Mitternachtsmorde
DNA-Scanner heraus und drückte ihn an die Hand des Toten.
»Luttrell, Jon Carl«, las sie ab, wobei sie die Personenbeschreibung übersprang. »Subjekt ist beschäftigt beim United States Department of Justice, Abteilung Ermittlungen – ja, er war wirklich beim FBI.«
»Dann könnten Sie auf keinen Fall gefahrlos in Ihre Zeit zurückkehren, selbst wenn alle vier Manschetten einwandfrei funktionieren würden. Was ist mit der Armbanduhr?«
»Die können wir dranlassen. Sie funktioniert noch und sieht ähnlich aus.«
»Offenbar möchte jemand verhindern, dass Sie heimkehren«, bemerkte er. »Besteht die Kleidung aus gewöhnlichem Stoff oder aus irgendeinem unzerstörbaren Material?«
»Es besteht aus einem synthetischen Material, das aber einem organischen Stoff nachgeahmt ist. Solange man es keinem Chemiker gibt und eine Molekularanalyse vornehmen lässt, wird niemand etwas merken.« Dass sie nicht in ihre Zeit zurückkehren konnte, hätte sie auch ohne ihn gewusst. Sie begriff nur allzu schmerzlich, dass sie hier praktisch schiffbrüchig geworden war.
»Wie kam es, dass er direkt vor unseren Augen materialisierte? Wie stehen die Chancen, dass so was passiert?«
»Das ist kein großes Wunder. Warum sollte irgendwer damit rechnen, dass ich hier bin? Die räumlichen Koordinaten waren noch im Computer gespeichert, solange niemand nach meinem Transit an einer anderen Stelle durchgekommen ist. Man hätte also nur den Zeitpunkt um vierundzwanzig Stunden verstellen müssen, und das Problem wäre gelöst.«
»Nur dass wir zufällig hier waren.«
»Weil jemand auf mich geschossen hat. Jemand aus Ihrer Zeit. Das konnte niemand wissen, weshalb auch niemand erwartet hätte, dass ich so früh zurückkehren würde.«
»Aus meiner Zeit? Hier? Ich meine, jetzt?« Er ging in die Hocke und sah sie aus schmalen Augen an, während er die Lage überdachte. »Ja, ich kann verstehen, was Sie meinen. Wenn es jemand aus Ihrer Zeit gewesen wäre, hätte er einen Laser und kein Gewehr verwendet.«
Und dann wäre ich jetzt tot, dachte sie. Laser waren lautlos, lautlos wie ein Sonnenstrahl. Ohne den Knall eines Schusses hätte wahrscheinlich keiner von beiden den dünnen Lichtstrahl bemerkt, bis er sie durchbohrt hätte. Sie waren zu sehr damit beschäftigt gewesen, sich gegenseitig einzuschüchtern.
»Wo wir schon von Waffen sprechen, was ist mit der da?« Er deutete auf die Waffe, die Luttrell auf Nikitas Ruf hin hatte fallen lassen.
»Auch das ist ein Laser, der aber auf viel größere Entfernungen benutzt wird als dieser«, erklärte sie und zeigte dabei auf ihren Laserstift.
»Ein Heckenschützenlaser.«
»Genau.« Sie trat zur Waffe, hob sie auf und untersuchte sie. Es war eine XT37, das allerneueste Modell; nur die Top-Antiterroreinheiten bekamen sie. Jemand in einer sehr hohen Position musste Luttrells Transit genehmigt haben.
Luttrell selbst war womöglich ein grundanständiger Kerl gewesen, dem man erklärt hatte, dass Nikita sich auf die gegnerische Seite geschlagen hatte und ausgeschaltet werden musste. Hätte sie genug Zeit gehabt, um die Sache aus allen denkbaren Blickwinkeln zu betrachten, hätte sie ihn vielleicht nur verletzt, statt ihn zu töten, wobei eine Laserwunde allerdings so schwere Schäden hinterließ, dass sie allgemein für schlimmer gehalten wurde als der Tod. Der Lichtstrahl konnte eine Hand genauso schnell abtrennen, wie der Schütze den Knopf drückte und wieder losließ; nein, noch schneller, weil das Licht schneller war als der elektrische Strom.
Eine Amputation wurde als glatter Treffer betrachtet; einen Treffer im Rumpf konnte man unter Umständen überleben, aber die Verletzungen waren grauenvoll und zogen mehrfache Organerneuerungen nach sich, außerdem hinterließ die Energie-Entladung bei den Opfern oft neurologische Schäden. Ein Laserschuss in den Kopfbereich war auf jeden Fall tödlich.
Die XT3 7 war eine Waffe mittlerer Größe, etwa einen Meter lang und wog sieben Kilogramm. Sie loszuwerden oder zu verstecken, würde nicht einfach werden. Andererseits hatten sie diese Waffe jetzt in ihrer Gewalt, was ihnen einen gewissen Vorteil verschaffte.
»Was noch?«, fragte er und untersuchte Luttrells Stiefel.
Sie kniete wieder neben ihm nieder und legte die XT37 quer über ihr Bein. »Vielleicht hat er einen Chip.«
»Einen Computerchip?«
Sie nickte. »Als Vorsichtsmaßnahme. Damit man ihn wieder aufspüren kann.«
»Haben Sie einen?«
»Nein.« Man hatte sie gebeten, einen zu tragen,
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