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Mitternachtslöwe (German Edition)

Mitternachtslöwe (German Edition)

Titel: Mitternachtslöwe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Langenkamp
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sei. Ein Pochen, ein magisches Klopfen rührte von dem Mann aus. Erst leise, wie das Krabbeln eines Käfers auf der Hand, doch immer schneller breitete es sich aus. Aus dem zaghaften Hämmern trat ein Pulsar, ein mächtiges Scheinen, das den Mann umfloss. Nie zuvor hatte sich solch eine gewaltige Menge magischer Energie vor Byrger offenbart. In Trance versunken, holte erst ein Stupser von Sophia ihn zurück.
    »Er ist es, gewiss. Unsere Reise wird hier und jetzt eine entscheidende Wende erfahren.« Der Gedanke beflügelte Byrger und gab ihm neuen Schub. »Der Schaffer der drei Schätze auf deren Suche wir uns befinden, der Verfasser dessen warum wir hier sind – vereint in diesem Mann.«
    Abaris lachte Byrger aus. »Das soll er sein? Der für den wir das alles gemacht haben?« Er zeigte auf Paracelsus, der wie ein kopfloses Huhn um sie rum ratterte. »Ihr scherzt wohl. Für mich sieht er aus wie ein weiterer Irrer auf dieser Odyssee!«, winkte Abaris ab.
    »Triumph, Victoria, der Löw aus Mitternacht, hat euch in Lauf gebracht!« krähte jener der sich als Paracelsus selbst ausgab und rannte davon.
    »Irre oder nicht, ihm nach!«, drängte Byrger.
    Unruhig lag das Häuschen des angeblichen Paracelsus auf einem Hügel abgelegen des Dorfes. Eine wüste Mischung aus Mühle, errichtet auf dem Gerüst eines Gewächshäuschens, mit dem inneren Gefühl ein Schweinestall sein zu wollen. Mehr eine architektonische Missgeburt als ein gemütliches Heim, vielleicht aber dennoch passend für jemanden der sich benahm, wie der letzte Bewohner dieses Dorfes es tat.
    Sie klopften.
    Paracelsus riss panisch die Tür auf. »Schneit es? Es schneit ja!«, schrie er und schlug die Tür wieder zu.
    Sie klopften erneut und diesmal öffnete die Tür ruhig und langsam. »Da seit ihr ja endlich, tretet ein.«
    Byrger legte alle Steifheit ab. Vielen großen Königen, Zauberern und Geistigen war er begegnet. Doch nichtmal alle Könige der Welt auf einmal hätten sein Gemüt mit solcher Freude erfüllen können. »Großer Herr von Hohenheim, wir haben zwei Eurer Schätze gefunden, die Tinktur und den Bogen, und nun sind wir hier, um den letzten zu holen. Der Löwe wartet!«
    »Fein, fein, er ist gleich hier! Ich hole ihn.« Paracelsus fing an die Unordnung im Inneren seiner Behausung noch mehr zu verunordentlichen. Landkarten flogen umher, Geschirr landete auf dem Boden.
    »Da ist er ja!« Paracelsus jubelte. Seine letzten zwei Zähne strahlten gelb vor Freude, als er ihn über sich in die Höhe hielt. Byrger dachte es wäre ein Stück Kohle, wahrscheinlich war es das auch, für Paracelsus war es ein leckerer Kuchen, den er versuchte mit einer rostigen Machete in gerechte Stücke zu teilen.
    »Nein nein, ich rede vom Mitternachtslöwen...«
    »Ha, der Löwe? Eine tolle Geschichte nicht wahr?« Paracelsus raspelte weiter an seinem Stück Kohle.
    »Geschichte? Ihr meint wie eine Geschichte die man sich ausdenkt, um sie Kindern zu erzählen?« sprach Abaris dazwischen.
    Byrger blieb geduldig. »Ich rede vom Mitternachtslöwen. Wir sind die drei die Ihr in Euren Schriften erwähnt...«
    »Ja, vorzüglich, nicht wahr?«, kicherte Paracelsus in sich hinein. »Mein bestes Werk in all den Jahren. Eine grandiose Geschichte! Gefällt sie euch bisher?«
    »Nicht annähernd so gut wie man meinen sollte«, redete Abaris verbissen.
    »Ganz ehrlich, Byrger«, Sophia klang enttäuscht, »Ich glaube auch nicht, dass er Paracelsus ist.« Sie mied den besorgten Blick Byrgers.
    Eine unbehagliche Pause trat ein. Nur das Reiben der Machete an der Kohle verbarg das fahle Gefühl, das die Worte von Sophia und Abaris in sich trugen.
    »Sophia«, sprach Byrger warm, »Vertraust du mir nicht mehr?« Er nahm ihre Hand. »Dieser Mann, mag er auch noch so merkwürdig erscheinen, hat eine magische Aura... er ist die Aura! Wenn wir jemals auf unserer Reise Hilfe gebrauchen konnten, dann ist es von diesem einen!«
    »Aura oder nicht, selbst wenn er Paracelsus wäre, was nützt uns das, wenn er nicht imstande ist klar zu denken?«, sagte Sophia.
    Paracelsus kicherte. »Hast die Weisheit mit Löffeln gefressen, was?«
    Darauf wusste Byrger nichts zu entgegnen. Immerzu lagen ihnen Steine im Weg, die sie gemeinsam zu umgehen hatten. Doch um so näher sie ihrem Ziel kamen, um so größer wurden die Steine. Mittlerweile waren sie zu Felsen angewachsen und nun gerieten diese in gefährliches Wanken, immer ihren Schatten über das schwächste Opfer beugend.
    »Ein goldener Löwe!«,

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