Mitternachtsmorde
erschöpft. Sie musste ihn überzeugen, und sie durfte keine Zeit vergeuden. »Herrgott noch mal«, schnauzte sie ihn an, »ich komme aus der Zukunft. Aus dem Jahr 2207, um genau zu sein. Ich bin Federal Agent Nikita Stover und wurde ausgeschickt, um einen Mörder aus meiner Zeit zu stellen, der in diese Zeit zurückgereist ist, um systematisch jeden zu töten …
Sie glauben mir kein Wort, nicht wahr?«
»Sie machen Witze, wie?«, fragte er rhetorisch. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und schien abzuwarten, bis sie sich wieder beruhigt hatte.
»In dem silbernen Kästchen befindet sich ein DNA-Scanner. Ich hatte gehofft, in dem Wald hinter Mr Aliens Haus DNA-Spuren ablesen zu können, aber Sie waren mir zu nahe. Nur zu, machen Sie es auf. Ich nehme an, Sie sind klug genug, um eine Technologie zu erkennen, die in Ihrer Zeit nicht existiert.«
Ihn zu reizen war wahrscheinlich nicht besonders schlau, aber sie würde alles tun, um nicht in einer Gefängniszelle zu landen. Von dort aus konnte sie gar nichts erreichen, und sie wäre jedem Angriff schutzlos ausgesetzt, sobald ihr Aufenthaltsort bekannt wurde.
»Wie kann sie hier sein, wenn sie noch gar nicht existiert?«, fragte er. Er nahm das Kästchen hoch und hielt es ihr unter die Nase, ganz so, als hätte sie es noch nie gesehen.
»Ich habe nicht ›noch nicht‹, sondern ›jetzt nicht‹ gesagt. Das ist ein himmelweiter Unterschied.«
»Ich kann keinen erkennen. Ich halte es jetzt in der Hand.«
»Okay, Zeitreisen lassen sich sprachlich nur schwer korrekt wiedergeben«, fauchte sie ihn an. »Wollen Sie mit mir über grammatikalische Feinheiten streiten? Dieser Scanner existiert vorübergehend in Ihrer Jetztzeit, aber wenn ich verschwinde, wird er mit mir verschwinden, und dann wird er noch nicht existieren.«
Wieder sah sie Neugier in seinen Augen aufflackern, als sie von Grammatik sprach, die sie in der Schule gehasst hatte. Während einer Zeitreise konnte man sich sprachlich leicht verzetteln, weil es möglich war, dass ein und derselbe Mensch etwas zu tun beabsichtigte und es gleichzeitig bereits getan hatte. Aber sie wollte mit ihm nicht über Linguistik streiten, sie wollte, dass er sich den Scanner ansah.
»Der Deckel ist ein Teil des Scanners«, sagte sie und nickte zu dem Gerät hin. »Er lässt sich ganz zurückklappen und mit dem Boden des Geräts verbinden. Es funktioniert erst, wenn alle Verbindungen stehen.«
»Es gibt keine Löcher für irgendwelche Verbindungen«, bemerkte er und hielt ihr erneut das Kästchen unter die Nase.
Nikita verdrehte die Augen. »Die öffnen sich noch. Sie bleiben bis zum ersten Kontakt verschlossen, damit kein Staub eindringen kann. Jetzt klappen Sie endlich das verdammte Ding auf, in Ordnung?«
Seine Lippen zuckten amüsiert, als er ihren zornigen Tonfall hörte. »Nicht so arrogant, Ms Stover. Vergessen Sie nicht, wer hier die Handschellen trägt und wer nicht.«
Sie kniff die Augen zusammen. »Nur weil ich mir von Ihnen Handschellen anlegen ließ, um meinen guten Willen zu zeigen.«
»Das haben Sie schon mal behauptet.« Die ganze Zeit hatte er mit dem Scanner herumgespielt. Jetzt öffnete er ihn und klappte den Deckel ganz zurück, wobei er ihn dicht vor sein Gesicht hielt, um beobachten zu können, ob sich irgendwelche verborgenen Verschlüsse öffneten. Genau als die beiden Oberflächen aufeinander lagen, war ein leises Klicken zu hören, und die beiden Hälften verbanden sich. Augenblicklich begann der Selbsttest zu laufen und eine Serie bunter Lichter tanzten über den Scanner.
Er versuchte die Hälften zu trennen, doch wenn der Deckel erst in Position war, blieb er so, bis der Löseknopf gedrückt wurde.
»Ein Magnet?«, fragte er stirnrunzelnd.
»Nein. Ich habe Ihnen doch erklärt, wie es funktioniert. Sie müssen die dreieckige Taste ganz oben drücken, um den Mechanismus zu lösen.«
Er studierte die Oberfläche des Scanners, drückte auf den entsprechenden Knopf, und die Lichter erloschen, sobald der Deckel wieder freigegeben wurde.
Schweigend klappte er den Deckel noch einmal zurück, bis er in Position war. Wieder war das leise Klicken zu hören, und die Lichter begannen zu blitzen, während der Selbsttest lief.
»Witziges Gerät«, meinte er schließlich. »Und wozu dient es, außer um Eindruck zu schinden?«
»Ich habe Ihnen doch erklärt, dass es ein DNA-Scanner ist. Es kann DNA erkennen und katalogisieren. Wenn die DNA, so wie meine, in der Datenbank gespeichert ist, zeigt
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