Mitternachtspicknick
geschehen?«
»Nein, nur ... diese Frau, die für die Verbrecher spioniert hat und die wir hier eingesperrt haben, kennst du recht gut. Sie wohnt bei uns in der Eulenburg.«
Seine Eltern sahen ihn verwirrt an.
»Wie meinst du das«, fragte Herr Andresen.
Tom holte tief Luft. »Frau Jung«, sagte er. »Frau Jung gehört zu den Verbrechern.«
»Was?«, fragten beide Eltern wie aus einem Mund. »Frau Jung?«
»Wir wollten es auch erst nicht glauben«, sagte Tom. »Wir ...«
»Moment mal«, unterbrach seine Mutter. »Willst du behaupten, es ist Frau Jung, die ihr hier in diesem Zimmer eingesperrt habt?«
Tom nickte. Frau Andresen schüttelte den Kopf. »Das ist ausgeschlossen. Gerade als wir von daheim wegfuhren, habe ich noch mit Frau Jung gesprochen. Sie stand leibhaftig vor mir. Wie kann sie dann zur gleichen Zeit in diesem Zimmer sitzen?«
Die Freunde standen wie vor den Kopf geschlagen.
»Ja, aber«, sagte Pat. »Wer ist dann die Frau dort drinnen?«
Der Inspektor mischte sich ein. »Das werden wir gleich sehen. Ich schlage vor, wir öffnen einfach die Tür.«
Er schob den Riegel zurück. Tom und die anderen sahen einander verwirrt und ängstlich an. Hatten sie einen Fehler gemacht? Waren sie zu voreilig gewesen?
Der Inspektor öffnete die Tür. Die Frau, die in der Mitte des Zimmers stand, drehte sich um. Alle erstarrten.
»Simone«, sagte Frau Andresen überrascht.
Simone sah sie alle der Reihe nach hasserfüllt an. Die blonden Haare fielen ihr wirr ins Gesicht. Sie sah auf einmal ganz verändert aus - viel älter und hassverzerrt.
»Verdammte Bande«, sagte sie zu ihren Schülern, als sie zwischen zwei Polizisten aus dem Zimmer schritt.
»Simone«, sagte Frau Andresen immer wieder. »Ich kann es einfach nicht fassen, dass Simone mit einer Einbrecherbande gemeinsame Sache gemacht hat. Sie schien mir immer so ehrlich ...«
Sie hatten sich alle in Herrn Andresens Büro in der Eulenburg versammelt, wo die Freunde noch einmal alles von Anfang an erzählen mussten. Zwei Polizisten hatten die tobende Reitlehrerin zum Revier gebracht. Sie hatte noch ein paar zornige Worte ausgestoßen - Worte, die so vulgär und gehässig waren, wie niemand sie ihr zugetraut hätte.
»Ja, sie hat spioniert«, sagte der Inspektor. »Dadurch, dass sie in der Eulenburg lebte, hatte sie auch zu den umliegenden Häusern immer Kontakt und Zutritt. Sie war dort oft zu Gast, plauderte mit den Leuten, wenn sie sie traf - und sie hatte sicherlich dabei keine Schwierigkeiten, herauszufinden, was sie herausfinden wollte. Diese sympathische, hübsche, junge Frau - wer hätte ihr schon misstraut? Ich konnte mir denken, dass sie die Themen immer sehr geschickt in die ihr genehme Richtung lenkte.« Er hielt einen Moment inne. »Nachts gab sie dann die Signale, die zum Beginn der Aktion aufriefen«, fuhr er fort. »Ein bisschen leichtfertig, aber es hätte gut gehen können. Nur ... gibt es zu viele Augen in der Eulenburg!«
»Wie seid ihr bloß dazu gekommen, die arme Frau Jung zu verdächtigen?«, fragte Frau Andresen.
Zuerst antwortete keiner. Schließlich sagte Angie verlegen: »Vieles, was sie tat, erschien uns so verdächtig. Wir haben sie ... beschattet, und dabei passierte es immer wieder, dass sie uns entkam. Sie schien so völlig eigene Wege zu gehen ...«
»Das tut sie auch«, sagte Frau Andresen ernst. »Denn sie hat es in ihrem Leben sehr schwer gehabt, und sie ist sehr unglücklich. Sie ist nie über den Tod ihres Mannes hinweggekommen. Sie war eine reiche, angesehene Frau und sie liebte ihr Gut und die Pferde über alles. Sie hat alles verloren, was sie liebte. Deshalb verkriecht sie sich so, ist oft verschwunden, streift stundenlang allein durch die Gegend. Und ist manchmal auch ein bisschen grob und unleidlich.«
Betretenes Schweigen folgte ihren Worten.
»Wir haben es uns wohl zu einfach gemacht«, sagte Tom dann bedrückt. »Und wir haben nicht mehr genau nachgedacht. Als ich die Mommsens damals im Wald belauschte, nahm ich ganz sicher an, dass die Frau bei ihnen Frau Jung war. Dabei konnte ich ihr Gesicht gar nicht erkennen, weil sie eine große Sonnenbrille trug. Es war natürlich Simone. Sie hatte gar keine Fischvergiftung an diesem Morgen!«
»Aber einige von uns waren wirklich krank«, sagte Angie.
»Ich würde es für möglich halten, dass Simone selber ein paar Fische vergiftet hat«, sagte der Inspektor. »Nicht schlimm, nur so, dass einigen sehr schlecht wurde. Es gibt da Mittel ...Sie selber war
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