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Mitternachtslöwe (German Edition)

Mitternachtslöwe (German Edition)

Titel: Mitternachtslöwe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Langenkamp
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will.«
    Gegenteiliger Meinung könnten wir wohl kaum sein.
    Ulm lag erst wenige Stunden hinter ihnen. Noch einmal blickte Sophia sich um. Vieles ließ sie zurück. Ihre Tochter und die Erinnerungen an einen Freund. Doch auch die Angst Maria weiter in Gefahr zu bringen. Sie war in Sicherheit, Byrger hatte recht, es war das Beste.
    »Sie ist in guten Händen«, sagte Abaris, als wäre Sophias Kopf eine Kristallkugel in der er ihre Gedanken Wort für Wort ablesen könne, »Eleonora wird gut für sie sorgen. Denk nicht ständig darüber nach. Erzähl mir doch mehr über den nächsten Schatz. Was erwartet uns in Weiden?«
    Sophia griff unter ihren Mantel und schlug das kleine Büchlein ihres Vaters auf. Sie blätterte ein wenig, bis sie die richtige Seite fand.
     
    Run' von Himmel und von Stein, Seit' an Seit' gelegen,
    erstürmt den Berg, der Kupfersonn' entgegen.
    Byrghal und Thora, werdet tags vereinigt sein,
    wie Frey und Freya, Schattenmeer und Lichterschein.
     
    »Das ist alles? Diese paar Zeilen?« Abaris klang so enttäuscht, wie ein Junge, dem seine Mutter eine Zuckerstange so groß wie er selbst versprach, der stattdessen aber nur den abgekauten Stiel eines Lutschers bekam.
    »Es gibt seitenweise Aufzeichnungen, Hinweise und Ideen«, Sophia hielt das Buch am Umschlag hoch und lies das Papier flattern, »aber dieser Vers fasst es sehr gut zusammen. Was erwartest du? Dass hier steht ›Begebt Euch nach Weiden - das X markiert die Stelle?‹ Wenn es so einfach wäre, bräuchte man uns nicht«, sagte Sophia gereizt. Etwas ruhiger ging sie dennoch die Zeichnungen und Bemerkungen ihres Vaters erneut durch. »Es ist immer wieder die Rede von einem Berg. So hoch, dass niemand es je schaffte seine Spitze zu erklimmen. Vorher verbrannten jene die es versuchten an der Hitze der Sonne, die ihnen näher kam als der Gipfel selber. Byrghal und Thora sind die niedrigste und die höchste Rune der Adulruna. Sie wird man dort vereint antreffen.«
    »In welcher Form?«
    »In der göttlichen«, sprach Byrger, der aus dem Hinteren des Wagen zu ihnen kam. Das erste Mal solange ihn Sophia kannte, trug er nicht seine ehrwürdige Robe mit dem breitkrempigen Hut, und man sah ihm an, dass er den sprichwörtliche Wolf im Schafspelz spielte. Oder in diesem Fall eher ein Schaf im Wolfsfell. Sein weißer Bart der aus der schwarzen Uniform rausragte – so sah kein gefährlicher Mann der Adlerfraktion aus. Dort bedurfte es pfleglicher Nacharbeit.
    »Geht das auch genauer?« Auch Abaris war gereizt, nur hielt er sich nicht zurück dies kraftvoll zum Ausdruck zu bringen.
    »Es ist so eine Art...«, begann Byrger, »wie soll ich sagen...«, mit jeder Silbe wurde seine Aussprache langsamer, sein Blick streifte in die Ferne, »Was ist das dort vorn?«
    Ihr Wagen bog um eine Kurve, als in dieser, ein gutes Dutzend Wagenlängen voraus, ein buntes Gebilde auftauchte. Als sich Samson samt Ladung von hinten näherte wuchs aus dem farbreichen Etwas ein Wohnwagen empor, gezogen von einem dürren Gaul. Polternd torkelte der Einhufer über den Weg, mühte sich ab die schwere Last über den Schotter zu ziehen. An der Rückseite des Wagens stand ein kleines Fenster offen. Über dem Rahmen war in weiß ein Pentagramm aufgemalt mit Zaubersymbolen an jeder Spitze. Aus dem Inneren klimperte Geschirr, wie blechernes Glockenspiel.
    »He da vorn!«, rief Abaris, »Schafft Euren Klepper von der Straße, wir wollen passieren!«
    Byrger verdrehte die Augen. »Etwas mehr Feinfühligkeit würde Euch sicher weiter bringen, Herr Abaris.«
    Abaris brummelte irgendetwas Unverständliches in sich hinein, wie ein alter Griesgram, den die eigenen Enkelkinder seit Stunden mit ihren Späßen zur Weißglut trieben.
    Zielgenau flog ein altes Stück Brot aus dem Fenster Abaris ins Gesicht.
    »Das ist doch wohl...!«, fluchte Abaris laut.
    Ein knallig, roter Schopf lugte voller Zurückhaltung über die Kante des Fensters und verschwand sofort wieder.
    Sophia hielt Abaris zurück, als er gerade aufstehen und wer-weiß-was anstellen wollte. »Ganz ruhig, ich mache das schon.« Sie ging zum Wohnwagen vor. Zu ihrem Erstaunen saß dort niemand der die Zügel hielt. »Hallo? Ihr müsst meinem Freund verzeihen, er kann manchmal etwas grob sein. Wir möchten nur vorbei. Hallo?«
    Mit einem zaghaften Quietschen öffnete sich die schmale Tür einen Spalt weit. »Sieh an, die kleine Sophia. Sag bloß du bist zum Regime übergelaufen.«
     
    Luna und Sophia kannten sich seit Kindertagen. Das

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