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Mitternachtslöwe (German Edition)

Mitternachtslöwe (German Edition)

Titel: Mitternachtslöwe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Langenkamp
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kreischte er giftig. Er stieß die Männer bei Seite, richtete sich aus eigener Kraft auf und klopfte sich den Staub aus der Kleidung. Dann holte er ein verdrecktes Tuch aus der Tasche und wischte sich über die blanke Schädelplatte.
    Sophia schaute hinab. Der Mann ging ihr noch nicht einmal bis zur Hüfte. »Lasst uns gefälligst los!«
    »Stopft der Schlampe das Maul!«, schrie der Zwerg mit hoher Stimme, die dem Piepen eines Mäuserichs ähnlich kam.
    Eine kalte Pranke legte sich über Sophias Mund und Nase. So fest, dass sie ihr die Luft abschnitt.
    »He Chef«, sagte einer der Männer, um mehrfaches größer und breiter gebaut als sein Chef, dafür mit der Wortgewandtheit eines Eichhörnchens ausgestattet, besorg, »Desse hier sinds von den Adlerhaufn!«
    »Das ist ein Missverständnis. Wird sind ni...« Ein Fingerschnippen vom Chef und Byrgers Worte verstummten hinter fünf dreckigen Griffeln.
    Der kleine Mann schaute sich seine Gefangenen genau an. Plötzlich wurde er bleich wie Kalkstein.
    »Chef, wat machen wa denn mit den?«, sagte ein anderer aus dem Gefolge des kleinen Mannes.
    Der Zwerg druckste. Hastig tupfte er mit seinem Tuch über seine schweißnasse Stirn. Er stampfte mit dem Fuß auf den Boden und verschränkte die Arme. »Adlergesindel oder nicht, ich sag wir schlitzen sie auf!«, brüllte er.
    Seine Männer jubelten, streckten die Fäuste gen Himmel. In diesem Moment holte Sophia mit dem Fuß aus und schlug den Hacken nach hinten. Ein erlösend, frischer Strom Luft erreichte Sophias Lungen. Der Schuft hielt sich das Schienbein und jammerte. Sophia setzte ihm einen Tritt in die Magenkuhle nach.
    »Haltet das Frauenzimmer im Zaum!«, piepste der Chef argwöhnisch.
    Wie eine gierige Rotte Wölfe drängten sie sich um Sophia, dichter und dichter schlossen die Angreifer den Kreis. Sie griff zu ihrem Dolch und somit an ihren leeren Gürtel.
    Verdammt!
    Gelächter machte sich unter den Männern breit, als Sophia ihre Fäuste hob.
    »Schau an, dat Tande will us schlagn. Wat zuggerich!«
    »Passe uff! Der isn Adlermaid. Das pickt dich nen Augn wech!«, warnte der breite Große.
    »Ach wat! Dat isn harmlos Mädsche! De krikt wat uffn Poppes!«
    Sophias Blick auf die hämisch, feixenden Fratzen wurde durchschnitten von einem Flimmern, einem Flattern. Vor ihrem Gesicht schwebte mit unhörbaren Flügelschlägen Lunas blauer Falter. Hypnotisierend tanzte er auf und ab und ließ sein schimmerndes Gewand erstrahlen.
    »Zerschlag ihn!«, schrie Luna ihr zu.
    »Was?«
    »Zerschlag ihn zwischen deinen Händen!«
    »Aber...«
    »Tu es!«
    Und Sophia tat es. Statt die staubig, weichen Überreste auf der Hand zu halten, öffnete sich aus Sophias Händen ein breiter Fächer zigtausender Nachtschwärmer. Jeder einzelne strahlte im Glanz wie feinst polierter Kristall, leuchtete, schimmerte und glitzerte, wie das Sternenmeer zu Mitternacht auf hoher See. Die illumen Schmetterlinge huschten durch das Lager, tunkten es in warmes Licht, welches die Sonne vor Neid erlöschen ließe.
    Die Unholde, bleich vor Angst, schlugen um sich, versuchten mit allen Mitteln die marginalen Streiter zu verscheuchen. »Mins Augn! Nich mins Augn!«, schrie der hoch gebaute.
    Die Falter umschwärmten Sophia, dann Byrger und Abaris, Maria sowie Luna und zuletzt ihre Wagen samt Samson und Bivi. Und die Luft wurde frischer, das bangende Klagen ihrer Widersacher leiser. Geschwind trug sie der Teppich aus scheinendem Glanz durch die Nacht, glitt dicht über die Wipfel der Bäume.
    »Wir fliegen! Trag hinauf mich, Böh' und Wind, bring hinfort mich, ganz geschwind«, sang Maria fröhlich und machte einen Sprung.
    Mit ausgestreckten Armen balancierte Byrger über den luftigen Boden. »Ein gar interessanter Zauber. Faszinierend«, sprach er mit einem Hauch Entzücken.
    »Wie früher«, grinste Sophia, »Du bist immer für eine Überraschung gut.«
    »Das hat mir schon einige Male aus der Klemme geholfen«, sagte Luna. Die Aufregung war ihr sichtlich ins Gesicht gemeißelt. »Aber was waren das nur für Leute?«
    »Banditen... Räuber... Gesindel«, sagte Byrger ohne jeden Zweifel.
    Sie flogen eine ganze Weile, bis die Morgendämmerung an ihren müden Augenlidern zerrte. Auf einer kleinen Wiese setzte der Schwarm Kristallflügler sanft auf. Nach einer ausgiebigen Rast beschlossen sie, ihre Wege wieder zu trennen.
    »Sophia, ich wünsche euch alles Gute. Mein Weg ist ein anderer.«
    »Ich danke dir Luna. Es war großartig nach all der Zeit wieder ein

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