Mitternachtsmorde
war sie geschützt genug. Die Mondkolonie ist weitaus populärer, vor allem wegen der auf- und untergehenden Erde. Ich glaube, insgesamt leben um die vierhunderttausend Menschen auf dem Mars, während der Mond eine Bevölkerung von zwei Millionen hat. Inzwischen gibt es auf dem Mond ein Zuzugsverbot für neue Siedler.«
»Ich würde für mein Leben gern auf den Mond fliegen und die Erde aufgehen sehen«, murmelte er. »Warst du schon mal dort?«
»Nein, das ist viel zu teuer. Öffentliche Bedienstete verdienen nicht so viel.«
»Auch das hat sich nicht geändert«, kommentierte er.
»Leider nicht.«
»Aber außerhalb des Sonnensystems gibt es keine Kolonien, oder? Es gibt keinen Kontakt zu Außerirdischen? Keine Reisen mit Überlichtgeschwindigkeit?«
»Nein, nein und nein. Wenn wir Letzteres hätten, könnten wir Ersteres errichten. Aber niemand hat je Kontakt mit einer intelligenten außerirdischen Spezies aufgenommen.«
»Ich bin enttäuscht. In zweihundert Jahren sollte man eigentlich weiter kommen als nur bis zum Nachbarhaus – bildlich gesprochen, natürlich.«
»Natürlich. Aber immerhin haben wir den Papst auf den Mond geschafft, das musst du uns zugute halten.«
»Also, ich hätte wirklich einiges dafür gegeben, das zu sehen. Die Presse muss euch zugepflastert haben.«
Zugepflastert hatte etwas mit verarzten zu tun, überlegte sie. Sie zerlegte den Satz in seine Einzelteile und versuchte, den Sinn aus dem Zusammenhang zu erschließen. Zugepflastert, bis Mund, Augen und Nase verschlossen waren … Die Presse überschüttete sie mit Informationen, bis sie nichts anderes mehr sehen konnten? Ja, das klang vernünftig.
»Es wurde ununterbrochen darüber berichtet«, bestätigte sie und ließ ein Kieferknochen-knackendes, tränengeladenes Gähnen folgen, das ihn lächeln ließ.
»Wir haben nicht mehr viel Zeit zum Schlafen, aber eine Stunde könnten wir noch einschieben«, murmelte er, die Lippen an ihre Schläfe gedrückt. »Die übrigen Fragen hebe ich mir für später auf.«
»Ja, das ist eine gute Idee.« Sie gähnte wieder. »Knox – danke.«
»Wofür?«
»Dass du dich nicht vor mir ekelst.«
»Du bist eine Frau«, sagte er leise ins Dunkel hinein. »Und ich bin ein Mann. Wir sind zusammen, und nur das zählt.«
26
Nikita lag im Bett und schaute sich schläfrig um, während Knox noch einmal duschte, bevor er zur Arbeit fuhr. Es war kurz nach Sonnenaufgang, aber das Zimmer lag hinter den zugezogenen Vorhängen im Halbdunkel. Sie war leicht wund, zutiefst entspannt und absolut bezaubert. In rein körperlicher Hinsicht badete sie nach unzähligen Hautkontakten in Knox’ männlichen Pheromonen, in emotionaler Hinsicht war sie von der Gelassenheit bezaubert, mit der er auf ihre Herkunft reagiert hatte. Sie vermutete, dass diese Kombination all ihre Abwehrmechanismen ausgeschaltet hatte.
Sie konnte nicht länger verleugnen, was sie für ihn empfand; dafür war es zu spät. Sie konnte nichts anderes tun, als die Zeit mit ihm zusammen zu genießen, so lang oder kurz sie auch sein mochte. Ihr Einsatz, eine Mission voller Komplikationen, war noch nicht beendet. Selbst wenn sie Hugh Byron festnehmen sollte, fehlten ihr immer noch die Manschetten, die jemand gestohlen hatte, der keine Ahnung hatte, wozu sie gut waren, und ihr standen die Haare zu Berge, wenn sie sich ausmalte, in welche Gefahr sich diese Person begab, indem sie mit Zeitreise-Manschetten herumlief, ohne zu wissen, wie man sie bediente.
Es ging doch nichts über eine kleine Dosis Realität, um ein postkoitales Glühen zu ersticken, dachte sie. Nörgelnd meldete sich ihr Pflichtbewusstsein zurück. Sie hätte nichts lieber getan, als sich noch einmal in ihr Kissen zu kuscheln und noch ein paar Stunden zu schlafen, aber sie zwang sich, die Decke zurückzuwerfen und aufzustehen. Gähnend tappte sie in ihr Zimmer und zog ihr Sanssaum an; sie war gern nackt mit Knox zusammen, aber das war etwas ganz anderes, als vor ihm nackt zu sein, während er angezogen und mit anderen Dingen beschäftigt war. So vertraut waren sie noch nicht.
Er hatte Kaffee aufgesetzt, und sie folgte dem Duft in die Küche. Als sie am Bad vorbeikam, ging die Tür auf, und warme, feuchte Luft quoll heraus. Den Kopf mit einem Handtuch rubbelnd, stand Knox splitternackt vor ihr. »Guten Morgen«, sagte er und senkte die Lider, während er sie von Kopf bis Fuß begutachtete. »Mann, ich liebe dieses Ding, das du anhast. Das ist noch sexyer als ein Bikini.«
Sie
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