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Mitternachtslöwe (German Edition)

Mitternachtslöwe (German Edition)

Titel: Mitternachtslöwe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Langenkamp
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taugte.
    Als sie schon verzweifelt aufgeben und zurück ans Ufer gehen wollte, vernahm sie plötzlich einen Laut. Sie hielt den Atem an und lauschte. Ja da war etwas. Weit entfernt, kaum zwischen dem Rauschen der Wälder wahrnehmbar. Noch konnte sie nicht erkennen was genau sie hörte, aber es war nicht der stille Gesang der Natur.
    Sophia folgte ihrem Gehör, vorsichtig und immer auf der Hut. Denn selbst wenn hier Menschen wohnten, musste sie acht geben. Statt nette, schwedische Dorfbewohner hätten es auch blutrünstige Soldaten des Regimes sein können, die hinter dem nächsten Baum nur darauf warteten eine junge Frau in ihre dreckigen Hände zu bekommen.
    Mit jedem Schritt wurden die Geräusche lauter und bald meinte Sophia so etwas wie Gesang herauszuhören. Mittlerweile war es dunkel geworden. Allein der Halbmond lies ein fahles Licht auf sie herab scheinen. So tastete Sophia sich fast blind durch den Wald, immer dem merkwürdigem Singsang folgend. Doch schon bald sah sie vor sich ein Licht. Als sie näher kam erkannte sie eine Lichtung. Sophia blieb geduckt im Gebüsch und schlich sich weiter ran, um auszuspähen was sich dort für Leute mitten im Wald aufhielten.
    In der Mitte der Lichtung brannte ein Lagerfeuer. Darum saßen auf Steinen einige Gestalten in schimmernden Gewändern. Sie bereiteten Essen zu, schnitten Fleisch und Gemüse und richteten verschiedenstes Obst dekorativ auf. Andere von ihnen füllten Krüge mit etwas das wie Wein aussah. Ein richtiges, kleines Festmahl.
    Am warmen Feuer sitzen und essen, das wäre jetzt fein.
    So sehr die wohltuende Nähe des Feuers schmähend, wäre Sophia am liebsten aufgesprungen und zu den Fremden gerannt. Doch sie blieb ruhig und beobachtete weiter.
    Jetzt sah sie auch woher der Gesang kam. Mehrere der Gewandeten standen etwas abseits des Feuers im Kreis. Allesamt Frauen, jede mit betörender Stimme, eine sanfte, ruhige Melodie singend, in einer Sprache die Sophia nicht zu verstehen vermochte. Eine Weile hörte Sophia ihnen zu. Der Gesang beruhigte, klang friedlich. Als würde ihre Seele mit den Sängerinnen verschmelzen und auch ihr Körper eins mit ihnen werden, lies sich Sophia von den Klängen, die durch die Nacht rauschten, mitreißen. Obwohl sie kein Wort verstand hörte sie einen Teil heraus der sich immer wiederholte:
     
    Ina ramanisu melammu
    Baru dinau
    Allatu Nergal
     
    Leise summte Sophia die Melodie mit, als sie plötzlich aus ihrem Wachtraum herausgerissen wurde. Auf der Lichtung tat sich etwas. Der Kreis der Sängerinnen löste sich auf, der Gesang verstummte. Jetzt konnte Sophia sehen, was die Frauen besangen. Sie wusste nicht, ob sie sich freuen oder erschrecken sollte. Auf zwei Sänften lagen Abaris und Byrger, breit grinsend mit einem Kelch in der Hand. Die Frauen, welche am Feuer die Speisen zusammengetragen hatten, gingen zu ihnen und reichten den beiden den feinen Schmaus.
    Und ich verblute und erfriere hier allein im dunklem Wald!
    Wütend und mit geballter Faust wollte Sophia gerade aus dem Busch springen, da packte sie urplötzlich jemand hinterrücks. Eine raue Hand presste sich fest auf ihren Mund, während zwei weitere ihre Arme nach hinten zogen und sie festhielten. Sophia versuchte sich zu wehren, zappelte mit den Beinen und Armen, aber ihre Widersacher hielten sie fest im Griff.
    »Ruhig Fräulein, die dürfen uns hier nicht erwischen«, sagte eine Stimme laut geflüstert.
    Mit hastigen Schritten schleppten die Gestalten Sophia fort. Doch brachte man sie nicht zur Lichtung, sondern schleifte sie durch den tiefen Wald. Mit ihr als Gepäck huschten die Unbekannten über Stock und Stein, durch Busch und Strauch. An einer großen Felswand kamen sie endlich zum stehen.
    »Keine Angst, ich bin das, der Kapitän. Du bist in Sicherheit. Wir lassen dich jetzt los, in Ordnung?«, sagte die Stimme im Dialekt der unter den Seemänner Schwedens weit verbreitet war.
    Man nahm ihr die Hand vom Mund. Sophia atmete auf. Im trüben Schein des Mondes erkannte sie Kapitän Smög und seinen schmächtigen, in seinem für Seemänner typischen, rotweiß gestreiften Hemd, ersten Maat Matte.
    Ohne Luft zu holen, wollte Sophia wissen was vor sich ging. »Was zum Teufel sollte das eben? Was sind das für Leute? Abaris und Byrger sind noch dort. Wir müssen sie holen!«
    Kapitän Smög hielt ihr die Hand vors Gesicht und fing an sich mit einem Finger in den Ohren zu bohren. Er holte etwas hervor, dass wie sehr alter Ohrenschmalz aussah. »So Mädchen, nu

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