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Mitternachtsmorde

Mitternachtsmorde

Titel: Mitternachtsmorde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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der sie abholt. Du bist mich abholen gekommen, und ich habe mindestens zwei Stunden, vielleicht noch länger, versucht, sie ans Telefon zu bekommen. Sie hätte Zeit genug gehabt, jemanden anzurufen. Sie hätte sogar ein Taxi rufen können.«
    »Ich muss sie unbedingt genauer sehen«, meinte Byron bedauernd und trommelte mit den Fingern aufs Lenkrad, während er weiter aufs Haus starrte. Er hatte kaum den Blick abgewandt, und es hatte sich nicht ein einziges Mal ein Vorhang bewegt. Selbst wenn diese Tina wirklich Nikita Stover war, hatte sie keinen Grund, Ruth gegenüber misstrauisch zu sein, und die Neugier hätte sie eigentlich dazu verleiten müssen, mindestens einmal aus dem Fenster zu sehen. Also hatte Ruth vielleicht doch Recht, und es war niemand zu Hause.
    Er konnte es nicht leiden, wenn ihm etwas zwischen den Fingern zerrann. Er konnte es nicht leiden, wenn lose Fäden blieben. Und er konnte es am wenigsten leiden, wenn eine erstklassige Agentin wie Nikita Stover unerkannt da draußen herumschlich. Von den Fähigkeiten her waren sie sich ebenbürtig, aber er musste gleichzeitig zwei Suchen durchführen, während sie sich auf eine beschränken konnte. Er musste diese verfluchte Zeitkapsel finden oder zumindest ergründen, wer die alles entscheidende Information in die Kapsel gegeben hatte. Sie hingegen brauchte nur ihn zu finden.
    Wenn McElroy seinen Job ordentlich erledigt hatte, hatte sie nicht die leiseste Ahnung, wer der UT war, was seine, Byrons, beste Lebensversicherung war. Selbst wenn sie ihn sehen sollte, musste sie annehmen, dass man ihn zur Verstärkung geschickt hatte. Ihr würde es nie in den Sinn kommen, einen anderen Agenten zu verdächtigen.
    Andererseits war es vielleicht nicht die klügste Idee gewesen, Ruth ins Spiel zu bringen, was er damals allerdings nicht hatte wissen können. Damals war sie ihm sehr gelegen gekommen; sie war eine Frau und als solche wesentlich weniger bedrohlich für eine andere Frau. Es war auch möglich, dass die zahllosen Anrufe, statt Nikita zu verunsichern, das Gegenteil bewirkt hatten, weil sie Zweifel an Ruths geistiger Gesundheit weckten.
    Aber entweder es war wirklich niemand in Knox Davis’ Haus, oder der Bewohner war wesentlich misstrauischer, als man vernünftigerweise erwarten durfte.
    Beim nächsten Mal würde er sich heimlich anschleichen. Die Menschen waren viel sorgloser, wenn sie nicht wussten, dass sie beobachtet wurden.

24
    Nachdem der Wagen abgefahren war, wartete Nikita eine halbe Stunde im Dunkeln ab, ob er noch einmal zurückkehrte. Sie konnte nicht garantieren, dass die beiden nicht irgendwo an der Straße parkten, um ihr Haus zu beobachten, womit sie möglicherweise die Nachbarn alarmiert hätten, aber immerhin parkten sie nicht mehr vor diesem Haus.
    Nach einer halben Stunde ging sie auf Zehenspitzen durchs Haus, ohne dabei Licht zu machen. Sie hatte bereits alle Fenster kontrolliert und sich überzeugt, dass sie verriegelt waren, und prüfte nun nach, ob alle Vorhänge vorgezogen waren, sodass niemand ins Haus sehen konnte.
    Der gesamte Abend hatte sie maßlos geärgert. Das immer wieder klingelnde Telefon und schließlich die Erkenntnis, dass sie ausgerechnet an dem einen Ort, an dem sie sicher sein sollte, bedrängt wurde, hatten ihren Nerven zugesetzt. Dieser eine Abend hatte ihre Einstellung zu Klagen wegen sexueller Belästigung grundlegend verändert; damit brauchten sich Bundesagenten zwar nicht auseinander zu setzen, aber hin und wieder war eine sexuelle Belästigung eine Vorstufe in einem eskalierenden Problem, das mit einem Bundesvergehen wie einer Entführung oder Vergewaltigung endete. Schon nach einem Abend war Nikita bereit, Gewalt anzuwenden. Wie ein Mensch Tag für Tag damit fertig werden sollte, ging über ihr Vorstellungsvermögen.
    Nachdem eine weitere Stunde ohne einen Vorfall verstrichen war, schlich sie leise ins Wohnzimmer zurück, wo immer noch der Fernseher plärrte. Vielleicht war sie über vorsichtig, aber sie blieb immer noch unterhalb der Fenster, damit kein Schatten auf die Vorhänge fiel. Außerdem hatte sie ihre Handtasche und die Waffen bei sich, und in ihrer Hosentasche steckte das winzige Handy. Dann streckte sie sich auf der Couch aus und versuchte fernzusehen, aber bei jedem vorbeifahrenden Wagen verkrampfte sie sich und vergaß das Programm, weil sie mit gespitzten Ohren lauschte, ob der Wagen nicht vielleicht anhielt.
    Über eine Stunde später bremste ein Wagen tatsächlich ab und bog in die Auffahrt.

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