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Mitternachtslust

Mitternachtslust

Titel: Mitternachtslust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Winter
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Gemälde nur ein Paar ausgewaschene Jeans trug. Bisher war es ihr noch nicht gelungen, sich daran zu gewöhnen, dass er so gut wie nie korrekt bekleidet war. Sein Oberkörper war über und über mit Farbe bespritzt, ebenso seine nackten Füße.
    Er reagierte nicht auf ihr Gebrüll, sondern neigte in aller Seelenruhe seinen Kopf ein wenig zur Seite, betrachtete die wolkigen, ineinander verlaufenden Farbflächen auf der Leinwand und tauchte dann seinen Pinsel wieder in das Rot, das er auf seiner Palette gemischt hatte.
    Vielleicht hatte er sie wegen der lauten Musik tatsächlich nicht gehört, vielleicht machte er sich aber auch einen Spaß daraus, sie hier herumstehen und durch die Gegend schreien zu lassen.
    Melissa spürte, dass die Wut sich wie eine Faust in ihrem Magen zusammenballte. Mit großen Schritten durchquerte sie den Raum und legte Alexander Burg eine Hand auf die Schulter. Für einen Mann hatte er eine erstaunlich weiche Haut. Glatt, trocken und warm. Hastig ließ sie ihren Arm sinken, während er sich ihr ohne jedes Anzeichen von Schreck oder Überraschung ruhig zuwandte.
    »Ich bin gekommen, um den Schlüssel zu holen!«, schrie sie ihm ins Ohr.
    Er lächelte sie an und legte ruhig Palette und Pinsel beiseite.
    »Wie schön, dass Sie mich besuchen!«, stellte er mit lauter Stimme fest und schaffte es dabei, einen Plauderton anzuschlagen, als wäre sie vorbeigekommen, um ihm eine heiße Suppe zu bringen, wie es vielleicht die Bewohner des Haupthauses in früheren Zeiten gemacht hatten, als das Gartenhäuschen noch von einem Gärtner bewohnt worden war und nicht von einem unverschämten und wahrscheinlich äußerst erfolglosen Maler.
    »Wir haben miteinander zu reden!« Melissa verschränkte die Arme vor ihrer Brust und trat einen Schritt zurück, bevor er auf die Idee kam, ihr wie einer alten Bekannten die Hand zu schütteln.
    Er zeigte auf seine Ohren und grinste sie an, um ihr klarzumachen, dass er sie nicht verstanden hatte.
    »Machen Sie die blöde Musik aus!«, brüllte Melissa erbost. Wieder fuchtelte er mit beiden Händen in Richtung seiner Ohren.
    Hektisch sah sie sich um und entdeckte an der hinteren Wand des Ateliers eine Stereoanlage. Sie stürmte darauf zu und drückte wahllos einige Knöpfe. Das Dröhnen aus den Lautsprechern endete abrupt. In der plötzlich eintretenden Stille hörte sie sich selbst geräuschvoll nach Luft schnappen, bevor sie sich umwandte, um ihrem Gegner in die Augen zu sehen. Zunächst glitt ihr Blick allerdings ab und landete auf seiner nackten, gebräunten, mit dunkelblauer, karminroter und ockergelber Farbe bespritzten Brust. Fasziniert betrachtete sie einen herzförmigen blauen Fleck direkt neben seiner linken Brustwarze.
    »Ich hoffe, mein Aufzug stört Sie nicht. Ich kann mir auch etwas überziehen. Immerhin haben Sie mir ja schon gesagt, dass Sie in solchen Dingen etwas empfindlich sind.«
    Melissa riss den Kopf hoch und fixierte ihn mit zusammengekniffenen Augen. »Ich bin nicht empfindlich! Und es ist mir völlig egal, wie Sie herumlaufen.« Leider quietschte ihre Stimme vor Aufregung ein bisschen.
    »Ich hatte nur keine Lust, mit Ihnen Ihre … Ihre Potenzprobleme zu diskutieren, das ist alles.«
    »Gut, dass wir das geklärt haben«, stellte Alexander in zufriedenem Ton fest. Er war so ekelhaft selbstbewusst, dass er es nicht einmal für nötig hielt, zu betonen, dass er keinesfalls unter Potenzproblemen litte, wie es jeder andere Mann in dieser Situation zweifellos getan hätte.
    Als er sich mit der Handfläche über die bunte Brust wischte, sorgte das leise Knistern der Härchen, die zwischen seinen Brustwarzen ein dunkelblondes Nest bildeten, für ein völlig überflüssiges Kribbeln in Melissas Kniekehlen. Sie presste die Lippen zusammen und starrte das Bild an, an dem er gearbeitet hatte.
    »Gefällt es Ihnen?«, erkundigte er sich, offensichtlich gierig nach Lob.
    Betont gelangweilt zuckte sie mit den Schultern. »Ich denke nicht, dass der Welt ein zweiter Picasso verlorengeht, wenn Sie eines Tages das Malen aufgeben.«
    Natürlich gab er sich große Mühe, ihr nicht zu zeigen, wie sehr ihn ihre Bemerkung getroffen hatte, obwohl sie sicher war, bemerkt zu haben, dass er leicht zusammenzuckte.
    »Nun ja, Kunst ist Geschmackssache«, verkündete er friedfertig. »Kann ich Ihnen etwas anbieten – eine Tasse Kaffee oder ein Glas Wein?«
    »Nein!«, schrie Melissa entsetzt. »Das hier ist kein Höflichkeitsbesuch. Ich bin gekommen, um Ihnen etwas

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