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Mitternachtslöwe (German Edition)

Mitternachtslöwe (German Edition)

Titel: Mitternachtslöwe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Langenkamp
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kannst du los schnattern«, sagte er.
    »Was... ist hier los?«, fragte Sophia mit zittriger Stimme. Mit überkreuzten Armen rieb sie sich die Oberarme, um die Kälte zu vertreiben.
    »Mensch Kind, du bist ja ganz durchgefroren. Mach das Feuer wieder an, Matte«, sagte der Kapitän.
    »Wo is ne Ratte?«
    »Du sollst das Feuer anmachen, hab ich gesagt!«
    »Ein Ungeheuer hat an Euch genagt?«
    »Matte, nimm den Mist aus den Ohren!«, fuhr der Kapitän ihn an und deutete auf seine Hörorgane.
    Matte tat was sein Kapitän verlangte und holte nun auch die seltsame Substanz aus seinen Ohren.
    »Das Feuer Matte, du sollst das Feuer anmachen!«
    »Ach so. Geht klar Kapitän.« Flugs huschte der kleine Mann los.
    »Was ist denn das für ein Zeug?«, fragte Sophia angewidert.
    »Das sind Stöpsel«, sagte Smög.
    Sophia glaubte der alte Seemann wäre nun völlig übergeschnappt. »Was denn für Stöpsel?«
    »Die sind aus Schilf, Matsch und Pfeifenreiniger. Daraus haben wir uns Ohrstöpsel gemacht. Wegen den Sirenen. Die Weiber da im Wald – alles Sirenen! Ohne die Stöpsel hätten die uns schon längst wie deine Freunde eingelullt. Mit ihren ollen Gedudel was die Gesang nennen.«
    »Sirenen? Aber ich hab ihren Gesang gehört. Mir wurde zwar etwas komisch aber „verführt“ haben sie mich nicht.«
    »Ja klar, die wollen ja auch nur von uns Männers was. Wir sind hier ja nicht auf Lesbos. Gotska Sandön ist das, da gibt's keine Zweifel. Die Sirenen hier sind berüchtigt und gefürchtet.«
    Inzwischen hatte Matte das Feuer zum Brennen gebracht.
    »So Kind, nun wärm dich erstmal auf, bevor du dir den Tod holst.«
    Sophia machte es sich dicht am Feuer bequem. Sie hielt ihre zitternden Hände so nah wie möglich an die Flammen. Es dauerte nicht lange und sie spürte wie die Wärme ihre Finger auftaute. Der Kapitän setzte sich zu ihr und auch Matte nahm Platz.
    »Matte, wo ist der Rum?«
    »Äh Kapitän... wie soll ich sagen... ihr sitzt davor.«
    Verdutzt schaute Smög auf das Feuer. »Dammich nochmal, Matte! Nich schon wieder! Musst du den Fusel immer abfackeln?«
    »Besser als zu erfrieren«, wandte Sophia ein.
    »Ach, der Rum hätt uns auch von innen gewärmt.« Kapitän Smög gab ein heiseres Lachen von sich. »Ein Wunder, dass wir den Sturm überlebt haben, was? Da schien einer mächtig sauer auf uns gewesen zu sein«, sagte der Kapitän. Seine Miene verfinsterte sich. Trauer machte sich in seinen Zügen breit. »Die gute Hilde. Nur noch ein Haufen Treibgut. All die Jahre haben wir uns über alle Weltmeere geschlagen und dann saufen wir kurz nach dem Auslaufen ab. So eine Schande.«
    Sophias Hände zitterten nicht mehr und sogar ihre Kleidung begann schon an einigen Stellen zu trocknen. Sie machte sich Sorgen, dachte an Abaris und Byrger. Obwohl sie wie Könige behandelt wurden, blieben sie Gefangene, Opfer der Sirenen des Waldes.
    »Es bringt jetzt nichts Eurem Schiff nachzutrauern. Abaris und Byrger brauchen Hilfe. Wir müssen sie da rausholen.«
    »Das ist aber ganz schön gewagt, Fräulein. Kann ja verstehen, dass du deinen Freuden helfen willst, aber gegen einen Haufen wilder Sirenen anzustinken ist nicht von Pappe.«
    »Irgendwas müssen wir doch tun können.«
    Da meldete sich Matte zu Wort. »He Kapitän, wisst ihr noch, damals in Panama? Als wir diesen Stamm Kannibalen mitten im Dschungel verkaspert haben?«
    Kapitän Smög überlegte einen Augenblick. »Matte, du alter Halunke! Du hast wie immer die besten Ideen.«
    Sofort wurde Sophia klar, dass der Kapitän dabei war eins seiner Seemannsgarne zu spinnen und sie sich mittendrin befand.
     
    Vorsichtig schlich Sophia durch die Büsche. Deutlich hörte sie die Gesänge der Sirenen. Das Lager lag genau vor ihr. Sie lugte durch einen Busch. Die Sirenen hatten sich alle um Abaris und Byrger versammelt, besangen, fütterten und umschmeichelten sie.
    Ein letztes Mal rückte Sophia ihrer Verkleidung zurecht. Sie schloss die Augen und ging innerlich noch einmal alles durch.
    Ich hoffe nur der alte Seebär hat sich diese Geschichten nicht bloß alle ausgedacht.
    Ihr Herz klopfte wild, doch Sophia nahm sich all ihren Mut zusammen und trat aus dem Gebüsch.
    »Seid gegrüßt Kinder des Waldes. Ich bin es, Terpsichore, jene die euch einst das Leben schenkte«, sagte Sophia mit tiefer und ruhiger Stimme. Kurz war sie von sich selbst überrascht, wie beständig und sicher ihre Stimme doch klang.
    Sofort herrschte Unruhe im Lager. Die Sirenen wandten all ihre Aufmerksamkeit

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