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Mitternachtsstimmen

Mitternachtsstimmen

Titel: Mitternachtsstimmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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»Warum bist du
denn nicht in der Schule, junger Mann? Nein, sag nichts, ich
weiß schon – die haben dich rausgeschmissen. Und, was hast
du verbrochen?«
»Ich bin nur vorübergehend vom Unterricht ausgeschlossen
worden«, stellte Ryan richtig und betonte das Wort ›vorübergehend‹, als rückte das die Angelegenheit in ein völlig anderes
Licht.
»Ist doch das Gleiche«, gab Kevin zurück. »Nur die kürzere
Knastversion. Sag, wirst du mir jetzt verraten, was du
angestellt hast, oder muss ich deine Mutter fragen und mir die
tragische Variante anhören, statt der lustigen?«
»Ich bin in eine Rauferei geraten«, verkündete Ryan.
»Kannst du ein Auge auf ihn haben, Kevin?«, unterbrach ihn
Caroline, ehe ihr Sohn so richtig auf Touren kam. »Ich konnte
ihn nicht zu Hause lassen und –« Sie hob hilflos die Hände.
»Ach, das erzähle ich dir später.«
Während Ryan noch einmal berichtete, wie es zu seiner
Suspendierung kam, setzte Caroline sich an Claires Computer.
Bisher hatte sie ihn nur für geschäftliche Belange benutzt, wie
zum Beispiel für die Suche nach dem Regency-Kartentisch für
Irene Delamond, den sie dann auch prompt in einem Londoner
Geschäft gekauft und sich für eine Unsumme hatte per Luftfracht schicken lassen. Obwohl bei weitem keine Spezialistin,
wusste Caroline doch, wie man so einen Computer bediente,
und als Erstes rief sie eine Seite auf mit Namen AnyWho, mit
der sie bei ihren Nachforschungen im geschäftlichen Bereich
gute Erfahrungen gemacht hatte. In das weiße Kästchen unter
der Rubrik »Suche nach Personen« gab sie Melanie
Shackleforth’ Nachnamen ein und versuchte sich zu erinnern,
wo Melanie gesagt hatte, dass sie herstamme.
Hatte sie überhaupt etwas gesagt?«
Wenn ja, konnte Caroline sich nicht daran erinnern. Aber sie
hatte einen starken Akzent – dieses typisch Schleppende des
Südens, das man von Geburt an mitbekommen haben musste.
Georgia vielleicht? Caroline tippte die Abkürzung für Georgia
in das weiße Kästchen und klickte auf SUCHEN.
Nichts. Sie probierte es mit Florida, Louisiana und klickte
sich dann durch sämtliche Südstaaten. Immer noch nichts.
Keine Shackleforths, weder eine Melanie noch irgendeine
andere dieses Namens.
Hatte sie Shackleforth vielleicht falsch geschrieben? Sie
probierte ein paar Varianten aus, fand immer noch nichts und
machte dann die Google-Suchmaschine auf.
Abermals tippte sie den Namen Shackleforth ein und drückte
auf SUCHEN. Die meisten der aufgelisteten Einträge bezogen
sich auf eine alte Twilight Zone-Episode.
Das passt, dachte Caroline. Genauso fühle ich mich im
Augenblick. Seufzend ließ sie die Suche nach Shackleforth, für
den Moment jedenfalls, bleiben und klickte sich wieder zurück
zu AnyWho. Diesmal tippte sie »Albion« ein und »New
Mexico«.
Nichts.
Einen leisen Fluch auf den Lippen, entschied sie, dass das
Problem vielleicht bei AnyWho selbst liegen könnte. Sie ging
wieder zurück zur Startseite, gab New York ein und drückte
wieder auf SUCHEN.
Nun erschien eine endlose Liste von Albions auf dem
Monitor, die sie auf New York City begrenzte.
Da gab es nur einen Eintrag: Max und Alicia, 100 Central
Park West.
Sie hatte also weder Virginia Estherbrooks Verwandte mit
Namen Shackleforth gefunden, noch Max Albions Bruder in
New Mexico – aber hatte das etwas zu bedeuten?
Jetzt konzentrierte sie ihre Aufmerksamkeit auf Virginia
Estherbrook selbst und tippte deren Namen bei Google ein.
Dutzende von Seiten erschienen, meistens mit Kritiken von
Stücken, in denen die Schauspielerin gespielt hatte, aber auch
Seiten, die ihre Fans ins Internet gestellt hatten. Als Caroline
eine davon anklickte, erschien ein Bild von Virginia
Estherbrook auf dem Bildschirm, das vor mindestens dreißig
Jahren aufgenommen worden war, in der Blüte ihrer Jahre. Die
Ähnlichkeit mit ihrer Nichte war beinahe unheimlich – man
brauchte nur die Frisur und das Make-up zu ändern, und hatte
Melanie Shackleforth vor sich.
Sie klickte sich durch die diversen Bilder und stutzte, als sie
zu einer kurzen Biographie der Schauspielerin kam.
Kurz, in der Tat. Laut diesem Eintrag war Virginia
Estherbrook anscheinend aus dem Nichts in New York aufgetaucht. Sie hatte nie enthüllt, wie alt sie war und abwechslungsweise behauptet, in Europa, Australien oder Argentinien
aufgewachsen zu sein. »Ich bin einfach nur jemand, der Rollen
spielt«, soll sie einmal gesagt haben. »Mein Leben besteht
nicht aus realen

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