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Mitternachtslust

Mitternachtslust

Titel: Mitternachtslust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Winter
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gelang, ein Wort herauszubringen.
    »Das … äh … Das tun Sie gefälligst nie wieder!« Sie verschränkte die Arme vor ihrer Brust und wich zurück, bis sie die kühle Wand an ihren Schulterblättern spürte.
    »Ich wollte dir nur zeigen, wie es enden kann, wenn man mit dem Feuer spielt.« Nachdenklich fuhr er sich mit der Spitze seines Zeigefingers über die Lippen.
    In diesem Moment schlug die Haustürglocke an oder produzierte vielmehr einen schnarrenden Ton. Vor Schreck sprang Melissa fast einen halben Meter in die Höhe, landete mit dem rechten Fuß auf der umgeschlagenen Ecke des Teppichs, geriet ins Straucheln – und fand sich zu ihrem Entsetzen zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit in Alexanders Armen wieder.
    »Manchmal scheint sie doch zu funktionieren, wenn sie sich auch nicht gerade gesund anhört«, stellte er erstaunt fest und sah zu dem Kästchen über der Haustür hinüber, aus dem offenbar der Klingelton gekommen war.
    »Lass mich sofort los!«, fauchte Melissa und zappelte an seiner nackten Brust herum. Durch den dünnen Stoff des Hemdes spürte sie nicht nur seine Wärme, sondern auch den Druck seiner Brustwarzen und die angenehme Festigkeit seiner Muskeln.
    Auf ihren energischen Befehl hin löste er so unvermittelt seinen Griff, dass sie sofort wieder das Gleichgewicht verlor und zu Boden ging.
    Es war nicht einfach, sich würdig und in moralisch einwandfreier Haltung hochzurappeln, wenn man außer einem Hemd, das knapp bis auf die Oberschenkel reichte, nichts am Körper trug. Melissa war so mit dieser Aufgabe beschäftigt, dass sie nicht bemerkte, wie ihr Mann die Halle betrat. Es sah Richard ähnlich, dass er zunächst den Versuch machte, ohne eigene Anstrengung ins Haus zu kommen, indem er klingelte, und erst seinen Schlüssel benutzte, nachdem sie ihm nicht geöffnet hatte.
    »Ich hatte gehofft, es würde hier schon ein bisschen … wohnlicher aussehen.«
    Als sie seine Stimme hörte, fuhr Melissas Kopf in die Höhe. Ihr entsetzter Blick huschte zwischen dem Mann mit dem bloßen Oberkörper und ihrem mit Zweireiher, Weste und dezent gemusterter Krawatte bekleideten Ehemann hin und her. Sie atmete ein oder zwei Mal tief durch, stellte sich entschlossen auf die Füße, zog energisch den Saum des Hemdes nach unten und übernahm mit einer nonchalanten Handbewegung das Vorstellen:
    »Das ist mein Mann, Doktor Richard Sander, und das ist Alexander Burg, unser Nachbar.«
    Mit bewundernswerter Selbstbeherrschung, die ihm in dieser Vollkommenheit offensichtlich aus seiner neuen Position als Manager der Hamburger Niederlassung erwuchs, tat Richard, als wäre es die natürlichste Sache der Welt, in seinem Haus einen Mann mit nacktem Oberkörper anzutreffen, während seine Frau nichts als ein Herrenhemd trug.
    »Sie wohnen in dem Bungalow rechts von uns?«, erkundigte er sich im Plauderton bei Alexander und schob sich ein wenig in den Vordergrund, so dass seine unzureichend bekleidete Frau hinter ihm verschwand.
    Alexander rieb sich schon wieder zerstreut mit seiner Handfläche über die Brust. Melissa konnte ihn zwar nicht sehen, weil sie dankbar die Gelegenheit ergriffen hatte, sich hinter Richards Rücken zu verstecken, aber sie hörte das Knistern der Härchen und spürte, wie ihre Schenkel sich prompt mit einer Gänsehaut überzogen. Sie musste verrückt sein, wenn sie in einer solchen Situation derartige Empfindungen hatte!
    »Nicht direkt«, beantwortete Alexander freundlich Richards Frage. »Ich wohne im Gartenhäuschen.«
    »In welchem Gartenhäuschen?« Richard hielt es nun offenbar für angemessen, seinen Ich-bin-der-Boss-Tonfall zu bemühen, obwohl Alexander Burg sicher der Letzte war, der sich wie ein kleiner Angestellter abkanzeln ließ.
    »In dem Gartenhäuschen an der westlichen Grundstücksgrenze«, erklärte Alexander geduldig.
    »Sie meinen, Sie wohnen auf meinem Grundstück?« Obwohl Melissa hinter ihrem Ehemann stand, wusste sie, dass soeben auf seiner Stirn wie aus dem Nichts mehrere unregelmäßige rote Flecke aufgetaucht waren.
    Sie tippte ihm von hinten auf die Schulter. »Es ist nicht unser Grundstück, Richard«, erklärte sie ihm sanft. »Wir haben das Haus nur gemietet …«
    »Wir haben Haus und Garten gemietet, und deshalb sind wir zwar nicht die Eigentümer, aber immerhin die Besitzer und müssen es uns natürlich nicht gefallen lassen, dass …«
    »Nun, ich fürchte, ich habe die älteren Rechte.« Mit einem bedauernden Schulterzucken bewegte Alexander sich in

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