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Mitternachtslust

Mitternachtslust

Titel: Mitternachtslust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Winter
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Stuhl zu Fall gebracht hatte.
    »Wie schön, dass du gekommen bist!«, rief er und lächelte sie strahlend an.
    Melissa übersah seine ausgestreckte Hand und nickte ihm zur Begrüßung nur kühl zu. »Können wir irgendwo in Ruhe reden?«
    »Wollt ihr in mein Büro gehen?«, schlug der Erzengel mit unbewegter Miene vor. »Ich sorge dafür, dass ihr nicht gestört werdet.«
    »Es wird nicht lange dauern«, beschied Melissa ihm streng.
    »Dann komm!« Alexander wollte nach ihrem Arm greifen, aber sie wich ihm geschickt aus und zeigte ihm durch eine Kopfbewegung, er solle vorgehen, was er zu ihrem Erstaunen tat.
    »Natascha war kurz hier, musste aber leider gleich wieder gehen«, bemerkte er, während er sich vor ihr durch den Raum bewegte.
    Melissa starrte seinen Rücken an und schwieg.
    In dem winzigen Büro gab es außer einem über und über mit Papieren bedeckten Schreibtisch nur ein überladenes Regal und einen einzigen Drehstuhl. Nachdem der dunkel gelockte Engel verschwunden war, schloss Alexander die Tür und sah Melissa prüfend an. Prompt bekam sie Atemprobleme. Das Zimmer war viel zu klein, er stand viel zu dicht vor ihr, und es gab keine sichere Ecke, in die sie hätte flüchten können.
    »Was ist los?«, erkundigte er sich leise.
    »Ich kenne die Wahrheit«, verkündete sie finster und funkelte ihn an.
    Gelassen erwiderte er ihren Blick und ließ sich mit jener angeborenen Lässigkeit, die sie schon immer an ihm geärgert hatte, auf der Schreibtischkante nieder.
    »Das Haus gehört dir«, platzte sie heraus.
    »Ich weiß«, erwiderte er freundlich.
    »Du hast mir nie auch nur einen Ton davon gesagt. Selbst als ich dir von Julius erzählt habe, hast du getan, als würde dich das alles nichts angehen. Nicht einmal Richard wusste davon, als er versucht hat, dich aus deinem blöden Gärtnerhäuschen zu vertreiben. Wieso gefällt es dir so gut, alle Welt auf den Arm zu nehmen?« Sie musste eine Pause machen, weil ihr die Luft ausging.
    »Ich hatte nie die Absicht, jemanden zu belügen – und dich schon gar nicht.« Er sprach in diesem ekelhaft beherrschten, ruhigen Ton, der in ihr immer den Wunsch aufsteigen ließ, ihn bei den Schultern zu packen und durchzuschütteln.
    »Du hast getan, als wärst du ein kleiner, erfolgloser Farbkleckser, der in einem winzigen Häuschen wohnt, weil er sich nichts Besseres leisten kann. Und du hast dich darüber amüsiert, wie Richard und sein Anwalt versucht haben, dich von deinem eigenen Grundstück zu vertreiben.«
    »Ich gebe zu, dass ich es ziemlich amüsant fand, wie dein Mann in seiner grenzenlosen Arroganz annahm, er könne alles und jedes regeln, indem er seine Macht demonstrierte oder notfalls mit dem Scheckbuch wedelte. Das hatte aber nichts mit uns beiden zu tun – oder jedenfalls nur insofern, als ich ihn brennend beneidet habe, weil er dich berühren und mit dir zusammen sein und mit dir schlafen konnte, sooft er wollte.« Die letzten Worte kamen mit gepresster Stimme aus seinem Mund.
    »Du hast mich genauso hereingelegt wie ihn.« Melissa wandte den Kopf ab und verschränkte ihre Arme vor der Brust, weil aus unerfindlichen Gründen bei seinen letzten Worten ihre Brustwarzen zu kribbeln begonnen hatten.
    »Das habe ich nicht getan«, beharrte er und schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Es stimmt, dass das Haus seit fast zweihundert Jahren im Besitz meiner Familie ist und ich der letzte der Burgs und damit der Eigentümer bin. Aber du hast mich nie gefragt, ob das Haus mir gehört. Wenn ich es dir einfach so erzählt hätte, hättest du mich wahrscheinlich für einen arroganten Aufschneider gehalten, der mit seinem Eigentum angibt.«
    Dieses Argument war nicht ganz von der Hand zu weisen. Mit gerunzelter Stirn starrte Melissa ein Regal an, das drohte, unter den unzähligen Aktenordnern, die auf den Fächern gestapelt waren, zusammenzubrechen. Schließlich stieß sie hervor: »Wenn das Haus dir gehört, ist so ein … so ein Geist zunächst einmal dein Problem und nicht meins. Julius gehört zur Geschichte deiner Familie. Du kannst nicht einfach so tun, als gäbe es ihn nicht!«
    Alexander nickte bedächtig. »Darüber habe ich auch schon nachgedacht. Aber wie sollte ich dir helfen, wenn du nichts mehr mit mir zu tun haben wolltest?«
    »Du hättest mir nur die Wahrheit sagen müssen!«, fauchte sie. »Aber dafür warst du zu feige.«
    Zwischen ihnen breitete sich ein bleischweres Schweigen aus.
    Alexander nutzte die Pause, um sich langsam von der

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