Mitternachtsspiele: Ein erotisches Rendezvous / 100 Wünsche hast du frei (German Edition)
entfliehen.“
„Wie schön für Sie“, antwortete Mrs. Leatherman. „Leider Gottes ist es meine wirkliche Welt.“ Ihre Lippen bebten, während sie das sagte. Es gelang ihr nicht sofort, ihren Kummer zu verbergen.
„Mrs. Leatherman …“
„Alicia.“
„Alicia …“ Mallory zögerte. „Aber das geht doch nicht.“
Eigentlich sprach nichts gegen diese vertrauliche Anrede, trotzdem fühlte Mallory sich unwohl.
„Unsinn.“ Alicia machte eine energische Bewegung mit der linken Hand, und ein großer, einzelner Diamant blitzte daran auf. Offenbar hatte sie ihren Ehering noch nicht abgelegt. War es, weil sie immer noch hoffte, ihre Ehe retten zu können? Oder weil sie den kostbaren Stein unbedingt behalten wollte? Die letztere Möglichkeit verwarf Mallory sofort wieder. Sie besaß ziemlich gute Menschenkenntnis, und diese Frau mit ihren warmen braunen Augen strahlte Aufrichtigkeit und Güte aus.
Eine allgemeine Herzenswärme, die in Mallory erneut verstörende Erinnerungen aufwühlte und sie unsicher machte. Weder das eine noch das andere konnte sie bei ihrer Arbeit gebrauchen. Und diese Arbeit bestand zur Zeit darin, Mr. Leatherman davon zu überzeugen, dass Jack und sie die richtigen Scheidungsanwälte für ihn waren.
„Wenn man will, geht alles“, sagte Mrs. Leatherman jetzt. „Gibt es irgendetwas, was ich tun kann, damit Sie sich hier noch wohler fühlen?“
„Sie meinen, abgesehen davon, dass Sie mir die Sache mit der Scheidung nicht übel nehmen?“
Mrs. Leatherman zuckte mit keiner Wimper, obwohl Mallory selbst ein wenig zusammenfuhr wegen der unverblümten Worte, die ihr gerade entfahren waren.
Mochte sie Jack gegenüber auch behauptet haben, sie würde alles tun, damit die Kanzlei diesen Fall übertragen bekam – vielleicht hatte sie sogar versucht, es selbst zu glauben – deshalb musste es ihr noch lange nicht gefallen. Und je mehr sie die Frau ihres zukünftigen Mandanten kennen lernte, desto schlechter fühlte sie sich auf der Seite, die sie zu vertreten hatte.
Mrs. Leatherman richtete sich noch etwas gerader auf und straffte ihre Schultern. „Wissen Sie, ich respektiere es, dass Sie nicht um den heißen Brei herumreden. Sie erinnern mich damit ein wenig an meine Tochter.“
Mallory war dennoch entsetzt über ihr Verhalten. „Es tut mir Leid, wirklich“, sagte sie.
Mrs. Leatherman schüttelte nur den Kopf. „Sie machen Ihren Job. Dagegen gibt es doch nichts zu sagen.“
„Warum tun Sie das?“ konnte Mallory sich jetzt nicht mehr länger zurückhalten. „Warum sind Sie so nett zu mir?“
„Würden Sie mir glauben, wenn ich sagte, mir liegt einfach nur daran, dass sich alle Gäste in unserem Hotel wohl fühlen?“
Mallory nickte zögernd. Sie glaubte alles, was Mrs. Leatherman sagte. „Ja, würde ich. Ihre Tochter kann sich glücklich schätzen, eine solche Mutter zu haben.“
Oh nein, schon wieder hatte sie etwas gesagt, was sie besser für sich behalten hätte!
„Schade, dass mein Mann das nicht auch so sieht“, erwiderte Mrs. Leatherman nur.
Doch es reichte, um Mallory endgültig für sie einzunehmen. Und genau so etwas durfte sie sich nicht erlauben. Nicht, wenn sie mit der erfolgreichen Heimkehr von dieser Dienstreise ihr Traumziel, die Teilhaberschaft, erreichen wollte.
Seit sie in Jacks Büro gerufen worden war und erfahren hatte,dass sie in diese Angelegenheit involviert sein würde, hatte sie gewusst, es würde nicht einfach werden. Nie jedoch hätte sie vermutet, dass sie in einen solchen Gewissenskonflikt geraten würde.
Ehe sie noch ein Wort über die Lippen bringen konnte, ergriff die ältere Frau sie beim Arm, führte sie durch das Foyer und um eine Ecke, um vor einer großen Glasfensterfront stehen zu bleiben. Von dort blickte man in das Fitnessstudio. Es war größer und moderner eingerichtet als das, in dem Mallory in New York trainierte.
„Toll“, murmelte sie. Sie ging dichter ans Fenster und sah hinein. Die Halle war leer, bis auf einen Mann, der in der Ecke auf einem Laufband joggte.
Das war doch Jack! Und eine sexy Brünette hing halb über ihm, während er gleichmäßig lief. Warum machte es der da nichts aus, wie verschwitzt er war? Mallory wurde sich bewusst, dass es Eifersucht war, was sie empfand, und sie ärgerte sich noch mehr.
„Ist das nicht Ihr Kollege?“ fragte nun auch Mrs. Leatherman. Mallory nickte nur.
„Die Dame bei ihm ist die Managerin des Fitnessstudios“, antwortete Mrs. Leatherman auf Mallorys unausgesprochene
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