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Mitternachtslöwe (German Edition)

Mitternachtslöwe (German Edition)

Titel: Mitternachtslöwe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Langenkamp
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am Fenster und schaute beim Tanz der Regentropfen auf den Pfützen in die Stille des Nebels.
     
    In den folgenden Tagen saß Sophia oft bei Abaris am Bett und hoffte auf seine baldige Genesung. Es gefiel ihr gar nicht, dass ihr nichts anderes blieb, als warten und sich in Geduld zu üben. Immer wieder fragte sie Mimmi, wie es um Abaris stände und jedes Mal versicherte sie ihr geduldig, dass alles gut werde.
    Abends verbrachte Mimmi damit ein neues Kleid für Maria zu nähen. Sie holte einen Berg von alten Kleidern ihrer Tochter hervor. Das Mädchen wühlte begeistert in dem Stoffhügel herum und fand schließlich ein Kleid das ihr gefiel. Sie entschied sich für einen dunkelorangen Leinen mit warmen Unterkleid. Mimmi nähte es darauf um und passte es auf die Größe des Mädchens an. Maria war überglücklich, als sie es zum ersten Mal Probe anziehen durfte.
    Auch Sophia wurde bei der Kleideransammlung neugierig, fast als locke sie ein Kobold unter seine Baumwurzeln. Obwohl sie nie etwas für Kleider übrig hatte, fiel ihr das eine doch sehr ins Auge. Schlicht und schwarz, aber dennoch elegant. Ihr Vater hatte es nie geschafft sie zum Tragen eines Kleides zu bewegen. Er hätte sie wahrscheinlich zu gerne darin gesehen, führte sie sich sonst doch immer sehr burschenhaft auf.
    Trotz aller Bemühungen Mimmis entzündete sich Abaris' Wunde am Arm stark und zu allem Übel fieberte er nun auch noch. Mehrmals am Tag wechselte Mimmi den Verband mit frischen Kräuter, was schnell dazu führte, dass ihr Vorrat an Schafgarbe und Fieberklee zuneige ging. Sophia und Maria halfen der alten Dame bei der Suche.
    »Und das hier?«, sagte die kleine Maria und zeigte auf eine Blume mit leuchtend orangen Blüten.
    »Dat is Engelskraut«, antwortete Mimmi, »Pflück davon en paar. De sind gut gegen de Entzündung.«
    Im kleinen Kräutergarten, etwas abseits von Mimmis Hütte, bot sich ein reichhaltiges Sortiment an verschiedensten Kräutern und Blumen. Selbst so welche, die man sonst zu dieser Jahreszeit oder gar in dieser Gegend eigentlich nicht zu sehen bekam. Bachbunge und Malve, Silberdistel und Blutzwurz. Selbst das eher auf Wiesen heimische Tausendgüldenkraut stand hier kurz vor der Blüte. Mimmi hatte hier mitten im Moor einen wahren Zaubergarten erschaffen.
    »Darf ich einen Blumenstrauß für Abaris machen?«, fragte Maria Mimmi ganz aufgeregt, »Er soll's doch schön haben, wenn er aufwacht.«
    »Jo, dat is ene goote Idee. Aber nur hier im Garten. Geh nich zu weit wech«, lächelte Mimmi.
    »In Ordnung«, sagte Maria und hüpfte fröhlich über einen weiß-violetten Teppich aus Lerchensporn in den Blumenwald.
    »Segg mool Kindchen«, begann Mimmi nach einer Weile, »is sehr ungewöhnlich, dat ene Mutter mit ehr Dochter un drei Mannslüe durch en Land reist, dat gerade von sehr üblen Gestaltn überrannt wird.«
    »Oh, Maria ist nicht meine Tochter. Wir haben sie im Lager des Regimes aufgelesen. Sie hat ihre Familie verloren.«
    »Ach so. Dat arme Ding. Dat konnt ik jo nich wissn. Für mi sah dat so ut, as gehört ji zusamm.«
    »Na ja, so ist es jetzt ja auch. Sie hat sonst niemanden mehr. Aber wahrscheinlich werden wir uns schon wieder trennen müssen. Wir haben noch eine weite Reise vor uns und ich muss mir einfach eingestehen, dass wir sie nicht mitnehmen können. Es ist zu gefährlich.«
    »Ik kann in diene Augen sehn«, sagte Mimmi ernst, »dat di dat Mädchen sehr viel bedeutet. Du willst sei beschützn, für sei da sein, di um sei sorgn. Wie ene Mutter.«
    Sophia nickte nur zaghaft.
    »Ene Mutter möcht jümmer nur dat Beste für ehr Kinner, selbst wenn dat für sei selber vielleicht nich dat Beste is.«
    »Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was das Beste für sie wäre«, sagte Sophia traurig, »Sobald Abaris wieder auf den Beinen ist, müssen wir nach Ulm weiter. Und von da aus ist es noch ein langer und schwerer Weg den wir vor uns haben. Ich kann das alles Maria nicht zumuten und sie dieser Gefahr aussetzen, aber... aber ich muss doch für sie da sein... wenn nicht ich, wer dann sonst?«
    Wortlos gingen sie eine Weile durch den Garten. Maria tanzte vergnügt von einer Blume zur nächsten. Als sich ihre Hand mit einem bunten Strauß prall füllte, kam sie zu Sophia und Mimmi zurück.
    »Sophia, schau mal«, sagte sie stolz und hielt Sophia die farbenfrohe Zusammenstellung unter die Nase.
    »Der ist wirklich sehr schön. Da wird sich Abaris sicher freuen.«
    »Ich stell ihn auf seinen Nachttisch«, sagte das Mädchen

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