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Mitternachtsmorde

Mitternachtsmorde

Titel: Mitternachtsmorde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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genommen nichts zu bedeuten hatte, aber nachdem bei diesem Einsatz bis jetzt praktisch alles schiefgelaufen war, wollte sie kein Risiko eingehen.
    Knox richtete sich ein wenig unter ihr auf, um seinen rechten Arm frei zu bekommen, und sie begriff, dass er ebenfalls seine Waffe gezogen hatte, aber da sie mehr oder weniger auf seiner rechten Seite lag, konnte er sich nicht frei bewegen. Wenn er sich zu heftig oder zu schnell regte, würde er sie abwerfen, und dass er das wusste, erkannte sie daran, wie fest er sie im Griff hielt. Er schob sich erneut zur Seite, und als er dabei seinen linken Arm hervorzog, sah sie, dass er die Waffe in die andere Hand gewechselt hatte.
    »Ganz ruhig«, sagte der Mann und ging in die Knie, um seine Waffe auf den Boden zu legen. Er begann, sich langsam umzudrehen und dabei das Gewicht auf den linken Fuß zu verlagern. Seine mächtigen Schenkelmuskeln spannten sich an … eine Sekunde lang blieb sein rechter Arm verdeckt … dann fuhr er so schnell herum, dass es kaum zu erkennen war, und ein dünner grüner Lichtstrahl schoss aus seiner rechten Hand.
    Sie feuerte einen Moment vor ihm. Der Laser traf ihn auf Bauchhöhe und zog von da aus nach oben, bis ein beißender Gestank nach verbranntem Fleisch in der Luft lag. Sein Schuss versengte Zentimeter neben Knox’ ausgestreckter Hand den Boden. Der Mann klappte auf der Stelle zusammen und zappelte noch kurz mit den Beinen, bevor sie für immer erschlafften.
    Daraufhin setzte ein schweres Schweigen ein. Nikita spürte, wie schnell sich Knox’ Brustkorb hob und senkte, wie ihr Herz raste und ihr Puls im Hals und in den Armen pochte.
    »Heilige Scheiße.« Knox schob sie in einer einzigen geschmeidigen Bewegung beiseite und sprang auf. Die Waffe in beiden Händen haltend und immer auf den am Boden liegenden Mann zielend, näherte er sich behutsam Schritt um Schritt, bis er ihm den Laser aus der ausgestreckten Hand kicken konnte.
    »Was für Waffen hat er noch?«, fragte er Nikita, ohne sie anzusehen.
    »Ich weiß nicht«, antwortete sie dumpf. In ihrem Magen kochte die Übelkeit in einem heißen, fettigen Brei. Sie merkte, wie kalter Schweiß auf ihre Stirn trat. Noch nie hatte sie jemanden getötet, noch nie hatte sie, außer beim Training oder auf dem Schießstand, ihre Waffe abgefeuert. Sie starrte auf den Mann, der ausgestreckt auf dem Rücken lag, den Kopf leicht zur Seite gedreht und die Augen aufgerissen hatte, so als würde er sie ansehen.
    Er konnte sie nicht sehen. Das wusste sie, sie wusste, dass er tot war. Er hätte sie – und Knox – getötet, wenn sie nicht schneller gewesen wäre, wenn sie nicht vorgewarnt gewesen wäre. Auch das wusste sie. Aber Wissen und Fühlen waren zweierlei, und ihr war übel, wenn sie daran dachte, was sie jetzt tun musste.
    Knox ließ sich neben dem Toten auf ein Knie nieder und legte zwei Finger auf seinen Hals, um den Puls zu fühlen. Danach begann er schnell und effizient die Taschen des Mannes zu durchsuchen.
    »Würden Sie mit Hand anlegen?«, rief er Nikita zu.
    Und welche?, fragte sie sich, erschüttert über die Bitte.
    »Kommen Sie, sitzen Sie nicht faul rum …« Er blickte über die Schulter zurück und verstummte. »Sie sind grün wie ein Frosch«, stellte er fest. »Ist das Ihre erste Leiche?«
    Langsam schüttelte sie den Kopf. »Aber die erste, für die ich verantwortlich bin.«
    »Dafür war er verantwortlich, nicht Sie. Ich will nicht sagen, dass Sie darüber hinwegkommen werden, aber wenn Sie können, sollten Sie Ihre moralischen Bedenken einstweilen zurückstellen. Ich muss ihm alles abnehmen, was sich nicht erklären lässt.«
    Zittrig stand sie auf. Sich der Leiche zu nähern, das war mit das Schlimmste, was sie je getan hatte, aber sie zwang sich, einen Fuß vor den anderen zu stellen, bis sie sich neben Knox auf die Knie niederließ. »Und wie wollen Sie die Wunde erklären?«, fragte sie. Sie zitterte am ganzen Leib, es war ein leichtes Beben, das sie von Kopf bis Fuß durchlief.
    »Überhaupt nicht«, sagte er. »Wir lassen ihn hier liegen. Irgendwer wird ihn schon finden.«
    »Das ist gegen das Gesetz«, fühlte sie sich bemüßigt zu erklären. Sie musste zweimal schwer schlucken, um sich nicht zu übergeben.
    »Verdammt, meinen Sie, ich wüsste das nicht?«, fuhr er sie an. »Klar riskiere ich eine Gefängnisstrafe, aber was meinen Sie, was passiert, wenn ich diesen Vorfall melde? Wie erklären wir, dass wir zufällig hier im Wald waren und dabei über eine Leiche

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