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Mitternachtsschatten

Mitternachtsschatten

Titel: Mitternachtsschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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wollte. Einfach so, aus reiner Freude und Lust.
    Und er wusste, er würde es nun doch nicht tun.
    Sie war soweit, sie war bereit für ihn. In der Nacht zuvor war es ihm gelungen, sie so zu erregen, dass sie für einen Moment sämtliche Hemmungen hatte fallen lassen. Ihr ganzer Körper hatte schiere sexuelle Begierde ausgestrahlt. Und zwar seinetwegen, nur seinetwegen. Sie lebte nun seit drei Jahren, seit sie geschieden war, fast wie im Zölibat. Sie hatte niemanden an ihrer Seite geduldet, aber jetzt wollte sie ihn. Es war ihm gelungen, ihre Mauern niederzureißen – und heute sollte eigentlich die Nacht der Nächte sein! Endlich könnte er sein Ziel erreichen: mit ihr ins Bett zu gehen und in Ruhe darauf zu warten, dass Meyer wieder auftauchte.
    Er war überzeugt davon, dass Meyer irgendwann zurückkommen würde. Dessen Kartenhaus fiel in sich zusammen, und er hatte nicht die geringste Ahnung, warum. All die sorgfältigen, betrügerischen Entwürfe, das unglaublich komplizierte Instrumentarium aus Geld und Geschäften, dieses ganze verlogene Konstrukt war dabei, über ihm zusammenzubrechen, und Jackson Meyer würde völlig mittellos und blamiert vor Gericht gestellt werden.
    Coltrane hatte anonym jede Menge Informationen an die Staatsanwaltschaft weitergegeben, und das schon seit Wochen. Erst heute hatte er die letzte, wichtigste Akte losgeschickt. Spätestens am Montag werden sie sich auf ihn stürzen, dachte er, vielleicht warten sie nicht einmal das Wochenende ab. Sie würden alles pfänden, wahrscheinlich auch das La Casa, und das würde Jilly wehtun. Dean würde am Boden zerstört sein, wegen all des Geldes und dem Ansehen, das er verlöre, Rachel-Ann wegen des Verlustes ihres Vaters. Aber Jilly würde sich weiterhin um die beiden kümmern, wie immer. Sie würde das alles irgendwie überleben, auch ohne ihr geliebtes Mausoleum.
    Aber wer würde sich um sie kümmern?
    Egal, das war nicht sein Problem. Es war nicht seine Aufgabe, sich um sie zu sorgen, davon abgesehen, dass Jilly es ihm auch gar nicht danken würde. Ihre Schwäche würde sie nicht zeigen und auch keine Hilfe, egal von wem, annehmen. Sie war eine Frau, die sich ganz alleine um alles kümmern wollte, und er war gerne bereit, es ihr zu überlassen. Das Einzige, was er also für sie tun konnte, war, heute Nacht nicht mit ihr zu schlafen, ihr noch einen Rest Stolz zu lassen. Jetzt nicht seinem Verlangen nach ihr nachzugeben, würde ihn zwar einige Überwindung kosten. Andererseits war sie halb in ihn verliebt und außerdem von den Schmerztabletten halb betäubt – es war viel zu einfach!
    Sie protestierte ein wenig, als er sie hochhob, doch dann legte sie die Arme um seinen Nacken. Er trug sie durch das leere Haus, die gewundene Treppe hinauf in ihr Zimmer, und legte sie vorsichtig auf ihr großes, albernes Bett. Sie wachte nicht auf, sondern kuschelte sich nur mit einem tiefen, friedlichen Seufzen in die Kissen. Er deckte sie zu. Und dann, ohne nachzudenken, beugte er sich über sie und küsste sie zart auf den Mund. Einen Moment lang lagen ihre Lippen auf seinen, ihre Hand hob sich, um ihn zu berühren, fiel dann aber wieder an ihre Seite. Sie schlief weiter. Er trat einen Schritt zurück und starrte sie lange und gedankenverloren an. Schließlich drehte er sich um und schloss die Tür hinter sich.
    „Ist das nicht das Süßeste, was wir je gesehen haben?“ fragte Brenda, die auf Jillys Kommode saß.
    „Bewundernswert“, brummte Ted. „Dieser Mann ist ein Idiot.“
    „Oh, sei doch nicht so … so männlich. Was er getan hat, ist unglaublich romantisch. Er hat sich zurückgehalten, weil er sie nicht verletzen wollte.“
    „Hör auf, an deine eigenen Liebesfilme zu glauben, Brenda. Früher hast du selbst über sie gelacht. Er ist einfach ein Trottel. Sie ist verrückt nach ihm, er liebt sie, und trotzdem tut er so edelmütig und verlässt sie. Er ist ein Dickkopf.“
    Brenda widersprach nicht. „Du glaubst, dass er sie liebt? Ich bin mir da nicht ganz sicher. Ich weiß, dass sie ihn liebt. Ist ja typisch, dass sie, obwohl es da eine ganze Reihe respektabler Männer für sie gibt, auf so einen reinfällt. Andererseits, ich kann es ihr nicht wirklich verdenken. Er ist einfach umwerfend.“
    „Hm.“
    „Du brauchst nicht eifersüchtig zu sein, Liebster. Ich würde ihn nicht wollen, selbst wenn ich ihn haben könnte. Ich genieße einfach den Film. Wir haben hier einen gut aussehenden, gequälten Helden und eine lebhafte, verletzte Heldin, die

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