Mittland 2 - Das Feuer der Drachen: 1.100 Seiten Fantasy (German Edition)
pure Grauen!«
Er nickte schweigend , und hinter ihm loderten Flammen auf, denn das Holz hatte Feuer gefangen. »Ja«, bestätigte er. »Ja, so ist es.«
»Ich habe mir gewünscht, eine schöne Menschenfrau zu sein, Darius. Und die Götter haben mir dieses Geschenk gemacht. Es ist geschehen , und ich bin hier bei dir. Ich bin immer noch die Gleiche, bin Bluma, aber ich sehe anders aus.«
»Du bist in den Kristallteich gegangen. Konntest unter Wasser atmen. Du beherrscht die Magie, warst in Unterwelt und hast Lord Murgon besiegt. Du bist mächtiger und …«
»Gefährlicher?«
»Nein, das meine ich nicht ... mächtiger auf jeden Fall, als es Elvira jemals war. Du bist so wie Agaldir.«
»Du redest, als sei ich ein Monster«, entfuhr es ihr. Das Agaldir tot war, verschwieg sie ihm.
»Nein, nein – du missverstehst mich.«
»Du hast Angst, ist es so? Etwas hat dir den Schneid abgekauft. Etwas hat dich grundlegend verändert.«
Er nickte sehr langsam. Sein Gesicht war in die Länge gezogen , und seine Augen waren trübe.
Sie schwieg und legte die zierlichen Finger um den Trinkbecher. War es an der Zeit, zu ihm zu gehen, ihn zu umarmen? Was hätte die alte, die dicke und hässliche Bluma getan? Sie hätte gesagt: »Ich glaube, du trinkst zu viel, mein Freund. Das verwirrt deinen Geist und legt grauen Nebel über dein Gehirn.«
Sein Kopf ruckte hoch. »Dir kann man immer noch nichts vormachen, nicht wahr?« Er lächelte traurig. »Ja, ich lebe das Leben eines Vagabunden. Ich saufe , und ich spiele in Spelunken mit einem der reichsten Adeligen von Dandoria, mit Markosa Lightgarden, falls dir der Name etwas sagt. Nun ist er verliebt , und ich trinke hier alleine in meiner Behausung, in der mich jeder Fetzen an Elvira erinnert und an das, was sie mir angetan hat. Ich saß dort, wo du jetzt sitzt und sie hatte mich mit Hexenmagie gefesselt. Sie schwor mir den Tod , und wären Balger und seine Männer nicht rechtzeitig gekommen, hätte sie ihr Ziel erreicht. Sie war es, die mich zum Mörder an meiner eigenen Tochter werden ließ. Und nun – nun bin ich alleine. Nun sehe ich ...« Er stockte.
»Das Grauen«, vervollständigte Bluma. »Es hat sich nichts geändert, Darius. Was du siehst, ist noch immer dasselbe wie damals in der Höhle in Unterwelt. Doch damals wusstest du noch nichts von den Missetaten deiner Frau. Mir scheint, du brauchst immerzu eine Entschuldigung für deine Weltsicht und ein en Grund für dein Selbstmitleid. «
Darius lächelte gequält. »Immer noch dieselbe Bluma.«
Sie strahlte. Er hatte es begriffen und glaubte ihr. Für einen Moment klärte sich sein Blick. Sie wäre jede Wette eingegangen, dass ihm in diesem Augenblick egal war, wie sie aussah. Er sah in ihr Bluma, jene Freundin, die ihn noch nie im Stich gelassen hatte – die ihn liebte!
Er öffnete eine Holzkiste und entnahm ihr eine Weinflasche, die er geschickt entkorkte. Er trank einen Schluck. »Und was tun wir jetzt?«
Bluma stützte die Handflächen auf die Tischplatte und erhob sich. »Dieser Körper ist mir fremd. Er ist … eigenartig, viel leichter und gelenkiger als mein Barbkörper. Das macht mir etwas Angst. Dennoch mag ich ihn, denn er macht mich menschlich, macht mich ansehnlich, wenn du verstehst, was ich meine. Ich habe mir oft gewünscht, an deiner Seite ... angenehmer zu wirken. Ich möchte nicht wissen, wie oft du dich für mich geschämt hast.«
»Geschämt? Wovon redest du?« Er grinste und wischte sich mit dem Handrücken die Lippen ab.
»Jetzt tust du so, als verstehst du mich nicht.«
Er nahm einen weiteren Schluck, schlug mit der Handfläche den Korken in den Flaschenhals und verstaute sie wieder in der Kiste.
»Es kommt nicht darauf an, wie man aussieht«, sagte Darius. »Hierauf kommt es an.« Er schlug sich mit der flachen Hand auf die Brust. »Und davon besitzt du mehr als jeder anderen Mensch, den ich kenne.«
»Mensch?« Sie lächelte.
Er räusperte sich. »Hätte ich Zweibeiner sagen sollen?«
»Eben das macht es so kompliziert«, sagte sie.
Sie stand vor ihm und roch seinen sauren Atem. Er tat ihr leid. Das war nicht mehr der heldenhafte Darius, mit dem sie das größte Abenteuer ihres Lebens überstanden hatte. Dieser Darius war ein gebrochener Mann – ein Versager? So wollte sie nicht denken. Nein, das wollte sie nicht, trotzdem …
»Du bist so viel klüger als ich«, murmelte Darius und schlug die Augen nieder, als hätte er ihre Gedanken gelesen.
»Du hast einen Schwur geleistet«,
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