Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mitternachtsstimmen

Mitternachtsstimmen

Titel: Mitternachtsstimmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
Vom Netzwerk:
Hände neben seinen Hüften auf die
Schreibtischkante.
    »Ihre Frau war mit ihr befreundet«, erwiderte Oberholzer.
»Routinemäßig befragen wir jeden, der sie kannte. Ist Ihre Frau
zu Hause?«
    Fleming schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, meine Frau hat
das sehr mitgenommen. Andrea war ihre beste Freundin, und
nachdem –« Er unterbrach sich und begann dann neu. »Der
erste Mann meiner Frau wurde vor etwas über einem Jahr im
Central Park ermordet. Und als jetzt ihre beste Freundin
ebenfalls ermordet …« Seine Stimme verlor sich ein zweites
Mal, dann holte er tief Luft und sprach weiter. »Ich musste sie
letzte Nacht ins Krankenhaus bringen. Sie hat mit angesehen,
wie man Andreas Leichnam aus dem Haus trug, und danach
ging es ihr sehr schlecht. Albträume plagten sie und – nun, es
ist schwer zu beschreiben. Ich glaube, sie hat eine Paranoia
entwickelt. Gestern kam sie früher von der Arbeit nach Hause,
und als ich heimkam, reagierte sie beinahe hysterisch. Glaubte,
dass man sie beobachtet – solche Dinge eben. Ich versuchte sie
zu beruhigen, aber als mir das nicht gelang –« In einer hilflosen
Geste breitete er die Hände aus, seufzte und schüttelte den
Kopf. »Ich hoffe, dass sie in ein paar Tagen wieder zu Hause
ist.«
»Wo liegt sie denn?«, fragte Oberholzer, Bleistift und
    Notizbuch griffbereit.
»Im Biddle Institut«, antwortete Fleming. »Oben an der 82.
Straße West.«
»Wie gut kannten Sie Andrea Costanza?«, erkundigte sich
Maria Hernandez.
»Eigentlich kaum«, antwortete Fleming. »Wir haben einmal
mit ihr zu Abend gegessen, und sie war natürlich zu unserer
Hochzeit geladen, aber im Grunde war das eine Frauengeschichte. Andrea und Caroline kannten sich schon seit dem
College und steckten immer zusammen. Die beiden anderen
des Kleeblatts sind Beverly Amondson und Rochelle
Newman.«
Oberholzer nickte. »Und können Sie uns sagen, wo Sie beide
letzten Freitagabend waren?«
»Letzten Freitag?«, begann Fleming, registrierte dann aber
sofort, worum es Oberholzer ging. »Ah. Der Abend, an dem
Andrea ermordet wurde. Nun, im Großen und Ganzen waren
wir zu Hause. Wir haben mit den Kindern zu Abend gegessen,
und dann hatte ich eine Versammlung.«
»Eine Versammlung? Am Abend?«
»Eigentümerversammlung«, erklärte Fleming. »Wir treffen
uns einmal im Monat, meistens, um über Geld zu debattieren.«
»Und wer hat noch an dieser Versammlung teilgenommen?«
Flemings Brauen hoben sich ein wenig, doch dann zählte er
die Leute an seinen Fingern ab. »Na, mal sehen. Zunächst
einmal ich selbst, dann George Burton und Irene Delamond.
Und Ted Humphries.«
»Nur fünf?«, fragte Maria Hernandez erstaunt.
»Haben Sie eine Vorstellung, wie schwierig es ist, fünf
Leute unter einen Hut zu kriegen?«
»Und die Versammlung dauerte …?« Oberholzer ließ die
Frage im Raum hängen.
»Etwa eineinhalb Stunden würde ich sagen. Um elf Uhr war
ich sicherlich wieder zu Hause. Und jetzt, wenn Sie keine
weiteren Fragen mehr haben, würde ich gern nach oben gehen
und nach meinem Sohn sehen; er scheint eine Grippe
aufgeschnappt zu haben.«
»Okay«, sagte Oberholzer, klappte sein Notizbuch zu und
steckte es in die Innentasche seiner Jacke. »Ist es Ihnen recht,
wenn wir Ihre Frau im Krankenhaus aufsuchen?«
»Meine Frau ist sehr krank«, entgegnete Fleming. »Wenn
Sie vielleicht ein paar Tage warten –«
»Ich wünschte, ich könnte das«, warf Oberholzer ein. »Aber
wir ermitteln in einem Mordfall, Mr. Fleming.«
Einen Moment schien es, als wollte Mr. Fleming die Sache
nicht auf sich beruhen lassen, doch dann siegte die Vernunft.
»Selbstverständlich«, sagte er und verließ seinen Platz am
Schreibtisch, um die beiden Detectives zur Tür zu bringen.
»Falls es noch etwas gibt, dann lassen Sie’s mich wissen.«
»Wir bleiben in Verbindung«, versicherte ihm Oberholzer.
Weder er noch seine Kollegin sprachen ein Wort, bis sie das
Rockwell verlassen, die Straße überquert und sich schon einen
halben Block von dem Gebäude entfernt hatten. »Nun?«, fragte
Hernandez. »Was denken Sie?«
»Ich denke, dass ich mich zum Biddle Institut aufmache, und
Sie sich noch einmal Costanzas Adressbuch vornehmen.«
»Ich wollte eigentlich wissen, was Sie von ihm halten.«
Oberholzer zuckte die Achseln. »Weiß ich erst, wenn ich
überprüft habe, was er gesagt hat.«
»Ich mag ihn nicht«, erklärte Hernandez, obwohl Oberholzer
sie nicht danach gefragt hatte. »Besonders seine Augen nicht.«
»Seine Augen«,

Weitere Kostenlose Bücher