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Mitternachtslöwe (German Edition)

Mitternachtslöwe (German Edition)

Titel: Mitternachtslöwe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Langenkamp
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ihres Absturzes erholt.
    Entgegen der anderen schenkte Abaris nur dem Mann mit der Laute seine Aufmerksamkeit. »Wer war dieser Kerl da eben?«, fragte er ihn.
    »Ein Soldat des Regimes«, sagte der Lautenmann, der wiederum nur Augen für Sophia hatte. Leichtfüßig tippelte er hinüber zu ihr. »Christofer, so mein Name, und der Eure, schöne Dame?«
    »Sophia«, sprach sie überrumpelt, »Aber ich dachte immer die tragen alle schwarz und nicht so ein...«
    »Vielleicht haben sie den Schneider gewechselt«, sagte Abaris augenrollend.
    »Sagt mir, holde Maid«, Christofer vollführte eine elegante Drehung, sein lockeres Haar wehte verspielt auf, wie die langen Äste einer Trauerweide im Wind, »wo kommet ihr her? Gekleidet wie eine der Adler, aber habe ich beim ersten Blick auf euch erkannt, dass ihr nicht zu diesen Fängern gehört.«
    »Seht ihr, ich habe es Euch gesagt«, sprach Abaris dazwischen, womit er vor allem Byrger meinte.
    »Nein, wir gehören nicht zu den Adlern«, plauderte Sophia heraus, »Doch wenn man wie einer von ihnen aussieht, ist es leichter an ihnen vorbeizukommen.«
    »Ich wusste es! Oh schönes Weib, das mir nicht nur Sinn, sondern meinen Verstand raubt...« Christofer liebäugelte mit Sophia, wie die Maus mit einem feinen Stück Speck.
    »In Ordnung Romeo, kletter die Fassade wieder runter!«, gebot Abaris dem vorschnellen Spielmann.
    »Ist da jemand eifersüchtig?«, schielte Sophia neckisch zu Abaris.
    »Oh, verzeiht mein Unbenehmen. So wollt ich gewiss nicht die Missgunst Eures Gatten erregen.«
    »Oh, Abaris ist nicht mein Gatte, aber... also... nein, wir sind nicht zusammen.«
    »So besteht also doch noch Gunst zur Hoffnung.« Christofer verneigte sich tief vor Sophia. Er lächelte überzogen und drückte Sophia einen nassen Handkuss auf.
    »Ihr seht aber auch nicht aus, als gehöret Ihr zum Regime und recht erst benehmt Ihr Euch nicht so«, sprach Byrger.
    »Gewiss nicht!«, bebte Christofer beleidigt, »Mit solchen üblen Gestalten habe ich nichts am Hut! Ich bin Künstler! Muse, Barde, Minnesänger, eines Orpheus gleich!«
    Erneut verdrehte Abaris die Augen. »Ich würde einfach nur gerne wissen wo wir sind und ob es hier noch mehr von diesen Regime-Missgeburten gibt«, sagte er hart.
    Christofer hüpfte auf einen Schutthaufen. Sein langes Haar schwebte ihm nach, wie von Elfenhauch getragen. Er stimmte einen Akkord an. »Willkommen in Weiden!«, rief er laut in die Nacht.
    Unfassbar. Sie hatten es wirklich bis nach Weiden geschafft. Nur mithilfe dieser fliegenden, kleinen Flatterdinger. Abaris konnte es nicht fassen, dass sie solch eine Punktelandung vollzogen hatten. Sophia lachte und tanzte mit Maria im Kreis umher, kaum war die gute Nachricht ausgesprochen.
    »Ich gebe zu, mehr als die Reste dieser einst so prächtigen Stadt kann ich nicht bieten,« Christofer drehte sich mit ausgestreckten Armen einmal im Kreis, »aber ich werde mich mühen es Euch«, wobei er deutlich ›Euch‹ betonte und mit offener Hand auf Sophia deutete, »so angenehm wie möglich zu machen.«
    Abaris blieb ernst. »Was ist hier geschehen?«
    Christofer stieg von dem Haufen Schutt hinunter, langsam, sein Gesicht legte Trauer zutage. Erstmals sprach er ganz normal. »Vor einigen Monaten kam das Regime mit hunderten Männern und großen Geräten. Sie nahmen sich alles was wir hatten.« Er hockte sich hin, nahm etwas Schutt und lies ihn in der Hand zerbröseln. »Es war, als hätte jemand ein Tor zur Hölle aufgestoßen. Sie mordeten, missbrauchten Frauen und Mädchen, schlachteten die Alten und zündeten alles an.«
    Ein grausiges Schweigen legte sich über sie. Eine unangenehme Kälte durchzog Abaris. Er wusste was nun kam.
    »Ich hatte eine Schwester...« Ein übertriebenes, verzweifeltes Lachen flog über Christofers Lippen hinweg. »Sie sah aus wie du.« Flüchtig schaute er auf zu Sophia. »Bildhübsch... Ich fand ihre geschändete Leiche unter denen vieler anderer, die ich kannte.« Christofer stand auf. Wahllos schraubte er an seiner Laute, versuchte sie mit seinen zittrigen Fingern zu stimmen. »Doch ich lebe. Viele andere auch noch.« Seine Stimme gewann bei jedem Wort mehr an Kraft. »Wir sind ihnen untertan, aber wir leben noch. Und mag auch kaum noch ein Stein der ganzen Stadt stehen, mein Herz für die Musik werden sie nicht zerschlagen!«
    »Hör zu Christofer«, Abaris blickte ihm tief und ernst in die Augen, »All das vergossene Blut wird gerächt werden, darauf gebe ich dir mein Wort. Doch

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