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Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition)

Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition)

Titel: Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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ich aber anderes gehört.« Er wusch sich das Gesicht und angelte nach einem Handtuch. »Zufällig hab ich in Charleston gestern eine unserer Nachbarinnen getroffen. Sie berichtete mir schadenfroh, dass du keine Besucher empfängst.«
    »Tut mir leid, aber ich war weiß Gott nicht versessen auf das blöde Geschwätz, warum ich einen dahergelaufenen Yankee geheiratet habe, der sich zu allem Überfluss gleich nach der Hochzeitsnacht verdrückt.«
    »Das wurmt dich wohl, was?« Er warf das Handtuch zu Boden. »Ich hatte keine Wahl. Die Spinnerei muss rechtzeitig vor der Ernte wieder in Betrieb genommen werden. Dafür musste ich Holz und andere Materialien bestellen.« Er ging zur Tür. »Ich möchte, dass du in einer halben Stunde ausgehfertig in der Halle erscheinst. Die Kutsche wartet.«
    Sie beäugte ihn argwöhnisch. »Wieso?«
    »Es ist Sonntag. Mr. und Mrs. Cain gehen heute in die Kirche.«
    »Kirche, pah!«
    »Du hast es erfasst, Kit. Heute Morgen wirst du nicht kneifen, sondern dich an meiner Seite zeigen.«
    Kit sprang mitsamt dem Laken aus dem Bett. »Ich hab mein ganzes Leben noch nicht gekniffen!«
    »Das hoff ich auch sehr für dich.« Er verschwand durch die Tür.
    Sie hätte es sich zwar nie eingestanden, aber im Grunde genommen hatte er Recht. Sie konnte sich nicht ewig verstecken. Leise schimpfend warf sie das Laken aufs Bett zurück und wusch sich.
    Sie entschied sich für das leichte Baumwollkleid mit dem Vergissmeinnicht-Druck, das sie erst einmal getragen hatte. Dann frisierte sie ihr Haar zu einem weichen Knoten und setzte einen kleinen Strohhut mit blauen Seidenbändern auf. Ihr einziger Schmuck waren der verhasste Ehering und Ohrgehänge mit Mondsteinen.
    Es war ein warmer Morgen, und die Kirchgänger standen grüppchenweise plaudernd im Freien. Als die Kutsche von Risen Glory vorfuhr, gewahrte Kit, wie sie die Köpfe reckten. Nur die kleineren, munter herumtollenden Kinder scherten sich nicht um die Ankunft von Baron Cain nebst Gattin.
    Cain half Miss Dolly aus der Kutsche, dann streckte er die Hand nach Kit aus. Sie glitt anmutig aus dem Fond, und als er sie loslassen wollte, hielt sie seine Hand fest. Mit einem betont innigen Lächeln tätschelte sie seinen Arm und hakte sich bei ihm unter, ganz das hilflose und bewundernde Eheweibchen.
    »Übertreibst du nicht ein bisschen?«, knirschte er.
    Mit einem umwerfenden Lächeln raunte sie ihm zu: »Wart’s ab, ich fang eben erst an. Im Übrigen kannst du dich zum Teufel scheren.«
    Mrs. Rebecca Whitmarsh Brown steuerte als Erste auf sie zu. »Aber Katharine Louise, wie schön, Sie zu sehen! Die plötzliche Heirat mit Major Cain hat uns alle überrascht, nicht wahr, Gladys?«
    »Oh ja«, antwortete ihre Tochter giftig.
    Gladys’ Gesichtsausdruck sprach Bände. Sie hatte selber
ein Auge auf Cain geworfen. Yankee hin oder her, dass eine wie Kit Weston ihn sich geangelt hatte, passte ihr noch weniger.
    Kit presste besitzergreifend ihre Wange an seinen Ärmelstoff. »Aber Mrs. Brown, Gladys, ihr wollt mich wohl auf den Arm nehmen, oder? Jeder, der Augen im Kopf hatte, wusste doch von Anfang an, was Major Cain und ich füreinander empfinden. Versteht sich von selbst, dass er seine wahren Gefühle besser kaschieren konnte als ich, seine kleine Frau.«
    Cain entwich ein sonderbarer Krächzlaut, Miss Dolly blinzelte verstört.
    Kit nahm einen seufzenden Atemzug und schnalzte mit der Zunge. »Ich habe mich natürlich lange dagegen gewehrt – der Major ist schließlich ein Yankee und damit einer unserer ärgsten Feinde. Aber hat nicht schon Shakespeare geschrieben ›Alles besiegt Amor‹? Ist doch so, Schätzchen, oder?«
    »Ich glaube, das stammt von Vergil, Liebes«, erwiderte er trocken. »Und nicht von Shakespeare.«
    Kit strahlte die beiden Frauen an. »Na, ist er nicht ein kluger Mann? Traut man einem Yankee gar nicht zu, nicht wahr? Die meisten sind ja auch ziemliche Kleingeister und so.«
    Er drückte ihren Arm. Was für Außenstehende wie eine Geste der Zuneigung wirkte, war in Wahrheit eine Warnung, dass sie es nicht zu weit treiben sollte.
    Kit fächelte sich Luft zu. »Grundgütiger, ist das heute heiß. Baron, Liebling, vielleicht gehen wir besser hinein. Da ist es kühler. Die Schwüle macht mir heute Morgen wirklich zu schaffen.«
    Kaum hatte sie dies gesagt, hefteten sich mindestens zwölf Augenpaare auf ihre Taille.
    Cain amüsierte sich köstlich. »Aber natürlich, mein
Schatz. Komm, ich begleite dich hinein.« Er führte sie die

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