich auch so getan. Sie waren schön, ich habe musik unter ihrer haut gesehen.
     
    Absender:
    Dee
     
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[home]
    James
    I ch träumte von Musik.
    Ein berauschendes, mitreißendes Lied von irgendeinem fernen Ort, wunderschön und unerreichbar.
    Ich wollte es, dieses graue Lied, begehrte es.
    Es war auf eine Weise echt, wie kein Traum es je gewesen war.
    Ich wusste, dass dies Nualas Werk war, dieses Lied – so schön, dass es weh tat.
    Ich wachte auf.
     
    Als ich aufwachte, war mein Mund vollgestopft

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