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Mitternachtslust

Mitternachtslust

Titel: Mitternachtslust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Winter
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triumphierendes Auflachen, während sie sich langsam umdrehte, ihm kurz, aber intensiv in die Augen starrte und sich dann in den Sessel sinken ließ.
    »Fang an!«, forderte sie ihn auf.
    Sekundenlang starrte er sie mit weit geöffneten Augen an, dann ging er wortlos zu seiner Staffelei.
    »Fühlst du dich gut so, oder möchtest du ein Tuch?«, fragte er mit belegter Stimme.
    »Ich brauche kein Tuch«, erwiderte Melissa fast trotzig. Ein albernes Tüchlein würde nichts daran ändern, dass sie nackt war. Sie kuschelte sich in den Sessel, schmiegte eine Wange an die hohe Lehne und beobachtete Alexander aus halb geschlossenen Augen. Er hantierte eine Weile mit Pinseln und Farben, dann sah er sie, den Pinsel in der erhobenen Hand, minutenlang prüfend an, bevor er den ersten Strich auf die Leinwand brachte.
    Lange Zeit war es völlig ruhig im Zimmer. Nur manchmal klapperte es ein wenig, wenn Alexander einen Pinsel auf den Tisch neben sich legte und nach einem anderen griff.
    »Stört es dich, wenn ich das Hemd ausziehe? Mir wird beim Malen leicht zu warm.«
    Melissa schreckte hoch, als er sie ansprach. Dann schüttelte sie den Kopf, lehnte sich wieder zurück und sah zu, wie er das Hemd abstreifte und achtlos auf den Boden fallen ließ. Als er sich wieder an die Arbeit machte, konnte sie das Spiel seiner Muskeln unter der glatten gebräunten Haut beobachten. Ihre Fingerspitzen begannen, zu kribbeln, als sie sich unwillkürlich vorstellte, wie es sich wohl anfühlen würde, wenn sie über diese Muskelstränge streichen, sie mit ihren Fingern verfolgen und anschließend mit ihrer Zungenspitze nachzeichnen würde. Sie fing an, darüber nachzudenken, wie es wäre, wenn sie mit diesem Mann, der so stark erschien, tun könnte, was sie wollte. Ihn berühren, schmecken, reizen, wie sie wollte und so lange sie wollte. Ihn zu wildem Begehren aufstacheln und dieses Begehren erst dann erfüllen, wenn sie es wollte – falls sie es überhaupt wollte …
    »Bleib so, bitte, bleib so!«
    Alexanders aufgeregte Stimme riss sie aus ihren Gedanken. Sie sah ihn fragend an, rührte sich aber nicht.
    »Dein Gesicht! Eben hattest du einen wunderbaren Ausdruck! Woran hast du gedacht?« Er fuchtelte wild mit dem Pinsel durch die Luft.
    Melissa biss sich auf die Unterlippe. Sie konnte ihm unmöglich erzählen, dass sie sich gerade eben vorgestellt hatte, ihn nach allen Regeln der Kunst zu vernaschen. Für sie selbst und ihre neue Einstellung, kühl bis ins Herz zu bleiben und dennoch mitzunehmen, was das Leben ihr bot, war dieser Wunsch durchaus in Ordnung. Aber offenbar war sie noch nicht kühl genug, um dem Objekt ihrer Begierde diese Einstellung klar und deutlich mitzuteilen.
    »Du musst es mir nicht sagen, aber es wäre schön, wenn du diesen Gedanken weiterverfolgen könntest.« Er bemühte sich offensichtlich um eine sachliche Ausdrucksweise, aber am fiebrigen Glanz seiner Augen konnte sie erkennen, wie wichtig ihm die Sache war. Er wollte sie malen, während sie an unanständige Dinge dachte! Melissas Mundwinkel zogen sich nach oben. Er konnte nicht wissen, was sie sich eben vorgestellt hatte, und er würde es auch nie erfahren.
    »Nein, das ist es nicht!«, rief Alexander verzweifelt.
    »Ich kann das nicht auf Befehl«, teilte sie ihm gelassen mit und heftete den Blick auf seine Brust, die sich heftig hob und senkte.
    »Vielleicht könntest du ja mit mir über das reden, woran du eben gedacht hast …« Jetzt sah er sie flehend an wie ein kleiner Junge, der darum bittet, sein liebstes Spielzeugauto zurückzubekommen.
    »Das kann ich ganz bestimmt nicht!«
    »Warum nicht? Ich brauche diesen Ausdruck wieder! Unbedingt!« Langsam wurde er ungeduldig.
    »Ich kann es dir nicht erzählen, weil es mit dir zu tun hat.«
    »Es ist mir egal, was du über mich denkst, wenn ich nur dein Gesicht malen kann, wie es eben war.«
    Warum eigentlich nicht? Du würdest staunen, denn sicher hältst du mich für eine verklemmte Ehefrau, die sich schon wie eine Abenteuerin vorkommt, weil sie dir mal erlaubt hat, ein paar Farbtupfer auf ihre Brust zu malen!
    Sie holte tief Luft, fixierte Alexander mit strengem Blick und offenbarte ihm dann langsam: »Ich habe mir vorgestellt, was ich mir dir machen würde, wenn ich die Gelegenheit dazu hätte.«
    »Was meinst du?« Plötzlich schien er sich mehr für ihre Gedanken als für ihren Gesichtsausdruck zu interessieren.
    Einen Augenblick zog sie in Erwägung, ihm zu sagen, sie hätte sich ausgemalt, wie es wohl wäre,

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