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Mitternachtslust

Mitternachtslust

Titel: Mitternachtslust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Winter
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wusste, dass es nun nur noch Sekunden dauern würde, bis er tief in sie hineingleiten würde.
    In genau diesem Moment gab es draußen vor den Fenstern einen dumpfen Knall, gefolgt von einem hohen langgezogenen Zischen. Melissa wandte den Kopf und sah eine goldene Kugel mit einem langen Schweif durch den Nachthimmel ziehen. Dann platzte die Kugel und entließ unzählige funkelnde Sternchen in die schwarze Nacht.
    »Sieh nur!«, flüsterte sie. Das Feuerwerk, das als Höhepunkt des Abends geplant war, hatte begonnen. Sekundenlang hatte Melissa das Gefühl, ebenfalls in die Schwärze hinaufzufliegen, sich in der Weite der Nacht zu verlieren.
    Dann kehrte sie langsam in die Wirklichkeit zurück und stellte erstaunt fest, dass sie wieder auf ihren Füßen stand. Sie lehnte immer noch an der Tür, aber sie war allein.
    »Alexander?«, wisperte sie irritiert in die Dämmerung. Die Gaslampe über dem Tisch war erloschen, nur der Mond und eine weitere Feuerwerksrakete, diesmal in Rot, erleuchteten die alte Küche. Das Licht reichte, um jede Ecke sehen und feststellen zu können, dass sich außer ihr und dem unter dem Tisch schlafenden Hund niemand im Zimmer befand.
    Mit zitternden Händen brachte sie ihr Kleid in Ordnung und trat ans Fenster, um in den Garten hinauszusehen.
    Wie war es Alexander gelungen, durch die Hintertür zu verschwinden, ohne dass sie es überhaupt wahrgenommen hatte? Da sie immer noch mit dem Rücken an der Tür zur Halle gelehnt hatte, war die Hintertür die einzige Möglichkeit gewesen, um diesen Zimmer zu verlassen.
    Als sie den Raum durchquerte, bemerkte sie, dass ihre Knie immer noch weich von dem Orgasmus waren, der vor wenigen Minuten ihren Körper geschüttelt hatte. Sie legte die Hand auf die Klinke der Hintertür, drückte sie herunter – und stellte fest, dass die Tür abgeschlossen war. Erschrocken drehte sie sich um.
    »Alexander?«
    Natürlich bekam sie keine Antwort. Er musste durch die Hintertür nach draußen gegangen sein. Und das konnte nur bedeuten, dass er noch immer einen Schlüssel zum Haus besaß, mit dem er von außen die Tür wieder verschlossen hatte. Deshalb hatte er damals so bereitwillig den Schlüsselbund herausgerückt: Weil er sich schon längst Nachschlüssel hatte anfertigen lassen!
    Melissa schnaubte wütend. Am meisten ärgerte sie sich über sich selbst, weil sie immer wieder auf diesen sexbesessenen Kerl hereinfiel, der sie dann auch noch einfach stehen ließ, bevor die Sache überhaupt zu Ende war. Das würde sie sich nicht ohne Weiteres gefallen lassen!
    Sie riss die Tür zur Halle auf und schloss sie rasch wieder hinter sich, bevor Bonzo ihr folgen konnte. Die Halle war leer, weil sich alle Gäste im Garten das Feuerwerk ansahen. Melissa ging ebenfalls durch die Haustür nach draußen, wobei sie sich möglichst ruhig und unauffällig bewegte, damit niemandem auffiel, dass sie erst jetzt zu den Zuschauern stieß.
    Mit zurückgelegten Köpfen starrten die Herren in ihren Gehröcken und die Damen in ihren Ballkleidern in den Himmel, wo in diesem Moment ein ganzer Schwarm von roten, grünen und goldenen Raketen kreuz und quer durcheinanderflog.
    »Wo bist du die ganze Zeit gewesen?«
    Sie nahm Richards Hand, die er auf ihre nackte Schulter gelegt hatte, hob sie hoch und ließ sie fallen wie einen Fussel, den sie von ihrer Kleidung gesammelt hatte.
    »Ich war kurz auf der Toilette, wenn du erlaubst.«
    Im zuckenden Licht eines funkelnden Goldregens, der direkt über ihren Köpfen niederging, konnte sie die Wut in seinen Augen erkennen. »Du willst zwei Stunden auf der Toilette gewesen sein?«, zischte er. »Die Gäste haben sich immer wieder nach dir erkundigt. Das ist ein unglaublicher Affront!«
    Ein Affront! Fast hätte Melissa losgelacht. Allerdings blieb ihr das Lachen im Halse stecken, als ihr klarwurde, was er da gesagt hatte. Wieso behauptete er, sie sei zwei Stunden verschwunden gewesen?
    »Ich war höchstens eine Viertelstunde weg.« Sie konnte die Unsicherheit in ihrer Stimme hören.
    »Dann musst du vorher unsichtbar gewesen sein.« Richard hatte die Arme vor seiner Brust verschränkt, als müsste er sich beherrschen, sie nicht bei den Schultern zu packen und zu schütteln.
    Langsam, wie in Zeitlupe, hob Melissa die Hand und sah auf ihre Armbanduhr. Dreiundzwanzig Uhr zehn! Das Feuerwerk hatte wie geplant um dreiundzwanzig Uhr begonnen. Der Ball war gegen einundzwanzig Uhr eröffnet worden, und kurz darauf war sie mit Alexander in der Küche

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