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Mitternachtsmorde

Mitternachtsmorde

Titel: Mitternachtsmorde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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hell bleiben.
    In einer Stunde, dachte Ruth, würde sie diese Tina doch bestimmt dazu bringen können, an das verdammte Telefon zu gehen.
     
    Ruth Lacey hatte psychische Probleme, dachte Nikita, als das Telefon zum wohl vierzigsten Mal klingelte. Wieder sah sie auf das Display; ja, es war dieselbe Nummer. Seit dem ersten Anruf hatte Ruth keine weitere Nachricht hinterlassen, aber das war auch nicht notwendig.
    Nikita hatte geduscht und anschließend ihre schmutzige Wäsche in die Waschmaschine gesteckt. In einem Korb neben der Maschine hatten ein paar Sachen von Knox gelegen, die sie ebenfalls in die Trommel gegeben hatte. Nachdem sie seine Waschmaschine, sein Waschmittel, sein Wasser benutzte, konnte sie zumindest seine Wäsche mitwaschen.
    Das Telefon hatte geklingelt, als sie unter der Dusche war, und es klingelte auch, als sie wieder herauskam. Es klingelte, als die Waschmaschine fertig war und sie die Wäsche in den Trockner legte. Es klingelte, als sie in der Küche nach etwas Essbarem suchte. Sie wäre für ihr Leben gern an den Apparat gegangen und hätte der Frau erklärt, dass sie ihre Zeit mit etwas Sinnvollerem verbringen sollte, aber Knox hatte sie ermahnt, nicht ans Telefon zu gehen, und so ging sie nicht hin.
    »Verflucht noch mal!«, schimpfte sie schließlich und begann das Telefon nach einem Knopf abzusuchen, mit dem sich das infernalische Läuten abstellen ließ. Da war er ja, ein winziger Hebel mit der Aufschrift »Ton aus«. Mit dem Fingernagel schob sie den Hebel zur Seite, und das Klingeln verstummte – wenigstens an diesem Apparat. Das Telefon in seinem Schlafzimmer klingelte immer noch.
    Sie lief in sein Zimmer und fand an diesem Telefon einen ähnlichen, wunderbaren kleinen Hebel. Die Stille, die sich daraufhin über das Haus senkte, war einfach wunderbar. Falls die Verrückte eine Nachricht hinterlassen wollte, konnte sie das weiterhin tun, und das würde Nikita auch mitbekommen, aber wenigstens brauchte sie das Klingeln nicht mehr zu hören.
    Ihr Handy hatte sich leider kein einziges Mal gemeldet.
    Spürbar ruhiger durchsuchte sie ein zweites Mal Knox’ Kühlschrank, in dem gähnende Leere herrschte. Heute Morgen hatte er ihr gestanden, dass er so gut wie nichts zu essen zu Hause hatte, und damit hatte er nicht gelogen. Dann aber schaute sie in den Hängeschrank, aus dem er die Dosensuppe geholt hatte, und fand noch mehr Dosen darin. Wenigstens brauchte sie nicht zu verhungern, dachte sie, und nahm eine heraus, auf der »Gemüse-Rindfleischtopf« stand, was das auch sein mochte. Vielleicht Gemüse mit Rindfleischaroma.
    Sie schaute aus dem Küchenfenster. Es wurde schon langsam dunkel; Knox war inzwischen vier Stunden unterwegs. Vielleicht würde er erst in weiteren vier Stunden heimkommen.
    Weil sie nichts anderes zu tun hatte, machte sie es sich auf der Wohnzimmercouch gemütlich und schaltete den Fernseher ein.
    Nachdem sie sich erst einmal entspannt hatte, dauerte es nicht mehr lang, und sie war eingeschlafen.
    Sie erwachte davon, dass jemand energisch an die Haustür klopfte. Weil die Vorhänge vorgezogen waren und die Tür kein Sichtfenster hatte, konnte sie nicht feststellen, wer es war. Der Fernseher lief, aber sie stellte ihn nicht leiser, weil in diesem Fall sonnenklar gewesen wäre, dass jemand im Haus war. Knox hatte erzählt, er würde öfter das Licht anlassen, wenn er abends außer Haus ging, weshalb sie sich deshalb keine Gedanken machte, aber Fernseher stellten sich in dieser Epoche nicht eigenständig lauter oder leiser.
    Wieder war das Klopfen zu hören, diesmal noch drängender.
    »Tina«, hörte sie Ruth Laceys Stimme, »ich weiß, dass Sie da drin sind. Ich möchte mit Ihnen reden.«

23
    Hm, dachte Nikita. Antworten oder nicht antworten; was für eine Frage.
    Sie hätte nicht richtig im Kopf sein müssen, um eine Frau ins Haus zu lassen, der es offensichtlich psychische und emotionale Probleme bereitete, dass der Mann, mit dem ihre Tochter vor sieben Jahren verlobt gewesen war, eine neue Freundin hatte. Nicht dass sie Knox’ »Freundin« war, aber Ruth Lacey hielt sie dafür und hatte anscheinend daraufhin eine Psychose entwickelt.
    Andererseits war es durchaus möglich, dass Nikita etwas unternehmen musste, um ihre eigene geistige Gesundheit zu bewahren, falls die Frau genauso hartnäckig an die Tür hämmerte, wie sie Nikita am Telefon terrorisiert hatte.
    Sie ließ sich von der Couch gleiten und blieb möglichst dicht über dem Boden, damit ihr Schatten nicht

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