Mitternachtslust
ihn mit einem Betonklotz an den Füßen in einem ziemlich tiefen See zu versenken. Aber das würde ihn sicher nicht halb so sehr schockieren wie die Wahrheit.
»Ein paar zarte Fesseln«, fuhr sie fort. »Seide, denke ich. Nur so fest, dass du dich mit ein wenig Anstrengung immer noch befreien könntest – denn du würdest dich ohnehin nicht befreien wollen.«
»Und dann?« Es gefiel ihr, dass er sehr atemlos klang.
»Ich könnte mit dir machen, was ich wollte. Mit meinen Händen, meiner Zunge, meinem ganzen Körper. Und ich könnte mir eine Menge Zeit dafür lassen.« Sie beobachtete ihn unter ihren halb geschlossenen Lidern hervor. »Alle Zeit der Welt hätte ich aber auch nicht, denn natürlich würde die Sache mich ziemlich heißmachen – aber nicht halb so heiß wie dich.«
Du lieber Himmel, was redete sie da eigentlich!
Alexander hatte den Pinsel weggelegt und starrte sie mit offenem Mund an. Er stand breitbeinig da, als wäre ihm seine Hose plötzlich zu eng geworden. Seine Hände hingen neben seinem Körper herab und öffneten und schlossen sich in einem raschen Rhythmus, als würde er nach etwas greifen, das er nicht festhalten konnte.
Das Triumphgefühl in Melissas Bauch fühlte sich wie eine ganze Badewanne voller Champagner an.
»Hast du so etwas schon öfter gemacht?«, fragte er schließlich mit heiserer Stimme.
»Was?« Unschuldig riss sie die Augen auf und neigte ihren Kopf zur Seite.
»Einen Mann auf diese Weise … verführt? Indem du ihm gesagt hast, was du gern mit ihm machen würdest.« Er rang mit jedem Wort, bevor er es über die Lippen brachte.
»Ich habe nicht die Absicht, dich zu verführen. Ich bin hier, um dir Modell zu sitzen, schon vergessen?« Selten hatte ihr eine Unterhaltung so viel Spaß bereitet.
»Hast du die Dinge, die du mir beschrieben hast, schon einmal mit einem Mann gemacht?« Ihm fehlte entschieden die Luft, um mehr als drei Wörter hintereinander auszusprechen, dennoch kämpfte er sich heldenhaft durch den Satz.
Ganz kurz nur zog Melissa in Erwägung, zu behaupten, das hätte sie schon Dutzende von Malen getan, aber dann beschloss sie doch, bei der Wahrheit zu bleiben.
»Richard würde sich niemals einer Frau ausliefern – nicht einmal, wenn es nur ein Spiel wäre.« Bei diesem Geständnis fühlte sie einen Teil ihrer Macht abbröckeln und wich schnell Alexanders Blick aus.
»Verdammter Idiot!«
Alexanders Worte gaben ihr etwas von der Kraft zurück, die sie eben gemeint hatte, verloren zu haben.
Eine Weile herrschte Stille zwischen ihnen. Nur ihre Blicke sprachen.
»Würdest du es tun? Dich mir ausliefern?« Melissa versuchte, ihrer Stimme einen leichten, neckenden Klang zu verleihen, was ihr nicht ganz gelang.
Ohne ihr eine Antwort zu geben, kam er langsam näher. Als er ihr so nah war, dass sie jedes einzelne Härchen auf seiner Brust erkennen konnte, blieb er stehen.
»Es ist lange her, seit ich eine Frau so sehr begehrt habe wie dich.«
»Die blonde Frau auf dem Bild«, flüsterte sie und sah in die Richtung, wo sie meinte, das Porträt gesehen zu haben.
Sein Blick verschleierte sich. »Sarah«, sagte er leise. »Du hast mich vom ersten Augenblick an sie erinnert.«
»Aber sie sieht ganz anders aus als ich«, widersprach sie verblüfft.
»Nicht, wenn man genauer hinsieht. Dein Lächeln, die Art, wie du mich anschaust, deine Bewegungen. Dort draußen am See, als ich dich zum ersten Mal gesehen habe. Es war, als würde ich aus einem langen Schlaf erwachen. Vielleicht geht es viel weniger um irgendwelche Ähnlichkeiten als um die Tatsache, dass ich plötzlich wieder fühlen und eine Frau wirklich begehren kann.«
Seine Worte schossen wie Lava in ihren Unterleib. Sie schnappte nach Luft. »Warum?«, stieß sie dann hervor. »Warum ausgerechnet ich?«
Alexander lachte leise auf. »Es gibt Dinge, die einfach geschehen, die man akzeptieren muss, wie sie nun mal sind.«
»Aber was ist mit Sarah?«, fiel Melissa ein. »Hat sie dich verlassen und du konntest nicht darüber hinwegkommen?«
Der Vorhang in seinen Augen fiel, und er schien plötzlich durch sie hindurchzusehen. »Sie ist fort«, antwortete er mit rauer Stimme. »Für immer.«
Spontan strich sie mit ihren Fingerspitzen tröstend über seinen Arm. »Ich bin hier«, wisperte sie.
Sein Blick kehrte zu ihr zurück, und seine Lippen verzogen sich zu einem leisen Lächeln. »Ja, du bist hier.«
Er beugte sich vor, legte seine Hand auf ihre Schulter und ließ sie weiter zu ihrer nackten Brust
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