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Mitternachtsschatten

Mitternachtsschatten

Titel: Mitternachtsschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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immer, sich aus ihrer Lähmung zu befreien. Ihre Schwester brauchte sie schließlich. „Rachel-Ann, hat er jemals …“ Sie brachte es nicht über sich, die Worte auszusprechen. „Als du jung warst, hat er …?“
    „Nein“, sagte sie mit zittriger Stimme. „Ich war mir nie sicher, aber es kam mir manchmal so vor, als sei er wirklich kurz davor … doch irgendetwas hat ihn daran gehindert.“
    Jilly atmete erleichtert auf. „Jetzt würde ihn nichts mehr daran hindern. Pack deine Sachen; wir gehen. Wir werden Richtung Norden fahren oder meinetwegen in die Wüste; er wird uns nicht finden.“
    „Ich weiß, wohin ich gehen kann. Dorthin, wo ich vergangene Nacht war. Da wird er mich niemals finden.“
    Jilly starrte sie an. „Wer ist er?“ fragte sie ruhig.
    „Es ist nicht einfach ein One-Night-Stand. Es ist jemand, der mir schon vor vielen Jahren viel bedeutet hat. Verurteile mich nicht, Jilly.“
    Einen Moment lang schwiegen sie beide. Dann sagte Jilly: „Das wollte ich auch gar nicht. Und wo wir schon von One-Night-Stands sprechen: Ausnahmsweise bin ich mehr mit dem Chaos beschäftigt, das ich in meinem eigenen Leben angerichtet habe.“
    „Jilly …“
    „Pack deine Sachen und bring sie nach unten. Ich komme gleich nach. Und nimm nicht zu viel mit, je schneller wir hier verschwinden, desto besser.“ Und je schneller sie von Coltrane wegkam, von dem Geruch nach Sex, der ihr jetzt Übelkeit bereitete, desto besser.
    Sie hatten fast das ganze heiße Wasser verbraucht, aber das war jetzt auch egal, eine kalte Dusche war sowieso das, was sie verdiente. Anschließend schlüpfte sie schnell in Jeans und T-Shirt, ließ das Haar offen über den Rücken fallen und rannte die Treppe hinunter. Die Halle war leer, und Jilly steuerte direkt auf die Küche zu.
    Die Sonne ging bereits langsam unter, das große Haus füllte sich wieder mit Schatten. Sie hatte tatsächlich den ganzen Tag mit einem Lügner und Betrüger im Bett verbracht.
    Das Schlimmste war, dass sie ihn noch immer wollte. Doch sie würde es überleben, schließlich hatte jeder in dieser Familie seine Rolle zu spielen. Rachel-Ann war die Zerbrechliche, Dean das schwarze Schaf, und sie war die Mutter, die Trösterin, die Starke, die andere rettete und beschützte. Im Moment hätte sie allerdings alles dafür gegeben, wenn jemand sie retten und beschützen würde. Leider hatte sie dieses Recht schon einem Mann gegeben, der sie betrogen hatte.
    Als sie an der offenen Tür zum Wohnzimmer vorbeikam und einen Blick hineinwarf, humpelte sie. Zwölf Stunden auf dem Rücken liegend hatten ihre Füße nicht wirklich geheilt. Es war sehr ruhig, alles lag im Schatten verborgen, und sie wollte schon wieder umdrehen, da hielt ein leises Geräusch sie zurück.
    „Hallo, Daddy“, sagte sie. „Suchst du jemanden?“
    Jackson Meyer hatte sich aus dem Lehnstuhl erhoben, der ihn zuvor vor ihrem Blick verborgen hatte. Er sah kleiner aus, als sie ihn in Erinnerung hatte, als sei er geschrumpft. Und trotzdem gefährlicher. Denn all ihre vagen, instinktiven Vermutungen hatten sich jetzt bewahrheitet. Er war ein Mörder. Ein Mörder, der auf seine eigene Tochter fixiert war. Nun, auf eine von ihnen.
    „Du siehst wie eine Hippie-Schlampe aus, Jillian“, sagte er kalt. „Wie immer.“
    „Und du musst das ja wissen, Daddy“, sagte sie im Plauderton. „Wusste Grandmère eigentlich, dass du hier in einer Kommune gelebt hast?“
    „Was glaubst du, warum sie mir das Haus weggenommen hat? Und du solltest dich nicht so aufführen. Diese Familie war praktisch pleite, bevor ich mich um alles gekümmert habe. Drogengeld war es, das uns langsam wieder auf die Füße geholfen hat, das euch und dieses Haus unterstützt hat.“
    Aber Jilly ließ sich nicht ablenken. „Du bekommst sie nicht.“
    Jackson kniff die Augen zusammen. „Eifersüchtig?“
    „Du bist ekelhaft.“
    Er ging nicht darauf ein. „Wo ist deine Schwester? Und wo ist Coltrane? Er hat mir versprochen, sie zu finden.“
    „Und du hast ihm vertraut?“ Im Haus war es völlig still. Sie konnte nur hoffen und beten, dass Coltrane von Jacksons Anwesenheit bereits wusste und Rachel-Ann über die Hintertreppe aus dem Haus gebracht hatte.
    „Warum nicht? So etwas wie Skrupel kennt er nicht.“ Er sah sie plötzlich wissend an. „Ah, jetzt verstehe ich. Du hast mit ihm geschlafen. Ich hatte ihn ja darum gebeten, dich zu beschäftigen. Ich konnte es nun wirklich nicht gebrauchen, dass du in meinem Büro auftauchst und

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