Mitternachtsspiele: Ein erotisches Rendezvous / 100 Wünsche hast du frei (German Edition)
lockeren Pferdeschwanz zusammen, zog die legersten Sachen an, die sie finden konnte – ein hellgrünes Trägerkleid und Sandaletten –, und verließ ihre Hütte. Vielleicht würde ein kleiner Spaziergang sie beruhigen. Außerdem musste sie noch eine Stunde herumkriegen, bevor in einem der Restaurants Frühstück serviert wurde.
Draußen war es schwül und still, bis auf den Gesang der Vögel und das leise Rascheln des sanften Windes in den Bäumen. Juliette hatte das Gefühl, als gehöre die Insel ihr ganz allein. Eine halbe Stunde später war ihr Kopf klar, ihr Körper entspannt. Plötzlich vernahm sie ein lautes Rascheln in den Büschen hinter ihr, zu laut, um von einer Eidechse oder einem anderen kleinen Tier verursacht zu sein. Erschrocken drehte sie sich um, konnte jedoch nichts entdecken.
„Merkwürdig.“ Obwohl sie wusste, dass die Insel sicher war, fühlte sie sich plötzlich nicht mehr wohl, so allein spazieren zu gehen. Daher machte sie sich auf den Weg zum Hauptgebäude. Das Gefühl, nicht mehr allein zu sein, blieb allerdings.
Doch als sie zum Pool kam, verschwand ihre Angst. Doug schwamm allein in dem großen Becken seine Runden. Die Freude, ihn wieder zu sehen, verdrängte alles andere. Sie wählteeinen Stuhl am anderen Ende des Pools, um ihn in Ruhe zu beobachten.
Er schwamm mit Anmut und Leichtigkeit, jedoch nicht mit den ruhigen Zügen eines Mannes, der seine morgendlichen Bahnen zog. Stattdessen schien es, als würde er irgendeinen Frust abreagieren.
Juliette fragte sich, ob sie sich das nur einbildete. Doch als er schließlich den Kopf lange genug aus dem Wasser hob, um sie zu bemerken, wendete er und kraulte verbissen weiter, statt zu winken oder sie zu grüßen.
7. KAPITEL
J uliette war der letzte Mensch, den Doug jetzt sehen wollte. Er schwamm mit dem einzigen Ziel, sich so sehr zu erschöpfen, dass er nicht mehr so stark auf Juliettes ungekünstelte Schönheit ansprach und sich endlich auf die Antworten konzentrieren konnte, die er von Juliette brauchte. Bis jetzt hatte er sie nicht gedrängt, Informationen preiszugeben.
Bisher hatte er sie das Tempo bestimmen lassen, in dem sie sich ihm öffnete. Er hatte sie in keiner Weise gedrängt oder interessiert nachgehakt, nicht einmal, als sie den Namen ihres Exverlobten genannt hatte. Du bist ein schöner Reporter, tadelte er sich und wendete am Ende des Pools, um eine weitere Bahn zu ziehen.
Er dachte an seinen Anruf heute Morgen im Krankenhaus und seine erschöpfte Mutter. Die Untersuchungen hatten ergeben, dass sein Vater einen Bypass brauchte, und letzte Nacht hatte man eine Notoperation durchgeführt. Da seine Mutter Doug nicht hatte erreichen können, hatte sie das lange Warten im Krankenhaus allein durchstehen müssen. Doug fand, er hätte bei ihr sein müssen.
Möglicherweise wäre er das auch gewesen, wenn er sein eigentliches Ziel im Auge behalten hätte, statt sich in Juliette Stanton zu verlieben – die Frau, die die Informationen besaß, die er benötigte, um diesen Job zu beenden und nach Hause zurückzukehren, wo er gebraucht wurde.
Er tauchte auf, um Luft zu holen, und sah sie am Beckenrand knien. „Das Training nützt dir nicht viel, wenn du dabei ohnmächtig wirst.“
Er wischte sich die nassen Haare aus dem Gesicht. „Ich musste mich ein wenig abreagieren.“
„Es sah eher so aus, als wolltest du dich umbringen. Was ist los?“ Sie setzte sich auf den Betonboden, ohne darauf zu achten, dass ihr Kleid nass wurde, und legte das Kinn in die Hände, während sie auf seine Antwort wartete.
„Schlechte Nachrichten von zu Hause.“
„Deine Eltern?“
Er verzog das Gesicht. Es gab keinen Grund zu lügen. „Mein Vater. Er hatte vor kurzem einen Herzinfarkt und musste letzte Nacht operiert werden.“
„O Doug, das tut mir Leid.“ Juliette berührte tröstend seine Hand. „Gibt es irgendetwas, was ich für dich tun kann?“
Er bezweifelte, dass sie begeistert sein würde, wenn er ihr eröffnete, dass er vor allem Informationen brauchte. Daher schüttelte er nur den Kopf. „Trotzdem danke, dass du gefragt hast.“
„Musst du abreisen?“ In ihre Besorgnis mischte sich deutlich Enttäuschung, und sein ungerechter Zorn auf sie verflüchtigte sich.
„Nein, nicht jetzt.“ Die Operation war gut verlaufen, und sein Vater erholte sich. Möglicherweise hatte die Operation ihm noch einige Jahre verschafft. „So schlecht sieht es gar nicht aus.“
„Das freut mich. Ich weiß, wie sehr du deine Eltern liebst.“
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