Mitternachtsschatten
das Dach ist kaputt.“
„Ich glaube kaum, dass sie so viel Geld ausgeben wollen.“
„Man weiß nie. Ich kann sehr großzügig sein.“
Er hatte so unglaublich grüne Augen. So unglaublich grüne, gefährliche Augen. Sie kamen ihr seltsam vertraut vor, obwohl sie noch nie eine Beziehung zu einem Mann mit grünen Augen gehabt hatte. Und auch nicht haben wirst, rief sie sich selbst zurecht.
„Davon abgesehen“, fuhr er fort. „Ich werde einige sehr wichtige Klienten an Dean abgeben, und es ist hilfreich, dass ich in der Nähe bin, wenn er Fragen hat. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie wirklich etwas dagegen haben?“
Wie sie es auch drehte und wendete, er hatte nur getan, worum sie ihn gebeten hatte. Dean konnte jetzt die einmalige Chance ergreifen, Jacksons Aufmerksamkeit und Anerkennung zu gewinnen. Obwohl, das war zu weit gegriffen. Jackson würde niemals jemand anderen als Rachel-Ann lieben, aber zumindest konnte Dean den Respekt seines Vaters gewinnen.
„Ich weiß überhaupt nicht, warum du so mürrisch bist, Jilly“, rief Dean. „Es ist ja nicht so, als ob hier nicht öfter irgendwelche Leute übernachteten. Das Haus ist vielleicht hässlich, aber riesig.“
„Es ist nicht hässlich, es ist wunderschön“, protestierte Jilly heftig.
„Das Beste wäre, es komplett abreißen zu lassen. Das weißt du ganz genau. Aber wenn es nach dir ginge, würdest du ja jede baufällige Baracke erhalten, die jemals im San Fernando Valley gebaut wurde. Keine Ahnung, von wem du diese sentimentalen Anwandlungen hast, auf jeden Fall nicht von unserem Vater. Vielleicht kommst du doch mehr nach Edith.“
„Ich hätte nichts dagegen.“ Sie hatte den Köder geschluckt. „Unsere Mutter war eine gute Frau. Du kannst dich nur nicht mehr richtig an sie erinnern …“
„Wie denn auch. Sie starb, als ich acht war, und vorher war sie nie zu Hause. Sie hat sich nicht gegen Jackson durchsetzen können, aber wer kann das schon? Das alles ist längst Vergangenheit, Jilly.“
„Bitte nicht schon wieder, Dean“, sagte sie müde. „Nicht, wenn wir Besuch haben.“
„Oh, zählen Sie mich doch einfach zur Familie“, bot Coltrane an.
„Ich hole mir noch einen Drink“, sagte Dean. „Willst du auch einen, Zack?“
„Nein, danke.“ Coltrane beobachtete Dean, wie er im Haus verschwand. Als sie alleine waren, sah er Jilly an. „Also, jetzt mal ganz ehrlich. Warum stört es Sie so, wenn ich hier wohne? Ich schwöre, ich bin harmlos!“
Sie brach in schallendes Gelächter aus. „Ich habe ja keine Ahnung, ob Sie andere Leute davon überzeugen können, bei mir jedenfalls gelingt es Ihnen nicht. Schließlich ist Jackson Meyer mein Vater – ich erkenne eine Schlange auf den ersten Blick!“
„Sie glauben, ich bin wie Ihr Vater?“ Es war nicht zu übersehen, dass ihm die Vorstellung nicht gefiel. Er sah sie mit gerunzelter Stirn an.
„Rücksichtslos, ehrgeizig und höchst charmant, wenn es nötig ist. Jawohl, Sie sind ganz genau so wie Jackson Meyer. Es wundert mich überhaupt nicht, dass er Sie seinem eigenen Sohn vorzieht. Schließlich wollen die meisten Männer jemanden, der in ihre Fußstapfen treten kann. Leider Gottes ist ihm das weder mit mir, Dean oder Rachel-Ann gelungen, also hat er außerhalb seiner kleinen Familie nach einem Nachfolger gesucht. Wie auch immer, ich halte Sie für klug genug, das selbst zu wissen. Ich würde niemals den Fehler begehen, Sie zu unterschätzen.“
Sie hielt inne, ein wenig über sich selbst verwundert. Normalerweise war sie so gut darin, sich mit Höflichkeit vor anderen zu schützen, doch Coltrane war es mühelos gelungen, diese Mauer zu durchbrechen.
„Ich gehe Ihnen wirklich unter die Haut, ist es nicht so?“ fragte er nach einer Weile, völlig unbeeindruckt von ihrer offenen Ablehnung. „Was glauben Sie, warum das so ist?“
„Sie bedrohen alles, was mir wichtig ist. Meinen Bruder, meine Schwester, an der Sie viel zu sehr interessiert sind und die nichts anderes braucht als Frieden und Ruhe, und Sie … Sie belästigen mich. Jetzt sind Sie auch noch in mein Haus eingedrungen, ich kann Ihnen also nicht einmal mehr aus dem Weg gehen.“
„Ihr Haus?“ wiederholte er. „Ich dachte, es gehört Ihnen allen drei. Zumindest vorübergehend.“
„Ganz genau“, antwortete sie. Nur weil sie die Einzige war, die das Haus liebte und sich darum kümmerte, hieß das noch lange nicht, dass es ihr auch gehörte. Woran Dean sie ja gerade erst erinnert hatte.
„Können wir
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