Mitternachtslöwe (German Edition)
und rannte in die Hütte.
»Sie hat es einfach verdient jemand zu haben der für sie da ist«, schaute Sophia dem Mädchen hinterher.
»Ji wollt nach Ulm, richtig? Mien Dochter is ok in Ulm. Sei lebt dort im Kloster. De Nonnen würdn Maria mit Sicherheit opnehmen. Se würdn sich goot um sei kümmern. Un bis ji in Ulm seid hast du sowohl genügend Tiet für Maria, al ok darüber nachzudenkn wie dat weiter geiht.«
»Das hört sich gut an. Danke.«
»Daarför bruchst du mi nun wirklich nich zu dankn, Deern.«
»Nein, ich meine danke für alles. Du tust so viel für uns. Wie können wir das alles je wieder gut machen?«
»Ach Sophia«, sagte Mimmi sichtlich gerührt, »Ik bin ene ole Frau, de alleine im Moor wohnt. De nette Gesellschaft, de ji mi in den letztn Tagen geleistet habt, is mi Dank genug, dat glöv mool.«
Nachdem sie alle benötigten Kräuter gesammelt hatten, gingen sie zurück in die Hütte und kümmerten sich um Abaris. Das Fieber ließ ihm den Schweiß von der Stirn tropfen. Sophia fragte sich, wie lange er das wohl noch durchhalten könne.
Wir brauchen dich. Ich brauche dich.
Nach einigen Tagen senkte sich langsam Abaris' Fieber. Auch die Entzündung ging dank Mimmis Kräuter allmählich zurück.
»Dat is wirklich en taag Jung«, staunte Mimmi, »He wird dat schon schaffn.«
Am Morgen danach saß Sophia an Abaris' Seite am Bett und tupfte ihm den Schweiß von der Stirn, als er langsam zu sich kam.
»Guten Morgen«, sagte sie mit einem Lächeln der Erleichterung.
»Morgen... Sophia«, raunte Abaris mit schwacher Stimme. Leidig biss er beim Versuch sich aufzurichten die Zähne zusammen.
»Bleib liegen«, riet ihm Sophia, »Du brauchst noch viel Ruhe. Dein Fieber ist noch nicht ganz weg und deine Wunde muss auch noch etwas verheilen.«
»Wo ist mein Stab?«, wollte Abaris wissen.
Ohne ein Wort zu sagen nahm Sophia ihn vom Nachtisch und legte ihn Abaris in die Hände. An seinem Gesicht erkannte Sophia, wie sehr er sich anstrengte und konzentrierte. Unverhofft begann der Stab in seinen Händen zu glimmen. Zunächst nur schwach, doch nach wenigen Augenblicken erstrahlte das gesamte Zimmer in einem goldigen Schein.
Sophia trat ein paar Schritte vom Bett zurück.
Das gleißende Licht umfasste Abaris wie der Kokon eine Raupe kurz vor der Verwandlung. Im Nu zog sich der Lichtschein zurück zu seinem Ursprung und hinterließ einen frisch geschlüpften Abaris. Der Südländer richtete sich auf. Sein Blick war klar, vom Fieberleiden nichts mehr zu erkennen. Er blinzelte ein paar Mal mit den Augen.
Unbewusst fiel Sophia Abaris um den Hals. »Ich bin ja so froh, dass es dir wieder gut geht«, freute sie sich.
Auf solch einen herzlichen Empfang war Abaris anscheint nicht vorbereitet und brachte so nur ein überraschtes ›Oh‹ heraus.
Wie Motten, die das Licht anzieht, kam der Rest der Familie ins Zimmer, um zu schauen welch ominöses Lichtspiel sich dort ereignet hatte. Abaris frischer Auftritt versetzte die Familienbande in Erstaunen.
»He«, grinste Odilo, »alte Schlafmütze. Na du bist ja munter.«
»He«, erwiderte Abaris zum Scherz, »alter Verräter. Na du lebst ja auch noch.«
Odilo ließ das Späßchen mit sich durch gehen und lachte herzhaft. »Schön, dass du wieder auf den Beinen bist«, sagte er und klopfte Abaris auf die Schulter.
Die Katzendame Emma sprang zu ihm auf das Bett, schmieg sich an ihn und schnurrte.
Nach ihr hopste Maria auch auf das Bett. »Guck mal«, sagte sie und zeigte auf die Blumen auf dem Nachtisch, »Hab ich für dich gemacht.«
»Oh, danke... äh... ich glaub wir kennen uns noch gar nicht richtig...«
»Maria«, stellte sich das Mädchen vor und reichte Abaris höflich die Hand.
Abaris nahm sie entgegen und schüttelte sie ihr. »Wirklich sehr schön, danke vielmals, Maria.«
»Von mir gibt es zwar keine Blumen«, sagte Byrger, »aber schön Euch wieder so munter zu sehen.« Fast lächelte er ein wenig, was aber wohl nur Sophia bemerkte.
»Willkommen in mien bescheidnen Häuschen. Ik bin Mimmi«, freute sich auch die Dame des Hauses.
»Ihren heilsamen Kräutern hast du es zu verdanken, dass du so lange durchgehalten hast«, lobte Sophia sie.
Überrascht zog Abaris eine Augenbraue hoch. »Ist das so? Dann habt vielen Dank, gute Frau«, sagte Abaris und gab seiner Retterin einen Handkuss.
»Ach nun hör aber up. Ji bringt mi jo ganz in Verlegenheit«, kicherte Mimmi.
Dieser Augenblick sollte Sophia noch lange in Erinnerung bleiben. Inmitten des
Weitere Kostenlose Bücher