Mitternachtsspiele: Ein erotisches Rendezvous / 100 Wünsche hast du frei (German Edition)
Rede halten, die er für solche Fragen immer parat hatte. Doch dann überlegte er es sich auf einmal anders. „Unsinn, es hat nur damit zu tun!“ Er strich ihr mit einem Finger über das nackte Bein und spielte ein wenig mit dem ausgefransten Saum ihrer sehr kurz abgeschnittenen Jeans.
Mallory nahm seine Hand und unterbrach damit sein absichtliches Ablenkungsmanöver. Die Wärme ihrer Hände beruhigte ihn soweit, dass er weiterreden konnte.
„Anfangs dachte ich, ich würde Rechtsanwalt werden, um meinen Vater aus dieser unerträglichen Ehe zu befreien.“
„Und später?“
„Später wurde mir klar, dass er irgendwann angefangen hatte,sich auf eine kranke Art in seiner Lage wohl zu fühlen. Oder jedenfalls nicht die Kraft aufbringen wollte, daraus zu entkommen. Aber da war ich beruflich schon zu weit gekommen. Ich stand kurz vor der Teilhaberschaft, du kennst das Spiel. Das wollte ich nicht aufgeben und machte eben einfach weiter.“
„Und wurdest der Terminator.“
„Ja. Während meine Eltern immer noch verheiratet sind und sich gegenseitig das Leben zur Hölle machen.“
Das Cabrio fuhr beinahe im Schritttempo die Küstenstraße entlang. Für eine Weile schwiegen sie und sahen zum Strand hinüber. Jetzt, da er diese Wahrheit einmal ausgesprochen hatte, fühlte Jack sich merkwürdig befreit.
„Was ist mit deiner Mutter?“ fragte Mallory dann weiter. „Warum erträgt sie diese Ehe?“
„Sie hat ja kein Problem mit ihrer Untreue. Mein Vater zwar schon, aber er schafft es nicht, die Scheidung einzureichen. Und sie würde nur verlieren, wenn sie statt seiner die Initiative ergreifen würde.“ Zumindest bis jetzt, fügte er in Gedanken hinzu. Vielleicht raffte sein Vater sich ja eines Tages doch noch auf.
„Wie schrecklich“, sagte Mallory nachdenklich. „Und so ganz anders als bei meinen Eltern. Was wieder einmal beweist, dass weder das eine noch das andere Extrem gesund ist.“
„Kann schon sein.“ Jack atmete tief die salzige Meerluft ein. Er hatte noch nie über seine familiären Angelegenheiten gesprochen. Bei Mallory fiel es ihm erstaunlich leicht. Seine Geheimnisse schienen bei ihr in guten Händen zu sein.
Er selbst wäre es auch gern gewesen, insbesondere gewisse Körperteile, die sich so sehr danach sehnten, von diesen schlanken, weichen Händen umfasst zu werden.
„Also weigerst du dich, eine Ehe für dich in Betracht zuziehen?“ fragte sie weiter. „Aus Angst, dass es dir genauso ergeht? Dass du genauso verletzt wirst wie dein Vater?“
„Scheint so.“
Er fand es erstaunlich, dass sie dieses Verhalten nicht weiter bewertete, sondern einfach nur verstand und zur Kenntnis nahm. Dabei probten seine heimlichen Träume von Eheglück gerade den Aufstand, wehrten sich mit Macht gegen die Schranken, hinter die er sie verbannt hatte. Und sie waren fest entschlossen, sich ganz konkret mit Mallory zu beschäftigen. Dieser Aufruhr bedrohte aber die bequeme Unverbindlichkeit, mit der er bisher gelebt hatte.
Er sah zu Mallory hinüber. Die Sonnenbrille, die sie vorhin im Geschäft so begehrlich betrachtet hatte, saß ihr keck auf der Nase, während ihre schwarze Mähne vom Wind zerzaust und ihre Wangen von der frischen Luft gerötet waren. Genau so sah sie bestimmt aus, wenn sie eine leidenschaftliche Nacht hinter sich hatte. Mit ihm.
Verdammt noch mal, warum konnte er die ganze Sache nicht einfach nur als Sexaffäre betrachten? Hatte er wirklich geglaubt, es würde ihm helfen, die Ferienanlage zu verlassen? Alles, was er mit diesem Ausflug hier erreichte, war, dass Mallory und er sich noch näher kamen. Weder war er hier draußen weniger scharf auf sie noch nahm die seltsame Anziehungskraft zwischen ihnen beiden ab.
„Und deine Träume?“ fragte er. „Versagst du dir die auch?“
Sie nickte. „Ich wurde älter, fand mich mit dem Leben ab, wie es eben war, und beschloss, in meines Vaters Fußstapfen zu treten, damit er vielleicht doch noch auf mich stolz sein konnte.“
„Schade für dich. Ich werde nämlich das Gefühl nicht los, du würdest noch eine Menge unentdeckter Träume in dir finden, wenn es anders wäre.“
Mallory stützte ihr Kinn auf die hochgezogenen Knie und sah Jack aus den Augenwinkeln heraus an. „Vielleicht stimmt es ja auch gar nicht. Es ist doch gar nicht möglich, dass man sich seinen Träumen völlig verschließen kann. Ich kann es nicht, und du auch nicht.“
Noch heute Morgen hätte er jeden solchen Gedanken weit von sich gewiesen, hätte es für
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