Mitternachtsspiele: Ein erotisches Rendezvous / 100 Wünsche hast du frei (German Edition)
einfach machen würde, wie Mr. Leatherman hoffte.
Als Alicia Mallory entdeckte, leuchteten ihre Augen auf. Mallory hielt diesem Blick stand, bis Alicia entweder wegsah oder zu ihr an den Tisch kam. Alicia entschied sich für Letzteres.
„Ich nehme an, Sie waren mit dem Abendessen zufrieden?“ erkundigte sie sich freundlich.
„Ja, der Salat war hervorragend. Die Speisekarte ist auch sehr abwechslungsreich.“
„Nett, dass Sie das sagen, denn die habe ich selbst mit dem Koch zusammengestellt!“ freute sich Alicia. Sie hielt einen Moment inne und fragte dann: „Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich mich zu Ihnen setze?“
Mallory hütete sich, ihre Freude zu zeigen.„Nein, wie sollteich? Aber wurde Ihnen nicht geraten, sich einen eigenen Anwalt zu su chen?“
Sie fand Mrs. Leatherman immer sympathischer, daher lag ihr daran, dass sie sich endlich um ihre Zukunft kümmerte.
Alicia setzte sich Mallory gegenüber und winkte der Kellnerin. „Kaffee?“ fragte sie Mallory.
Mallory nickte. „Ja, gern.“
„Wussten Sie, dass meine Tochter Jura studiert?“ fragte Alicia, nachdem sie bestellt hatte, und strich sich eine braune Haarsträhne aus dem Gesicht.
„Nein, wusste ich nicht. Macht es ihr Spaß?“
Alicia lächelte. „Sie ist sich noch nicht sicher.“
„Das klingt, als ob sie bei klarem Verstand ist.“ Mallory lachte. „Richten Sie ihr doch bitte von mir aus, dass man beim Studium zwar nützliche Dinge lernt, dass es aber mit dem wirklichen Leben wenig zu tun hat.“
„Da ist was Wahres dran.“ Alicia spielte mit einem der silbernen Löffel auf dem Tisch. „Aber was hat schon mit dem wirklichen Leben zu tun?“
Mallory verstand die unausgesprochene Botschaft. Sie sprachen hier nicht über das Leben im Allgemeinen.
„Ich kann mir vorstellen, dass Sie gerade eine schwere Zeit durchmachen“, sagte sie einfühlsam, aber ohne übertriebenes Mitgefühl.
Schmerz trat in Alicias Augen. „Nein, das können Sie nicht. Fassen Sie es bitte nicht als Vorwurf auf, aber wir reden hier von einer Ehe, die fünfundzwanzig Jahre gehalten hat. Und es war mehr als nur eine Ehe. Es war eine echte Partnerschaft zwischen zwei gleichberechtigten, offenen Menschen. Nie hätte ich gedacht, dass es mal so enden würde.“
Offenbar war Alicia sehr aufgebracht darüber, was aus ihrer Ehe geworden war.
„Sie hatten den Eindruck, dass es eine stabile Partnerschaft war?“ fragte Mallory nach.
Alicia schüttelte den Kopf. „Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich kenne die Charakterschwächen meines Mannes wie meine eigenen. Aber ich dachte, wir würden mit allem fertig werden. Ich dachte sogar, wir hätten es schon geschafft.“
Mallory sah ihr in die Augen. Alicia war älter und erfahrener als sie selbst. Zwar litt sie unter dem Verhalten ihres Mannes, bewies dabei jedoch eine Stärke und Entschlossenheit, die Mallory imponierte.
„Und Sie glauben es immer noch, nicht wahr?“ fragte sie. „Wenn man jemandem liebt, dann vertraut man ihm. Und man möchte, dass derjenige einem genauso vertraut. Das ist eine sehr einfache Sache.“
Wem sagen Sie das. Mallory dachte sofort an Jack. Kein Wunder, wo sich doch in den vergangenen Tagen mit ihm alles um das Thema Vertrauen gedreht hatte.
„Und“, fuhr Alicia fort, ohne etwas von Mallorys Gedanken zu ahnen, „man möchte daran glauben, dass man alles überwindet und ein Leben lang zusammenbleiben kann, wenn man einander nur vertraut. Aber Glauben ist die eine Sache, Realität eine andere. Ich laufe nicht mit geschlossenen Augen durch die Gegend. Wenn es so weit ist, werde ich schon sehen, wo ich bleibe. Ich weiß nur, dass das, was wir gehabt haben, stabil war, auch wenn Paul sich verändert hat.“ Alicia hob sie den Blick und sah Mallory wieder an. „Haben Sie je geliebt?“
„Nein. Noch nie“, log Mallory schnell. Sie durfte nicht zulassen, dass sie dieser freundlichen Frau gegenüber ihr Herz ausschüttete.Und sie durfte genauso wenig über deren Ansichten nachdenken. Liebe. Vertrauen. Und beides ein Leben lang.
„Dann entgeht Ihnen der wahre Sinn des Lebens. Das kann ich ohne Verbitterung sagen, selbst wenn meine Ehe vermutlich geschieden werden wird. Sie sind zu jung und zu hübsch, um nur Rechtsanwältin zu sein und auf alles andere zu verzichten.“
Alicia sprach ruhig und voller Überzeugung. Sie wusste, was sie sagte, denn sie hatte geliebt und war geliebt worden.
Von Anfang an hatte Mallory sich zu dieser Frau hingezogen gefühlt. Das war nicht zu
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