Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mitternachtspicknick

Mitternachtspicknick

Titel: Mitternachtspicknick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
Vom Netzwerk:
unter ihren Füßen knackten. Aber das mussten sie riskieren. Wenn sie hier sitzen blieben, würden die Feinde irgendwann direkt über sie stolpern. Tom schauderte, als er an die kleinen bösen Augen des alten Mommsen dachte. Er hielt Kathrins Hand fest umklammert, während sie beide losstolperten. Von weit her vernahm er einen Schrei.
    »Da sind sie! Schnell hinterher! Wir müssen sie kriegen!«
    Kathrin keuchte. Sie wusste nicht genau, worum es ging, aber sie hatte begriffen, dass diese Leute gefährlich werden konnten. Sie ließ sich mitzerren, weinte aber dabei leise vor sich hin. »Mein Bauch tut so weh«, jammerte sie.
    Tom zog sie unbarmherzig weiter. »Gib jetzt nicht auf!«, rief er. »Lauf weiter. Die dürfen uns nicht kriegen!«
    Die Schritte hinter ihnen klangen immer näher.
    Verdammt, die sind schneller als wir, dachte Tom verzweifelt. Sie würden es nicht schaffen. Sein Herz hämmerte diese Erkenntnis unaufhörlich. Sie würden es nicht schaffen. Sie würden ...
    Die Bäume vor ihnen teilten sich. Das war das Ende. Im Wald hatte es noch die Möglichkeit gegeben, sich irgendwo zu verstecken. Draußen auf der Wiese aber gab es keinen Schutz mehr, keinen Baum, kein Gebüsch. Sie rannten hinaus in die heiße Sonne.
    Um ein Haar wären sie mit zwei Wanderern zusammengeprallt, die langsam den Weg entlangkamen.
    »Vorsicht!«, sagte der eine und der andere fügte hinzu: »Ich verstehe nicht, warum die jungen Leute es immer so eilig haben. Sie haben doch wirklich noch ihr Leben lang Zeit.« Beide schüttelten den Kopf.
    Tom blieb schwer atmend stehen. Natürlich, er und Kathrin mussten schon einen merkwürdigen Anblick bieten, wie sie da zwischen den Bäumen hervorgestürzt kamen, keuchend, mit erhitzten, zerkratzten Gesichtern. Aber die Verfolger hatten sich zurückgezogen. Von ihnen war keine Spur mehr zu sehen.
    »Jetzt schnell nach Hause«, sagte Tom leise zu Kathrin. »Wir sind jetzt immer in Sichtweite der beiden Wanderer. Die anderen werden uns nichts tun.«
    »Und die Pferde?«
    »Die finden den Weg. Wahrscheinlich erwarten sie uns schon daheim. Kannst du noch laufen?«
    Kathrin nickte schwach. Ihre Zähne klapperten aufeinander. Leise fragte sie: »Was bedeutet das alles, Tom? Wer waren diese Leute?«
    Tom zögerte. Es hatte keinen Sinn, Kathrin würde auf einer Antwort bestehen. Ausgerechnet sie hatte er nicht einweihen wollen. Schließlich antwortete er: »Wir nehmen an, dass diese Männer etwas mit den beiden Einbrüchen der letzten Woche zu tun haben. Pat hat einmal zufällig ein Gespräch zwischen ihnen gehört, das darauf hindeutet. Ja, und das heute bestätigt den Verdacht, nicht?«
    Kathrins Augen wurden immer größer.
    »Habt ihr der Polizei schon davon erzählt?«
    »Nein«, sagte Tom entschieden. »Und vorläufig tun wir das auch nicht. Die würden uns doch sowieso nicht glauben. Die würden denken, dass wir uns nur wichtigmachen.«
    In Kathrins Augen flackerte etwas auf, das Tom irritierte. Sie fand Gefallen an dem Abenteuer und beschloss sicher bereits, sich ebenfalls an der Aufklärung zu beteiligen. Ausgerechnet sie, die nie den Mund halten konnte! Tom war froh, dass er ihr nichts von Frau Jung gesagt hatte.
    Vermutlich hätte sie es sofort hinausposaunt und nicht geruht, ehe nicht die ganze Eulenburg es wusste.
    Sie sahen die Pferde an der Auffahrt zum Haus, wo sie mit hängenden Zügeln friedlich grasten. Im Hof kam ihnen Frau Andresen entgegen. Erschrocken blickte sie die beiden an. »Ja, was ist denn passiert?« rief sie. »Warum seid ihr nicht bei den anderen? Kathrin, Kind, du siehst ja schrecklich aus!«
    In Kathrin siegte nun endgültig das Selbstmitleid. Sie fing an zu weinen. »Mir ist so schlecht«, schluchzte sie. »Ich konnte nicht weiterreiten. Tom musste mich heimbringen!«
    »Noch eine«, seufzte Frau Andresen. Kathrin wurde zur Krankenschwester geschickt, die sie gleich ins Bett steckte. »Wahrscheinlich auch eine Fischvergiftung«, sagte sie. »Du bleibst erst einmal hier unter meiner Aufsicht. Wenigstens, bis du kein Fieber mehr hast. Dann kannst du in dein Zimmer zurück!«
    Kathrin widersprach nicht. Sie fühlte sich sogar zu elend, um von ihrem aufregenden Erlebnis im Wald zu reden. Sie drehte sich zur Seite und vergrub ihr Gesicht im Kissen. Unterdessen versorgte Tom die Pferde. Dann machte er sich auf die Suche nach Chris. Er fand ihn unterhalb der Koppeln auf einem kleinen Mäuerchen sitzend.
    »Was tust du denn hier?«, fragte er.
    Chris fuhr sich mit der Hand

Weitere Kostenlose Bücher