Mitternachtslöwe (German Edition)
das braucht noch eine Weile und bis dahin könnten wir etwas Hilfe benötigen.«
»Steht's zu Diensten«, verbeugte Christofer sich.
»Wie gut kennst du dich hier aus?«
»Ich bin hier aufgewachsen.«
»Weiß du von einem Berg, einem sehr hohen Berg? So hoch, dass...«
»...jeder der versucht ihn zu besteigen es nie schaffte seine Spitze zu erreichen?«
Christofer zeigte über die Reste Weidens hinweg ins Leere der Nacht. Als Abaris ganz genau hinsah, erblickte er die Umrisse eines monumentalen Berges, eines schwarzen Riesen, der drohte das Firmament mit erhobenen Fäusten zu durchbrechen.
Aus seiner Sicht hätten sie keine Zeit verschwendet sich Sorgen um den Verbleibt eines Gauls zu machen, doch bestand Maria darauf Samson mitzunehmen. Und so schleppte das Mädchen, gegen Abaris Worte, das Pferd hinter sich her, durch die Trümmer von Weiden.
Ihr Weg glich eher der Wanderung über unwegsames Gebirge. Christofer mimte den Bergführer. Jede Schlucht war ihm bekannt, jeden noch so kleinen Schleichweg durch die zerfallenen Häuser nutzte er. Wie ein Riese stieg er mühelos mit großen Schritten über die zerklüfteten Behausungen, als wären es kleine Menschlein, die er nicht zertrampeln wollte und half den Frauen dabei diese ebenfalls zu bewältigen.
»Sollte ich es mir ersparen zu fragen wie ihr es geschafft habt vom Himmel zu fallen?«, fragte Christofer.
»Ja bitte!«, sagte Abaris, aber Sophia erzählte bereitwillig die Geschichte von Luna und ihren wundersamen Schmetterlingen.
»Eine tolle Geschichte, ich werde ein Lied daraus machen. Wer weiß, vielleicht schreibe ich eine ganze Reihe von Versen über euch.«
Sophia war begeistert von dem Liedermacher und seiner Art, das hätte sogar ein Blinder in ihrem Gesicht lesen können. Vielleicht war er doch ein wenig eifersüchtig. Trotz alledem war Christofer ein netter Kerl und er half ihnen, nur das war wichtig.
Abaris fühlte sich nach Kreta zurückversetzt. Es war das reinste Labyrinth. Oft schienen sie im Kreis zu gehen, sah doch alles gleich aus: Schutt, Geröll und Trümmer. Stundenlang, so schien es zumindest, stolperten sie im Düsteren durch die Täler und Gipfel des Weiden-Gebirges, bis sie eine Lichtung erreichten, eine verschonte Ansammlung von Häusern inmitten der Stadt. Das Fleckchen war hell beleuchtet und irgendwie sah alles sehr normal aus. Unberührt, wie die letzten Karten eines Kartenhauses die stehengeblieben waren und nur darüber kicherten, wie ungeschickt ihre Kumpanen um sie herum gefallen waren.
»Dort müssen wir durch.« Christofer deutete zu einem der noch stehenden Häuser rüber vor dem zwei bewaffnete Braunmäntel des Regimes standen. »Durch den Schlund des großen Tieres. Wartet hier. Ich gehe hinten rein. Sobald die Luft rein ist, hole ich euch nach.« Mit schlackernden Armen und Beinen ging Christofer zu dem Haus, grüßte freundlich, man kannte ihn anscheint, ging weiter um die Ecke, schaute sich flink um und verschwand hinter einer, für ihn viel zu kleinen, Brettertür.
Sie warteten. Niemand sagte etwas, nur Maria flüsterte verspielt Samson irgendetwas zu. Weiden war eine Geisterstadt. Das hier noch lebende Seelen wandeln sollten, war kaum vorstellbar. Der Schnitter legte sich schwer über die Szenerie, immer auf der Lauer, kurz davor sich sein nächstes Opfer aus dem Hinterhalt zu greifen.
Abaris blickte in die Runde. Ein alter Kauz, eine junge, viel zu hübsche Frau, ein Kind und ein zittriges Pferd. Niemand würde ihnen abkaufen im Dienste des Generals zu stehen. Es war absurd. »Die Feder«, sagte Abaris, als er Maria ansah, »Nimm sie ab.«
»Nein! Warum denn?«, jaulte Maria.
»Wir dürfen nicht auffallen. Und du fällst so schon genug auf.«
»Maria?«, Sophia kniete sich zu dem Mädchen nieder, »Er hat recht. Ich heb sie für dich auf. Du kannst sie später wieder tragen.«
»Na gut«, murrte das Mädchen und nahm widerwillig die bunte Feder aus ihrem Haar.
»Wenn wir reingehen bleibst du in meiner Nähe, hast du gehört?« Sophia sorgte sich wirklich sehr um die kleine Maria. Auch wenn es Wahnsinn war sie mit hier her zu nehmen – Maria nickte stumm und würde tun was Sophia ihr sagte, das war klar, und gut so.
Auf einmal – Schritte. Abaris schaute sich wachsam um. Das Geräusch hallte in dem Chaos aus allen Richtungen wieder, dass es unmöglich war zu bestimmen woher es kam. Wie ein Geist, der seinen schemenhaften Körper durch die Wände bewegt, stand mit mal ein Soldat des Regimes vor
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