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Mitternachtslust

Mitternachtslust

Titel: Mitternachtslust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Winter
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schluckte und sah haarscharf an Alexanders rechtem Ohr vorbei.
    »Ein erotischer Traum?«, erkundigte er sich, als sie nach einer Weile immer noch schwieg.
    »Ja … ich weiß es nicht … Es war alles so echt, aber natürlich kann es nur ein Traum gewesen sein.«
    »Und – war es ein angenehmer Traum?« Seine Fingerkuppen strichen leicht über ihren Handrücken.
    Melissa wich seinem Blick aus und nickte. »Ja, aber darum geht es nicht. Ich habe den Mann in meinem Traum ganz deutlich gesehen. Sein Gesicht, seine Haare, die Art, wie er seinen Mund verzieht, wenn er lächelt.« Sie stockte.
    Diesmal half Alexander ihr nicht weiter. Er saß ohne jedes Zeichen von Ungeduld da, streichelte fast unmerklich ihre Hand und wartete darauf, dass sie fortfuhr.
    »Und heute habe ich dieses Bild gefunden – ein altes Porträtgemälde. Es steht in der Abstellkammer neben der Küche. Und der Mann auf dem Bild … Es war der Mann aus meinem Traum. Obwohl ich sicher bin, dass ich das Bild noch nie gesehen habe. Ich kann es überhaupt nicht gesehen haben, weil ich heute zum ersten Mal in der Abstellkammer war.« Sie schwieg erschöpft und mied weiter Alexanders Blick. Wahrscheinlich würde er sie jetzt für total verrückt halten.
    »Es gibt mehrere Möglichkeiten«, setzte er nach einer Pause an.
    »Ja?« Erleichtert hob sie den Kopf. Immerhin war er nicht sofort in lautes spöttisches Lachen ausgebrochen.
    »Du könntest durchaus schon vor deinem Traum ein Bild von diesem Mann gesehen haben. Vielleicht gibt es mehrere davon im Haus, und du hast es so flüchtig betrachtet, dass du dich nicht bewusst daran erinnern kannst.«
    »Nein«, widersprach sie, »ich bin ganz sicher, dass ich kein anderes Bild von ihm gesehen habe.«
    »Dann bleibt nur die Möglichkeit, dass dir in der betreffenden Nacht so etwas wie ein Geist erschienen ist.«
    Melissa spähte ängstlich in Alexanders Gesicht, konnte aber das Grinsen, das sie erwartet hatte, nicht entdecken. Obwohl es andererseits nicht sein konnte, dass ein Mann wie Alexander Burg an Geister glaubte. Sie tat es zumindest nicht. Nicht wirklich.
    »Aber Geister gibt es natürlich nicht«, stellte Alexander in sachlichem Ton fest. »Also wird es irgendeine andere Lösung geben, auf die wir jetzt nur nicht kommen.«
    »So weit war ich auch schon!« Sie konnte nicht verhindern, dass sie enttäuscht klang.
    »Sollte es aber wider Erwarten doch Geister geben«, fuhr Alexander prompt fort, »brauchst du dir im Grunde auch keine Sorgen zu machen. Denn ein Geist, der so … nett zu dir ist, wird dir sicher nichts Böses tun.«
    Sie fuhr herum, aber auch dieses Mal konnte sie keinen Spott in seinen Zügen entdecken. Weder zuckten seine Lippen vor unterdrücktem Gelächter, noch hatte er auf die für ihn typische Art den linken Mundwinkel hochgezogen, während in seiner rechten Wange das Grübchen tanzte. Melissa wandte sich hastig ab, weil sie beim Anblick seiner Lippen ein merkwürdiges Ziehen im ganzen Körper verspürte, was sie aber immerhin für einen Moment von ihrem eigentlichen Problem ablenkte.
    Sie saß da, betrachtete den Rotwein in ihrem Glas und überlegte, was sie jetzt sagen oder tun sollte.
    Alexander schwieg ebenfalls.
    »Ich sollte dann wohl besser gehen.« Unruhig rutschte sie auf der Bank herum, stand aber nicht auf.
    »Du hast deinen Wein noch nicht ausgetrunken«, erinnerte er sie. »Entspann dich ein bisschen, das wird dir guttun.«
    Melissa nippte an ihrem Glas, schlug das rechte über das linke Bein, dann das linke über das rechte, wippte mit der Fußspitze und betrachtete schließlich intensiv die immer zahlreicher werdenden Sterne.
    »Eigentlich wollte ich nicht fragen, aber ich befürchte, ich bin doch zu neugierig – obwohl es natürlich sein könnte, dass die Sache in die Richtung geht, die anzusprechen du mir strengstens verboten hast.«
    Sie spürte seinen Blick von der Seite, sah ihn aber nicht an. »Was meinst du?«, half sie ihm, nachdem sie sich mehrmals geräuspert hatte.
    »Der Mann in deinem Traum – was genau hat er getan? Eine Frau wie du, die äußerlich so kühl tut und in Wahrheit so leidenschaftlich ist, muss höchst interessante Träume haben.«
    »Woher willst du wissen, ob ich … leidenschaftlich bin?«, entgegnete Melissa schnippisch und funkelte ihn wütend an.
    »Ich weiß es eben, und du weißt, dass ich Recht habe.«
    Als er ihren Blick suchte, wandte sie rasch wieder den Kopf ab. Sie hatte gewusst, dass sie es bereuen würde, sich so

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