Mitternachtsspiele: Ein erotisches Rendezvous / 100 Wünsche hast du frei (German Edition)
seinen zukünftigen Mandanten und diese ausgesprochen attraktive junge Frau betrafen.
„Vorerst gehe ich hier nicht weg, also erzählen Sie ruhig“, ermunterte er sie.
Mallory kam vom Strand zurück. Ihre Fußsohlen waren voller Sand. Sie spülte sie an einer Minidusche ab, bevor sie ihre nüchternen Pumps wieder anzog und die Kostümjacke an sich nahm. Sie seufzte und fragte sich, wie die Falle der Konventionen hatte zuschnappen können, ohne dass sie es bemerkte.
Es war diese Reise, dachte sie. Sie spürte jedes verbliebene Sandkörnchen in ihren Schuhen, als sie weiterging. Und es war Jack. Wenn Jack in der Nähe war, wollte sie einfach nur eine Frau sein, sexy und begehrenswert, damit sie wieder dieses Verlangen in seinen Augen sehen konnte. Ein Verlangen, von dem sie wusste, dass sie allein es ausgelöst hatte.
Stattdessen trug sie Kleidungsstücke, die ihr in der Geschäftswelt den Status als Gleichberechtigte sichern sollten. Noch nie hatte sie sich weniger als Frau und weniger begehrenswert gefühlt als in diesem Moment. Sie kam sich vor, als sei sie auf einmal gefangen im Niemandsland zwischen den beiden Mallorys und wusste aufeinmal selbst nicht mehr, welche von beiden echt war und welche vorgetäuscht.
Sie hängte sich die Kostümjacke über den Arm, aber durch die salzige Luft und die immer größer werdende Hitze des Tages blieb das Material an ihrer Haut haften. Zwei Schritte weiter beschloss sie endlich, dass sie das Scheuern des Sandes in den Pumps nicht länger ertragen konnte. Sie zog sie wieder aus und hoffte nur, sie würde das Foyer durchqueren und sich in einen der Fahrstühle retten können, ohne dass ihre nackten Füße auffielen.
Aber sie schaffte es nicht einmal an der Rezeption vorbei.
„Guten Morgen, Miss Sinclair.“
Überrascht drehte Mallory sich um und sah Mrs. Leatherman auf sich zukommen.
„Wie ich sehe, waren Sie an diesem herrlichen Tag schon am Strand“, freute die ältere Dame sich.
Mallory fuhr sich unsicher mit der Hand über die windzerzausten Haare. „Was hat mich verraten?“ fragte sie. „Meine ruinierte Frisur oder der Geruch nach Salzwasser?“
Mrs. Leatherman lachte. „Eher die Sandspur, die Sie überall hinterlassen.“
Mallory sah auf den Boden und entdeckte tatsächlich Fußabdrücke aus Sand, wo sie eben entlang gelaufen war. Sie seufzte und spürte dabei, wie ihre Wangen heiß wurden vor Verlegenheit. „Ich war wohl nicht ganz passend angezogen für einen Strandspaziergang“, gab sie zu.
„Kein Problem. Die Kinder rennen sowieso den ganzen Tag barfuß raus und rein. Dies ist eine Ferienanlage, kein Palast. Ich hoffe, es gefällt Ihnen hier?“ Die ältere Dame sah Mallory die ganze Zeit über ins Gesicht und gab ihr damit das Gefühl, sie seitatsächlich daran interessiert, dass es Mallory gut ging und sie glücklich war.
Zwar war Mrs. Leatherman recht elegant angezogen, aber sie hatte einen ganz besonderen, ein wenig mütterlichen Charme, der sie Mallory sehr sympathisch machte. Ihre eigene Mutter war nie so freundlich oder besorgt gewesen. Wenn Mallory als Kind Dreck ins Haus getragen hatte, hatte sie sofort einen Besen in die Hand gedrückt bekommen und das verärgerte Gesicht ihrer Mutter sehen müssen. Und hatte sie erst einmal ihre Mutter verstimmt, bekam sie es auch bald mit ihrem Vater zu tun.
Sie betrachtete Mrs. Leatherman. Diese Frau hatte jeden Grund, Mallory nicht wohl gesonnen zu sein und sie ablehnend zu behandeln. Doch kein hartes Wort kam über ihre sorgfältig geschminkten Lippen.
Mallory mochte es nicht, wie diese Frau sie an unangenehme Kindheitserlebnisse erinnerte. Noch weniger mochte sie die Sehnsucht nach Anerkennung, die sie auf einmal wieder in sich aufsteigen fühlte und von der sie doch geglaubt hatte, sie längst überwunden zu haben.
Aber wie sollte sie den Wunsch, geliebt und anerkannt zu werden, jemals überwinden, wenn doch alles, was sie je in ihrem Leben unternommen hatte, nur darauf ausgerichtet war, die Achtung und Anerkennung ihrer Eltern zu gewinnen? Denn dass ihre Eltern sie jemals lieben würden, war nur theoretisch möglich. Dieses Gefühl hatten sie ausschließlich füreinander reserviert.
„Alles in Ordnung mit Ihnen?“ fragte Mrs. Leatherman.
Mallory zwang sich zu einem Lächeln, als sie dem mitfühlenden Blick der anderen begegnete. „Doch, doch, alles ist perfekt. Nicht nur, weil es hier wunderschön ist, sondern weil man die Chance hat, der wirklichen Welt für eine Weile zu
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