Mitternachtsspiele: Ein erotisches Rendezvous / 100 Wünsche hast du frei (German Edition)
gebracht.
Nichtsdestotrotz hatte sie seiner Meinung nach zum falschen Mittel gegriffen. Es konnte sie auf Dauer nicht glücklich machen, sich selbst zu verstecken. Aber das musste sie selbst erkennen. Wenn es ihm möglich sein sollte, ihr zu helfen, die sinnliche Frau in sich zu entdecken, so würde er ihr mit Freuden behilflich sein. Nicht nur aus eigenem Interesse, sondern auch, weil sie es verdiente, all jene schönen Seiten des Lebens kennen zu lernen, die ihre dicken, verfälschenden Brillengläser ihr immer nur als Zerrbild zeigten.
„Deine Eltern haben sich geirrt, das weißt du doch?“
Sie zuckte mit den Schultern, sah ihn aber aufmerksam an.
Er fragte sich, ob sie ihm wohl glaubte, und nahm sich vor, sie von der Richtigkeit seiner Worte zu überzeugen. „Und das ist wirklich schade für sie. Denn sie haben dadurch sehr viel verpasst. Dich haben sie verpasst.“
Ihre Augen füllten sich mit Tränen der Dankbarkeit, und sie holte aufgewühlt Luft. „Danke. Die Wahrheit ist etwas Wunderbares, und ich höre sie nicht allzu oft.“
Jack hatte auf einmal selbst einen Kloß im Hals. „Wenn ich mit dir zusammen bin, sagt dir mein Körper sowieso die Wahrheit. Wozu also sollte ich jetzt lügen?“ Wie auf Kommando fühlte erein beinahe schmerzhaftes Verlangen nach dieser wunderbaren Frau, und er rutschte unruhig auf seinem Sitz hin und her.
„Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du ein netter Kerl bist?“ Sie lächelte ein wenig, und dieses Lächeln wärmte ihm sein Herz, das bisher offenbar immer auf Eis gelegen hatte.
„Nein, bisher habe ich ja auch noch nie jemandem Grund dazu gegeben.“
Mallory hatte Mühe, ihren aufgeregten Herzschlag zu beruhigen. Die sonderbare Verbundenheit zwischen Jack und ihr war immer stärker zu spüren. Am liebsten hätte sie die Flucht ergriffen, aber sie traute sich nicht. Es war nicht einfach, sich jetzt noch weiter mit ihm zu unterhalten, doch sie schuldete ihm großen Dank dafür, dass er ihr die riesige Last abgenommen hatte, die sie schon seit so vielen Jahren mit sich herumschleppte.
„Nur kurz zum Thema Eifersucht“, sagte sie. „Das Getue gestern Nacht hat mir keinen Spaß gemacht.“
Die verschwitzten Hände des Barmanns und seine selbstgefälligen Avancen hatte sie von Anfang an widerlich gefunden. Aber da sie ihn als mögliche Informationsquelle sah, war sie sitzen geblieben und hatte seine lästige Aufmerksamkeit willig ertragen.
„Ich wollte nicht, dass er mich anfasst“, fuhr sie fort. „Er war nicht du, sonst wäre es etwas anderes gewesen.“
Es dauerte eine Weile, bis er sich zu einer Antwort aufraffen konnte. „Danke“, sagte er rau. „Jetzt fühle ich mich besser.“
Sie wusste, er war froh über ihre Offenheit. Später würde sie ihm noch mehr Wahrheiten präsentieren. Denn eines war ihr jetzt klar – das Thema Jack Latham war noch lange nicht erledigt.
„Erzählst du mir jetzt, was du über Leatherman herausfinden konntest?“ fragte er leise.
Froh, endlich über ein unverfänglicheres Thema reden zukönnen, sah Mallory sich um. Es war ziemlich voll geworden im Restaurant, und lautes Stimmengewirr erfüllte die Luft. Man konnte sich problemlos mit leiser Stimme unterhalten, ohne dass jemand heimlich mithören konnte. Das dachte sie jedenfalls, bis sie zum Pult der Angestellten hinübersah, die den Gästen die Plätze zu wies.
Sie stöhnte auf. „Würde ich schon gern, aber Alicia Leatherman geht gerade von Tisch zu Tisch und unterhält sich mit den Gästen.“
„Hier kommt das Gewünschte!“ verkündete die Kellnerin, die mit zwei Tellern auf ihren Tisch zusteuerte und Mallory und Jack damit einen weiteren Grund gab, ihre geschäftliche Unterhaltung lieber auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben.
Jack klang ebenfalls genervt, als er sagte: „Ja, sieht ganz so aus, als müssten wir noch ein wenig damit warten.“
Mallory nickte und griff nach ihrer Gabel. Wenn sie bei dieser Reise irgendetwas ganz sicher lernte, dann war es die Kunst des Abwartens.
Und die Kunst, sich auf bestimmte Dinge zu freuen.
Sie aß mit wahrem Heißhunger. Doch das Essen besänftigte nur ihren leeren Magen. Ihr Appetit auf Jack blieb vorerst ungestillt.
Jack hatte versprochen, Mallory zu wecken. Sie hatte sich noch einmal für ein Nachmittagsnickerchen ins Bett gelegt. Aber Telefongespräche mit seiner Sekretärin und einem seiner Mandanten hielten ihn länger auf als eingeplant. Als er das Besprechungszimmer, das Mr. Leatherman ihm zum
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